Dazu gehören der Esthec-Deckbelag, elektrische Winschen, Bordnetz und -batterie, Ladegerät, Autopilot, Gennakergeschirr mit festem Bugspriet, Windschutzscheibe, Cockpitpolster, Seewasser-WC, Radsteuerung und sogar ein Kühlschrank. Das schlägt nicht nur ins Portemonnaie, sondern natürlich auch ins Gewicht. Gut 300 Kilogramm mehr bringen die Extras auf die Waage.
Schwimmen im Luxus
Aber die hohe Zuladung macht die Saffier 27 nicht zur lahmen Ente. Draußen ist die Brise mit zwei bis drei Beaufort und gelegentlichen Böen schwach. Trotzdem geht es ganz schön ab. Nachdem wir den Hafen verlassen haben, steigt die Epec-Garderobe von Elvstrøm auf Knopfdruck mühelos in die Höhe. Das Boot wäre standardmäßig mit zwei manuellen Winschen bestückt. Man bräuchte wohl auch keine elektrischen. Aber das Vorführboot hat eben Vollausstattung. Wir schwimmen gewissermaßen im Luxus.

Der Daysailer ist keine dramatisch breite Volumenyacht. Steigt man an Bord, merkt man das sofort: Es krängt kaum. Die moderne Rumpfform, das flache Unterwasserschiff und das beinahe auf maximale Breite auslaufende Heck sorgen für eine hohe Formstabilität. Die 27er bietet viel Platz und Bewegungsfreiheit im Cockpit und mit 1,65 Metern einen – für ein Acht-Meter-Schiff – gewaltig tiefen Bleikiel.
Das ist auch beim Segeln zu merken. Kaum Krängung. „Sie macht keinen Quatsch“, wie es der deutsche Saffier-Vertreter Dines Pontoppidan unterwegs kommentiert. Die Saffier SE 27 schießt nicht in die Sonne, fährt selbst bei einer Bö stur geradeaus. Das Boot kann viel ab, ist einfach zu segeln und dazu noch einhandtauglich.
Bugspriet aus Karbon
Bei der Entwicklung war den Holländern zunächst eine deutliche Gewichtsreduzierung gegenüber dem Vorgängermodell, der Saffier SE 26, wichtig. Der Rumpf wird im Vakuum-Infusionsverfahren mit Iso-Harzen und Divinycellschaumkern gebaut. Laminatverstärkungen gibt es im Bereich des Kielbereichs und bei anderen stark belasteten Teilen.

Der optionale Bugspriet ist aus Carbon gefertigt. Verwendung finden die besten Materialien, Beschlagsmarken und modernste Technologie. Der Ausbau an und unter Deck ist dem Anspruch gemäß tadellos.
Was für ein Angeberboot!
Die Saffier fühlt sich unterwegs leichtfüßig, steif, direkt und schnell an. Kurz gesagt: herrlich zu segeln. Dass man auf raumen Kursen und unter Gennaker ins Gleiten kommt, steht wohl außer Frage. „Das ist ein echtes Angeberboot“, so Originalton Pontoppidan. „Ohne eine Schot anzufassen, reißt Du das Boot rum.“
Nicht nur das Boot, auch er ist jetzt richtig in Fahrt: „Die gucken ganz blöd, wenn Du auch bei nur einem bisschen Wind hoch kreuzt. Da traut sich keiner gegenzuhalten. Und an der Kreuz fängst Du auch oft Streit mit viel größeren Booten an, weil es so eine fantastische Höhe fährt.“ Leider segelt beim Test niemand in unserer Nähe. Oder traut sich einfach keiner?
Aufgrund des flachen Unterwasserschiffs und des schmalen, tiefen Kiels wendet das Boot leicht. Die Wendewinkel sind bemerkenswert spitz. An der Kreuz erreichen wir eine Höhe um die 30 Grad zum wahren Wind. Das Log pendelte sich bei mehr oder weniger 5,0 Knoten Geschwindigkeit ein. Und ich spüre nichts am Ruder. Mit nur einem Finger am Steuerrad segeln wir fast so schnell wie der Wind. Was will man mehr?
Pinne oder Steuerrad?
Möchte ich eigentlich sprichwörtlich am Rad drehen, oder wäre mir eine Pinne zum Steuern doch lieber? Ich habe zwangsläufig „am Rad drehen“ müssen, denn das Testboot ist mit einer Radsteuerung ausgerüstet. „Soviel ich weiß, haben die Holländer bisher nur ein einziges Schiff mit Pinne ausgeliefert. Alle anderen mit Steuerrad“, sagt dazu Dines Pontoppidan.
Dabei ist das Steuerrad eine kostenpflichtige Option, die Pinne Standard. Zugegeben, das große Rad in schwarzer Carbon-Optik macht mächtig was her. Und es passt zum spektakulären Erscheinungsbild dieser kleinen und auffälligen – nomen est omen – saphirblauen Yacht. Zudem ist das ganze Cockpitlayout so gestaltet, als sei es von vornherein mit Rad geplant.


Die Ergonomie ist perfekt, wenn man seitlich auf der zur Sitzfläche verbreiterten Bordwand zum Steuern sitzt. Oder wenn man – mit viel Übersicht nach vorn – hinterm Rad steht. Kein Problem, zumindest für mich als 1,87 Meter großen Menschen, ist auch die Sitzposition hinter dem Steuerrad auf der Bank.
Als langjähriger Schwertbootsegler bin ich es gewohnt, mit der Pinne zu steuern. Die Saffier 27 steuert sich aber auch mit Rad mindestens genauso direkt wie ein Schwertboot. Vermisse ich unterwegs einen spürbaren Ruderdruck? Ja und nein! Es erfordert zumindest aufmerksames Steuern. Denn schon beim leichtesten Drehen am Rad bewegt sich mit sofortiger Wirkung auch der Bug.

Widerstand am Ruder kostet halt Geschwindigkeit. Habe ich auf diese Empfindlichkeit keine Lust, schalte ich halt die Selbststeueranlage an – und entspanne mich wie bei der großen 37er am Heck auf dem großen Sonnendeck. Der Traveller verläuft zwar direkt durch die Liegefläche. Er wird aber durch die abnehmbaren Auflagen so umkleidet, dass er nicht in den Rücken drückt.
Gleiten unter Gennaker
Spätestens unter Gennaker fallen mitunter Böen ein, die das Boot sofort ins Gleiten bringen. Rechtzeitiges Abfallen bei einer Böe ist nun gefordert. Und ich schieße beim ersten Mal mit heftigem Druck und mehr Lage fast in den Wind.