Manchmal fliegen Pressemitteilungen ins eigene Postfach, bei denen man unwillkürlich erst einmal das Datum prüft: Nicht doch ein später Aprilscherz? Nein, das von der renommierten niederländischen Werft Royal Huisman gezeigte Konzept für die größte Sportfischeryacht soll wirklich gebaut werden.
Zeichnungen für das Projekt 406 gibt es schon: 171 Fuß lang, mit einem Tournament-Turm zum Hochsee-Angeln im dritten Obergeschoss, und darunter eine komplette Superyacht. Will da wirklich jemand fischen? Und wer sollte das sein, der den „großen Raubfischen des offenen Meeres“ mit der geballten Maschinenkraft einer Oligarchenkutsche nachjagen möchte?
Anonymer Angelfreund als Auftraggeber
Es nimmt nicht wunder, dass die Werft hier bremst und die Pressemeldung mögliche, vorerst virtuelle Paparazzi gleich einhegt. „Die Eigner von Projekt 406 bitten respektvoll darum, dass ihre Namen, Nationalität, Beruf und alle weiteren Hinweise auf ihr persönliches Leben aus allen gedruckten, online oder anderweitig veröffentlichten Artikeln ausgeschlossen werden.“


Und der Bolide selbst, der jedes Bass Boat in seiner Watertoy-Garage im Heck aufnehmen könnte? „Diese bahnbrechende Kreation wird mit Abstand die größte, luxuriöseste und individuellste echte Sportfish-Yacht der Welt sein.“ Technische Daten sind noch nicht öffentlich.
Es ist nur soviel bekannt, dass der 51 Meter lange Rumpf und die Aufbauten aus Alustar-Aluminium gefertigt werden sollen. Damit ist das Fischerboot annähernd doppelt so lang wie die größte Säugetierart der Welt, der Blauwal.
Wie ein „typisch amerikanisches Sportfischerboot“
Das Designbüro Vripack legt damit den Erstling seiner Zusammenarbeit mit Royal Huisman vor. Bekannt sind die Niederländer auch durch ihre Entwürfe der Edel-Daycruiser von Da Vinci und die formstarke Bavaria E 40 Sedan.
Vripack ist beim aktuellen Großprojekt fürs gesamte Designkonzept und die Navalarchitektur verantwortlich. Vize-Kreativchef Bart M. Bouwhuis gibt die Richtung vor, wie das Projekt 406 gesehen werden kann, als „ein Sportfischerboot auf Steroiden“. Frei übersetzt: Anabolika für Angler in Bootsform.
Auf Kiel legt das Konstruktionsteam das Schiff bei Royal Huisman. Dort ist man Großes gewohnt. Beim Projekt 400 hatten die Niederländer die größte Alu-Segelyacht der Welt am Wickel: Das 81 Meter lange Segelschiff für ein asiatisches Eignerpaar lag erst auf dem Bauch, bis es zur Montage vom Kiel einmal um 180 Grad gedreht werden musste.

Wo Projekt 406, das Motorschiff, das an die Länge von kommerziellen Fischtrawlern heranreicht, die „wahren Proportionen und den langen, ausladenden Bug eines typischen amerikanischen Sportfischerboots“ hat, bleibt Bouwhuis’ Geheimnis, wenn man das hochgebaute Schiff im Zuckerbäckerstil anschaut. Und spannend ist auch, wie ein Angler hoch überm Meer mit diesem „supersized model“ Marlin und Schwertfisch fangen will.