Schnell ankommen ist gut, schnell und bequem ankommen noch besser. Nach diesem Prinzip funktionieren Crossover-Segelyachten, auch Performance-Cruiser genannt. Erst kürzlich hat Elan mit der 14 Meter langen E6 eine solche Sport-Limousine unter Segeln vorgefahren, die zur boot Düsseldorf 2022 Weltpremiere haben wird. Jetzt zieht Beneteau mit der elf Meter langen First 36 nach.
„Eine Brücke über die Kluft zwischen der Rennyacht-Welt und dem Mainstream der Cruiser Racer“, nennt Beneteau sie in seiner aktuellen Pressemitteilung. Eine ziemlich schnelle Brücke dürfte das werden: Das Großsegel der First 36 hat knapp 40 qm Fläche respektive eine Am-Wind-Segelfäche von 75 qm. Das Großsegel hat 39 qm, die Fock 36 qm. Die über vier Meter längere und mehr als doppelt so schwere Elan E6 hat 68,5 Quadratmeter.
Vor dem Wind soll sogar Tuch mit einer Fläche von bis zu 180 Quadratmeter gesetzt werden können. Die neue First wird bei der Performance zweifellos Maßstäbe setzen, insbesondere bei Kurzregatten und auf Einhandtörns. Und, das neue Boot soll auch Sonntagsseglern die Entdeckung der Geschwindigkeit ermöglichen. Oder, wie die Werft es sagt: „Amateuren die Erfahrung des Gleitens“ nahe bringen. Ob sie dabei gutmütig und unkompliziert bleibt, wird sich bei unserem Praxistest zeigen.
Als Serienausstattung hat die First 36 Doppelruder mit relativ hoher Position der beiden Steuerstände, um dem Rudergänger einen guten Überblick zu garantieren. Sie stehen darüber hinaus relativ weit außen, das schafft zusätzlich Platz im Cockpit. Zusätzlicher Bewegungsraum wird dadurch gewonnen, dass Cockpitbänke und -tisch abnehmbar sind. Ein paar Pfunde spart das natürlich auch. Die sechs Winschen sind klug positioniert für Einhand-Segler und optimale Kraftentfaltung beim Kurbeln.
Kontinuität im Design
Gebaut wird das Modell auf der Seascape-Werft in Slowenien. Das entspricht inzwischen der Tradition: Beneteau übernahm 2018 die Mehrheit der Anteile von Seascape, seitdem fertigt die Werft Segelyachten für deren First-Reihe. So fand sich die eigene Produktpalette zwischen 14 und 27 Fuß als First-Flotte wieder. Heute gibt es die First in zwei Versionen.
Die hochwertiger und sportlicher ausgestatteten Versionen tragen das Namenskürzel SE: Das steht für „Seascape Edition“, auch um die slowenische DNA deutlich zu machen. Die ein Jahr nach dem Start der Kooperation 2019 gelaunchte First 53 kam allerdings aus dem Beneteau-Mutterhaus, nicht von der Seascape-Crew aus Slowenien.
Mit dem 53 Fuß großen Flaggschiff teilt sich die neue First 36 den Designer: Lorenzo Argento, der bei Wally und Brenta bereits Hand anlegte, hat auch bei dem wesentlich kleineren Boot die Feder geführt. War die Marke First ursprünglich synonym mit sehr sportlichen Booten, deren Inneres schlicht gehalten ist, soll die Linie in Zukunft für die Kombination von Luxus und Leistung stehen.
So lässt sich das Innenkonzept, das Argento schon bei der First 53 entwickelte, im Inneren der Beneteau First 36 nachempfinden. Es besteht aus hellem Mobiliar, das zweckmäßig und zugleich gemütlich ist. Argentos Anspruch folgend, dass „ein Boot ein Boot bleiben muss“, nimmt die Polsterung jedoch nicht überhand.
Sofas bleiben in der Flucht und lassen durch Form und Farbe keinen Zweifel daran, dass man sich an Bord eines Schiffs befindet. Unter Deck soll die neue Beneteau First 36 so viel Platz bieten wie die alte First 40.7. Damit habe sie das größte Volumen ihrer Klasse, teilt der Hersteller mit.
Technische Daten Beneteau First 36
Länge: 11,00 m
Breite: 3,80 m
Tiefgang: 2,25 m
Gewicht: 4,8 t
Ballast: 1,55 t
Motorisierung: 29 PS (Yanmar)
Segelfläche: Groß (39 qm), Fock (36 qm)
Preis: ab 235.620 Euro
Zum Designer-Team gehören ferner Samuel Manuard, der bekannt ist für besonders schnelle Rümpfe wie etwa Imoca 60 oder Mini. Er ist ein alter Bekannter: Manuard arbeitet von Anfang an mit Seascape zusammen und entwarf alle First- und First-SE-Modelle von 14 bis 27 Fuß. Für die Festigkeit und Leichtigkeit der Struktur zeichnet die Firma Pure Design & Engineering verantwortlich. Sie hat mit Imoca 60 und anderen gleichfalls ihre Spuren im seglerischen Extremsport hinterlassen. Innovation und Forschung in Sachen Design schließlich oblag der slowenischen Firma Gigodesign.
Der Preis von ab 235.620 Euro ist ebenfalls durchaus marktfähig. Zum Vergleich: Die knapp ein Meter längere Elan E5 kostet segelfertig rund 230.000 Euro. Als einzige Innenraum-Variante gibt es die Beneteau First 36 mit drei Doppelkabinen und einem einzigen Bad im Vorschiff. Die Innenarchitektur räumt dem Navigationstisch viel Platz ein. Das hat seinen Grund: Denn auch als Home Office ist die First 36 gut nutzbar. Damit hat Beneteau den aktuellen Trend zum Büro auf dem Boot im Blick.