Schönheit wird die Welt retten, das hat schon Fjodor Dostojewski gewusst. Alva Yachts interpretiert den großen russischen Dichter auf seine Weise: Äußerliche Attraktivität und Nachhaltigkeit gehen gut zusammen, ist das Credo der jungen Werft.
Damit fällt sie auf. Ökologisches Design haben schon viele versprochen – bei den meisten Produkten beschränkt sich dieser Anspruch allerdings auf mehr oder weniger angedeutete Bionik mit ein paar bunten LED-Streifen. Die Ideen- und Bootsschmiede aus Deutschland tritt gleich mit mehreren aufsehenerregenden Booten und Konzepten an, die in den kommenden Monaten und bis ins nächste Jahr 2021 vorgestellt werden.
Unverwechselbare Silhouette
Gut erkennbar ist das bei der jüngsten Schöpfung von Alva Yachts, dem elektrisch angetriebenen Katamaran Ocean Eco 60: Hier sind die Solarpaneele nicht einfach in das Dach des Aufbaus integriert. Vielmehr ist die Fläche selbst ein einziges Solarkraftwerk, dass sich – gerade gestreckt – bis hinunter zum Bug zieht.

Die gesamte Fläche ist auf den Renderings in Blau gehalten: Branchenübergreifend ist das die Symbolfarbe für „saubere“ Energie. Nebenbei gelingt dem jungen Designer ein gleichermaßen dynamisches wie aggressives Auftreten seines Schiffs: Die kühne Keilform verleiht dem 18,40 Meter langen und 10,20 Meter breiten Katamaran eine unverwechselbare Silhouette.
Im Herbst kommt Baunummer 1
Wieviel Nachhaltigkeit wirklich in dem Konzept steckt, können wir bald nachprüfen: Denn das Mega-Multihullboot Ocean Eco 60 ist kein Luftschloss. Die ersten beiden Exemplare sind bereits im Bau. In diesem Herbst soll die Baunummer 1 für Tests zur Verfügung stehen. Motorisiert wird der 18,30 Meter lange Kat mit 2 x 280 Kilowatt starken Elektromotoren, also zusammen mehr als 760 PS.
Mit bis zu 20 Kilowatt elektrischer Leistung versorgt sie das blaue Dach. Die Energie wird in einem 300 Kilowattstunden große Lithium-Ionen-Akku zwischengespeichert. Bei vollen Akkus und optimaler Sonneneinstrahlung erhalten die Maschinen genügend solar erzeugte Energie, um die Yacht mit sieben Knoten Marschfahrt bis zu 200 Kilometer weit zu bringen. Bei fünf Knoten Fahrt und maximaler Sonneneinstrahlung soll die Energie aus den Solarpanels ausreichen, um dauerhaft unterwegs zu sein – kostenlose Mobilität von Sonnenauf- bis untergang!
Großzügiges Platzangebot
Beim Innenraum ihres „Rebellen der Meere“, wie ihn Alva Yachts nennt, schöpft man ebenfalls aus dem Vollen: Von der Flybridge über das Hauptdeck bis zu den Kabinen im Unterdeck, das sich über beide Rümpfe erstreckt, profitieren sämtliche Lebensbereiche vom überaus großen Platzangebot.
Nicht ohne Grund sind große, elektrisch angetriebene Motoryachten – seien es die Solarkatamarane von Silent Yachts oder der kompakte Luxus-Daycruiser Voltaire – häufig Mehrrumpfboote: Neben dem Zugewinn an Platz hat die Konstruktion mit zwei Rümpfen einen deutlich geringeren Wasserwiderstand als gleich lange Einrumpfschiffe. Hinzu kommt die deutlich ruhigere Lage für mehr Komfort an Bord.
Alva Yachts bietet den Eco 60 in zwei Konfigurationen an: als Privatyacht mit einer regelrechten Eigner-Suite und mindestens zwei Gästekabinen komplett mit Balkon, aber auch als Charterschiff mit zwei Crew-Kämmerchen in den beiden Bugsektionen sowie fünf Doppelkabinen.
Brennstoffzelle grundsätzlich möglich
Für Langstrecken-Törns und als Sicherheits-Option ist auch der Einbau einer Brennstoffzelle möglich, um den Antrieb zusätzlich mit lokal emissionsfreier Energie zu nähren. Wann wir diese Technologie, die beispielsweise im maritimen Güterverkehr zum Einsatz und als Zusatzantrieb bei Kreuzfahrtschiffen kommen wird, auch in der Freizeitschifffahrt im praktischen Einsatz sehen, ist vor allem eine Frage der kommenden Infrastruktur.
Für den besonderen Energiehunger – Nachhaltigkeit kann auch kompromissfähig sein – bietet Alva Yachts zusätzlich Dieselgeneratoren an. Zum Einsatz kommen hocheffiziente, drehzahlgeregelte Stromerzeuger von Fischer Panda aus Ostwestfalen. „Hierbei hat der Redundanz- und Sicherheitsgedanke oberste Priorität“, erklärte Mathias May dies im Interview unseren österreichischen Kollegen von Ocean 7. „Das Wissen um die Möglichkeit, notfalls über einen längeren Zeitraum mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs sein zu können, ist ein nicht zu vernachlässigender Safety-first-Aspekt.“

Großer Bruder mit wenig Tiefgang
Und auch ein großer Bruder entsteht inzwischen auf der Werft: Die Ocean Eco 90 ist in ihrem Konzept der kleineren Ocean Eco 60 sehr ähnlich. Mit 27,50 Metern Länge und 14 Metern Breite bietet das Schiff noch deutlich mehr Fläche. Wie lässt sich dieser Raum nutzen?