„Werften in unserer Größe können nur erfolgreich sein, wenn sie sich Zeit für die Entwicklung neuer Boote lassen und zukünftige Kunden bei der Entwicklung mit einbeziehen“, sagt Sirius-Werftchef Torsten Schmidt. Dieser Ansatz konnte nun in der ersten elektrisch angetriebenen Sirius 40 DS umgesetzt werden.
Nirgends ist das Konzept einer Deckssalonyacht so konsequent zu Ende gedacht wie bei den Sirius-Yachten. Das ganze Schiff ist um einen einheitlichen Blickhorizont konzipiert. Egal wo man sich aufhält, im Salon in der u-förmigen Sitzecke um den großen Tisch, im Stehen in der Längspantry oder im Sitzen im Innensteuerstand und der Navigationsecke oder im Sitzen im Cockpit, man hat immer dieselbe Augenhöhe.

Es gibt noch zwei weitere Doppelkabinen und zwei Toiletten, die Haupttoilette als Süßwassertoilette, die andere mit Seewasserspülung als Tages-WC und Sitz in Fahrtrichtung. Hier befindet sich auch die abgeteilte große Dusche.
Zur Grundausstattung jeder Sirius gehört auch der begehbare Technikraum, der über einen vorklappbaren Sitz und Niedergang unterhalb der Sitzgruppe im Deckssalon zu erreichen ist. Hier ist nahezu die gesamte Technik montiert. Die Höhe im Raum erlaubt es, an alle Geräte heranzukommen: Ersatzteile, Schubladen, an die beiden Elektromotoren und den Generator, Watermaker, Inverter, Waschtrockner und vieles mehr.
Erste Elektro-Sirius
Teilweise haben interessierte Kunden die Deckssalonyachten von Sirius nur vom Papier her gekauft. Sirius-Yachten schwimmen inzwischen weltweit in 28 Ländern. Nun hat sich ein Kunde erstmals für ein elektrisch angetriebenes Schiff entschieden. float hat mit dem Werftchef von Sirius Yachts, Torsten Schmidt, über die Neue gesprochen. Eine Blauwasseryacht – elektrisch angetrieben? Da ist Unabhängigkeit das Stichwort. Dazu aber später.

Widmen wir uns zunächst einmal der Farbe. Die Neue ist Blau, Himmelblau. Mutig! Aber eine Farbe, die ganz gut zum Thema Elektrik passt – genauer: zu elektrischem Antrieb. Abgesehen davon kann man bei Sirius jede Farbe wählen. Das Grün einer konventionell angetriebenen, in Neustadt zur Messe ausgestellten 40 DS hätte auch gut zum Thema gepasst.
„Die Geräuschlosigkeit eines Elektroantriebs ist der Traum eines jeden Skippers. Das ist einer der Sexappeals des Elektromotors, dass du lautlos durch den Hafen fahren kannst. Das kann man genießen.“
Für den spontanen Kurztörn
Ein Argument, dem man, hat man es einmal erlebt, sofort zustimmt. Nur … passt das auch zu einer Blauwasseryacht, mit der man weltweit unterwegs ist? Angetrieben wird die Sirius von zwei finnischen 10-KW-Oceanvolt-Motoren.
Der Weg dahin war lang. Zunächst wurden über mehrere Jahre sechs elektrische Projekte von teils verschiedenen Herstellern von der Werft komplett durchgeplant. Es kam aber nie zur Umsetzung, weil das Ganze einfach eine sehr teure Angelegenheit ist. Und, so Schmidt, auf den ersten Blick auch nur für eine ganz bestimmte Anwendung Sinn macht.

Für ihn empfiehlt sich ein elektrisch angetriebenes Boot vor allem, wenn man in einem geschützten Revier unterwegs ist, dicht dabei wohnt, morgens aus dem Fenster guckt und feststellt, dass schönes Wetter ist und man mal zwei Stunden Segeln gehen könnte. Der Motor würde also nur benötigt, um aus dem Hafen raus und rein zu fahren.
Propeller gibt Strom
Möglichst autark unterwegs zu sein, verlangt aber mehr. Vor allem, wenn anstatt mit Gas auch elektrisch gekocht werden soll, oder ein Wäschetrockner, eine Gefriertruhe, eine Klimaanlage etc. an Bord genutzt wird. Dann braucht man zusätzlich einen Generator mit einer gewissen Leistung, um den Betrieb zu ermöglichen.
Außerdem kommt ein besonderes Feature der E-Motoren ins Spiel: Hydrogeneration, die Energiegewinnung unter Fahrt mittels Wasserkraft. Es ist eine automatische Funktion bei Oceanvolt-Motoren. Die verbaute 17,5-kWh-Batteriebank betreibt zunächst den Elektroantrieb und wird noch einmal zusätzlich gepuffert von einem 11-kW-Generator. Der gewährleistet zwar nicht den Dauerbetrieb, aber lädt die Batterien entsprechend nach.

Ab fünf Knoten unter Segeln wirken die Propeller als Hydrogeneratoren. Sie drehen mit und geben Strom in die Batteriebank zurück. Wenn man Tage oder gar Wochen auf Ozeanpassagen unterwegs ist, können sie bei gewissen Geschwindigkeiten einen ganz ordentlichen Beitrag zur Stromgewinnung leisten.
Rekuperations-Modus
Ein Generator bringt immer Vibrationen und Geräusche mit sich. Schmidt versichert jedoch, dass die Generatoren sehr gut gekapselt sind und in Drehzahlbereichen mit möglichst geringer Geräuschentwicklung laufen. „Aber auf einem 40- oder 35-Fuß-Schiff hörst du den immer, wenn er läuft“, so Schmidt.
Zwei kleinere 10-kW-Antriebe wurden eingebaut, weil die größeren Motoren noch zu neu waren, als Sirius das Boot konzipierte. Die 10-kW-Motoren hatten sich dagegen schon als zuverlässiges System bewährt. Die Antriebe sind relativ klein, sie sind nur 20 bis 30 cm hoch. Der Generator passt bei den Sirius-Yachten gut in den großen Technikraum.