Luxus läuft. Knapp drei Jahre nach der Gründung meldet Alva Yachts ein beachtliches Auftragsvolumen für seine Solarkatamarane. „Aktuell befinden sich sechs Alva-Schiffe im Bau“, berichtet Milan Henn im Gespräch mit float. Davon seien zwei Boote des großen Typs Ocean Eco 90. Dieses 27,50 Meter lange Topmodell kostet rund neun Millionen Euro. Und bald soll es auch eine H2-Version geben, die mit sogenannten Wings fährt.
Und einige weitere Modelle seien bereits bestellt, so Henn, der bei Alva Yachts der Mann für Design und Marketing ist. Die Verkaufserfolge zeigen, dass der Motor-Katamaran mit Elektroantrieb „für den Lebensstil geeignet ist, den wir uns für unsere Eigner vorstellen“, so der junge Designchef.
Der erste Solarkatamaran von Alva soll Ende des Jahres 2023 in See stechen. Sein Heimathafen wird Palma de Mallorca sein. „Das Mittelmeer wird das wichtigste Revier für uns“, so Henn. Für diesen Zweck hat das Unternehmen bereits die eigene Vertriebsgesellschaft Alvamed gegründet.

Als weitere wichtige Märkte hat Alva außerdem die USA und den arabischen Raum identifiziert. Auch die Schwarzmeer-Region, Kroatien, Belgien und Frankreich werden, so der Plan, eigene Vertretungen erhalten. Henn: „Deutschland und Nordeuropa machen wir selbst.“
Alva Yachts ging Anfang 2020 aus ihrem Vorgänger Pica Yachts hervor. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pica bereits sechs Jahre Erfahrung in Entwicklung, Konstruktion und Vermarktung von kleineren Segel- und Motoryachten mit Elektroantrieb.
Die Nachfrage sitzt ihnen im Nacken

Auch danach gibt es für das deutsche Unternehmen keine Pause: „Die Liste von Interessenten ist extrem lang, wir verkaufen in der Zukunft nur noch Bauplätze.“ Gebaut wird im türkischen Antalya.
Dort nutzt Alva Yachts nach Henns Angaben mittlerweile einen kompletten Industriepark. Alva Baunummer 1 und 2 sind bereits im Bau weit fortgeschritten. Es sind zwei 50 Fuß lange Katamarane nach einem Design, das inzwischen von Milan Henn stark überarbeitet wurde. Die beiden Erstlinge gehen nicht in den Verkauf. Sie werden als Demoboote genutzt, um für den solar-elektrischen Antrieb zu werben. Baunummer 1 will die Werft für Kundentörns auf Mallorca stationieren.
Mit Solarenergie quer über den Atlantik
„Da die Technik der Erstlinge jener der neuen Modelle sehr ähnlich ist“, so Henn im float-Gespräch, „eignen sie sich gut zum Vorführen.“ Das gilt vor allem für den autarken Solarbetrieb: 2020 hatten die Deutscen die Branche mit der Ankündigung überrascht, dass Alva-Boote dauerhaft von Landstrom unabhängig fahren können.

Die Photovoltaik-Anlage in Decks- und Dachflächen soll an einem sonnigen Tag ausreichend Strom produzieren, um dauerhaft mit fünf Knoten voranzukommen. Und zwar bis Sonnenuntergang. Ohne großen Akku, ohne Brennstoffzelle, ohne Diesel. Gerne auch quer über den Atlantik. Dass dieses kühne Versprechen zutrifft, hat Alva Yachts inzwischen nachgewiesen, sagt Milan Henn: „Wir haben mehrfache Tests mit dem Prototypen gemacht, das funktioniert.“
Die Energie dafür liefern 200 Quadratmeter Photovoltaik, die nach Angaben der Werft bis zu 40 Kilowatt Energie gewinnen. „Keiner auf dem Markt hat eine größere Solarfläche.“ Optional gibt es zusätzlich ein hybrides Energiesystem, bei dem ein Dieselmotor über einen Generator drehzahloptimiert Strom erzeugt und so den Puffer-Akku speist. Daraus zieht sich der E-Motor seine Energie. Die Spezifikationen für die 90-Fuß-Yacht sehen zwei 250 kW starke E-Antriebe vor, die zwei Dieselmaschinen mit je 456 kW unterstützen.

So kann bei wenig Sonne oder schnellerem Tempo wahlweise weiter oder länger gefahren werden. Dieses Backup spare im Vergleich zu einem Dieselantrieb 90 Prozent Energie. Und mehr noch: „Wir planen, den Diesel als Stromerzeuger durch eine Brennstoffzelle zu ersetzen“, sagt Milan Henn. Das Marschtempo beträgt bei dem großen Katamaran 8 bis 10 Knoten, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 15 bis 16 Knoten erreicht.
Ein Boot mit smarten Flügeln
Die noch in der Konzeptphase steckende, aber bereits verkaufte vollelektrische H2-Version des Ocean-Eco-90-Kals bekommt zusätzlich ein „Windantriebssystem“, sprich Segel. Die Oceanwings von Ayro haben Windsensoren an den Flügeln. Diese Daten werden in Echtzeit ausgewertet, um dann per Motor den Anstellwinkel und die Wölbung der Flügelsegel anzupassen.