Vor dem ersten Ablegen erfahre ich weitere wichtige Einzelheiten: „Für unsere Leute mit Sinnesbehinderung oder mit intellektuellen Einschränkungen ist es wichtig, dass alle Schoten, alle Sachen, die ich zum Bedienen des Boots brauche, immer genau an der gleichen Stelle sind. Also, dass Du die Curryklemmen aus dem Sitz erreichen kannst, wo Du nicht lange suchen musst.“
Das sei zum Segeln lernen auch sehr viel einfacher, als wenn die Schot mal da oder dort liegt. Meine Mitseglerin fügt hinzu: „Du hast Deine Schot immer an der gleichen Stelle. Wenn ich also das Groß fieren will, weiß ich, dass die Curryklemme zwischen meinen Beinen ist.“

Die Person hinten ist also strikt fürs Steuern, die Großschot und den Trimm zuständig. Vorne wird die Fock und bei Bedarf der Gennaker sowohl gesetzt als auch gefahren. Wobei das bei dem HSC-Boot noch nicht so umgebaut ist, dass es ohne Anstrengung möglich ist. Die S\V 14 ist von der chinesischen Werft Shanghai Far East Boats Co. Ltd. so ausgeliefert worden.
Das Gennakerfall kann man an der Stelle seitlich des Sitzes nur schwer bedienen. Die Schoten müssen es quer mit Richtung nach vorn ziehen. Wegen starken Reibungsverlusts ist das nur mit großem Aufwand möglich. Der Importeur Bootspunkt arbeitet aber gerade an einer Verbesserung.
Die S\V 14 kann nicht kentern
Meine Begleiterin hält die S\V 14 im Vergleich zur RS Venture Connect für das sportlichere Boot. Die Venture Connect ist größer und stabiler, braucht dadurch mehr Wind und hat einen großen Wendekreis. Die S\V14 sei da viel „beweglicher“, verzeiht aber auch weniger Fehler. Und sie segelt eine gute Höhe. Unser Test bei der nur leichten Brise hat es bewiesen.
Ich erfahre weiter, dass selbst bei äußerster Schräglage kentern unmöglich sei. Vielleicht der wichtigste Sicherheitsaspekt eines Bootes für Inklusiv-Segelnde. Nur, die Chinesen hätten sich wohl die Frage gestellt, wie viel zwei erwachsene Menschen wiegen – und sich bei deren Gewicht auf zusammen 150 Kilogramm entschieden. „Das ist für zwei erwachsene Mitteleuropäer nicht immer ganz einfach“, sagt meine Begleiterin lachend. Für die Stabilitätsberechnungen ist Alex Simonis von 85 kg je Segler ausgegangen, da ist also noch Reserve.

„Aber“, fährt sie fort, „wenn man drin sitzt und das Gewichtslimit nicht wesentlich überschreitet, und das Boot legt sich wirklich mal aufs Wasser, dann ist dieses Boot selbstaufrichtend.“ Und zwar nicht nur auf 90, sondern sogar bis 130 Grad. Das heißt: Es kentert nicht durch, selbst wenn das Segel unter Wasser gedrückt ist. Ich bin beruhigt! Das gibt vor allem denjenigen, die nicht so schnell aussteigen oder rauskrabbeln können, einfach mehr Sicherheit.