Im Hafen liegen etwa ein Dutzend Rivas: Aristons, Super Floridas, eine Chris Craft und die Tritone des Club-Präsidenten, die früher Axel Springer gehörte. Mitglieder vom Bodensee bis Oldenburg sind der Einladung an diesen weniger mondänen, dafür aber landschaftlich wunderschönen Ort östlich von Berlin gefolgt: zum Jahrestreffen der Riva Classics – den Booten, die noch Carlo Riva persönlich geschaffen hat.
Der Kalksee liegt, wie schon der Name verrät, in einem Kalksteingebiet. Zur Unterhaltung ist für den heutigen Samstag eine Ausfahrt zum Museumspark Rüdersdorf, dem alten Kalkwerk geplant. Das Kalkbrennen hat in Rüdersdorf jahrhundertelange Tradition, bis heute wird hier Kalkstein zu Baustoffen verarbeitet.



Welten treffen aufeinander
Den Riva Club Deutschland, der sich hier dieses Wochenende trifft, gibt es seit 1999. Er zählt um die 120 Mitglieder und ist Teil der Riva Historical Society in Mailand. Ziel des Clubs ist die Förderung und Sammlung von Studien und die Unterstützung der originalgetreuen Erhaltung der Klassiker.
Die Mahagoni-Klassiker fahren wie auf eine Schnur gefädelt den Kanal entlang. Die Sonne hält sich zurück und überlässt die Boote ihrem eigenen Glanz. Für den haben ausgiebig die Besitzer gesorgt, die ihre Boote vor jeder Ausfahrt wienern und polieren.
Es ist beeindruckend, ein Dutzend der Boots-Legenden in diesem Revier zu sehen. So bestaunt man sich in den kleinen Kanälen gegenseitig: die Riva-Fahrer die Datschen und Bootsanleger, die Anrainer die edlen Boote. Welten treffen aufeinander im braungrünen Wasser, wo man eher mit kleinen Kajütbooten unterwegs ist. Die baumgesäumten Kanäle sind urwüchsig, und die Boote schieben Blätterwerk vor sich her, das sie unterwegs aufgegabelt haben.


Nach Besichtigung des Museumsparks und Süppchen im Nieselregen geht es weiter auf dem Kanal in den Stienitzsee. Als die Fahrer auf dem breiten See die alten Gashebel nach vorne schieben, klingt aus dem Heck das wohlige Nageln der 8-Zylinder-Motoren von Chris-Craft. Rivas fahren sich wie amerikanische Straßenkreuzer mit ihren marinisierten Motoren.
Mit kräftiger Bugwelle aus dem See
Man sitzt tief hinter der gebogenen Windschutzscheibe, dreht bei den einmotorigen Modellen wie Ariston oder Super-Florida mit viel Kraft gegen den Radeffekt nach Steuerbord und umso leichter wieder in die andere Richtung. Der Motor drückt das Boot mit einer kräftigen Bugwelle aus dem See. Den Rivaisten macht das Ausfahren der Boote sichtlich Freude. Es wirkt ein bisschen, als würden sie ihren Pferden die Sporen geben und sie laufen lassen. Gemeinsam macht das natürlich doppelt Spaß. Als nach einer halben Stunde der See durchgequirlt ist, geht es in langsamer Fahrt zurück in den Hafen.
Nicht St. Tropez – und sehr entspannt
Dort hat sich bereits die Festgesellschaft in der Bootsmanufaktur eingefunden und genießt das Spektakel der schönen Klassiker. Die Clubmitglieder lassen sich Zeit und sitzen beim Glas Prosecco noch ein Weilchen an Bord. Das hier ist nicht St. Tropez, aber mindestens genauso bizarr. Tätowierte Berliner essen Spanferkel auf dem Rasen, alle Arten von Booten liegen vor Anker, Kinder sitzen auf einer überdimensionalen Parkbank, eine Band spielt Jazz und die Atmosphäre ist sehr entspannt.
Dazwischen sitzen die Riva-Clubmitglieder vor ihren Booten auf Bierbänken und runden das Bild ab. Und am Abend schickt die Sonne doch noch ihre Strahlen auf Carlo Rivas Schöpfungen, der nun bestimmt glücklich vom Himmel herablächelt.
Informationen zu den verschiedenen Modellen des Clubs gibt es hier:
Riva Club Deutschland
3 Kommentare
Für mich als Segler, sind diese wunderschönen Boote, die einzigen Motorboote mit Existenzberechtigung.
Hallo Frau Zillmer, sehr schöner Artikel mit gelungenen Bildern! (Klar, Fotografin eben…) Einzig: Ein V8 von Chris-Craft „nagelt“ nicht „wohlig“ im Heck einer Riva, der röhrt! „Nageln“ tut ein LKW-Diesel.(Klar, Frau eben…) War schön, Sie an Bord zu haben!
…toller Beitrag, sehr schön geschrieben und super Bilder – und das nicht nur weil wir live dabei waren!