Delphia ist in der Bootswelt ganz gut herumgekommen. 1990 von den Brüdern Pjotr und Wojciech Kot gegründet, entwickelte sich die Werft schnell zu Polens größtem Segelboot-Hersteller. 2012 erwarb das Familienunternehmen sogar die schwedische Maxi-Werft und startete den Motoryacht-Bau. Schnell gewann man hierfür externe Auftraggeber, darunter auch den Beneteau-Konzern.
Mit der Premiere der Delphia BluEscape 1200 mischte die Werft 2017 das Segment der Charter- und Wanderboote für Binnengewässer ordentlich auf, gewann sogar den Best of Boats Award. Doch anstelle des Generationenwechsels verkauften die Gründer 2018 die Werft an ihren langjährigen Partner Beneteau aus Frankreich. Lange war, mit den verbliebenen drei Modellen, seitdem Ruhe. Jetzt ist Delphia wieder da, im grünen Gewand.
Zu verdanken ist die Gestaltwandlung dem niederländischen Jeanneau-Manager Martin Schemkes. Er überzeugte den Konzernvorstand, dass eine eigene Marke für reine Verdrängerboote ein kluger und zukunftsweisender Schritt sei. Nun hat Beneteau die lange gehütete Marke entstaubt und präsentiert sie wie Phönix aus der Asche. Delphia soll zukünftig das Zugpferd für „Mindful Cruising“ sein – sinngemäß für achtsames Reisen.

Hinter diesem Orakel von Delphia steckt – natürlich – Nachhaltigkeit und eine Serie von Verdränger-Booten mit Elektroantrieb. Richtig gelesen: Es geht um (während der Fahrt) emissionsfreie Fahrtenyachten für küstennahe und Binnen-Törns. Mit einer Länge zwischen 9 und 13 Metern sind sie familientauglich. Und ihr Antrieb von Torqeedo soll entspannte und zugleich umweltbewusste Reisen ermöglichen.
Ab 2024 rein elektrisch

Aus diesem Grund hat Schemkes bereits Gespräche mit der niederländischen Provinz Friesland aufgenommen. Er glaubt, dass das Angebot von Ladestrom an den Wasserstraßen für sie attraktiv ist. Auch bei Seijsener Recreatietechniek in Zaandam fand der langjährige Jeanneau-Manager ein offenes Ohr. Hier geht es um die Entwicklung und Installation von Schnellladesystemen. Alles in allem bedeutet Mindful Cruising viel mehr, als eine Serie elektrisch betriebener Motorboote auf den Markt zu bringen.
Zurück zur Delphia 11, dem ersten Bootsmodell der neuen Marke. Es ist als geschlossene Sedan mit Innensteuerstand und als Flylounge mit Außensteuerstand auf dem Oberdeck erhältlich. Für beide sind natürlich diverse Ausstattungsvarianten verfügbar. Eine Version wird mit drei Kojen angeboten, die ganz auf den Chartermarkt ausgerichtet ist.
Mit Deep Blue oder Diesel
Je nach Einsatzzweck bietet die Werft drei Varianten unter den Bezeichnungen Life, Cruise und Rapid an. Sie unterscheiden sich in der Batteriegröße (40 kWh oder 80 kWh) und bei der Ladegeschwindigkeit. Auch eine Variante mit Dieselmotor von Yanmar mit 57, 110 oder 150 PS ist erhältlich. Das lässt die Prognose von Martin Schemkes noch ein wenig hypothetischer erscheinen.

Unser Test zerstreut jeden aufkommenden Zweifel. Er findet im malerischen Städtchen Makkum in der niederländischen Provinz Friesland statt. Hier hat der Delphia-Händler Tornado Sailing sowohl eine Delphia 11 Sedan als auch eine Delphia 11 Flylounge für uns vorbereitet. Der Einfachheit halber konzentrieren wir uns in diesem Test auf die Sedan. Sie ist mit einer Brücken-Durchfahrtshöhe von nur 2,75 Metern am besten für lange Fahrten auf Binnengewässern geeignet.
Die von float gefahrene Yacht ist eine der ersten Baunummern. Sie war eigentlich für die Weltpremiere auf der boot Düsseldorf 2022 vorgesehen und ist daher mit allen erdenklichen Extras ausgestattet. Es gibt deshalb eine große Glasscheibe im Salonboden, die den Blick auf die leistungsstarke Torqeedo Deep Blue-Antriebsquelle und die dazugehörige Technik freigibt. Natürlich nur in dieser Version und leider nicht serienmäßig.
Feinste Fertigungsqualität
Das Design und das Finishing können sich sehen lassen. Tony Castro Yacht Design, langjähriger Gestalter für Delphia, war auch für dieses Layout verantwortlich. Das Rumpfdesign ist auf elektrisches Fahren ausgelegt. Daher soll das 11-Meter-Boot eine besonders gute Kursstabilität bei niedrigen Geschwindigkeiten haben. Das wird die spätere Testfahrt noch zeigen.

Von außen fallen sofort die großen, dunkel getönten Fenster im Salon ins Auge. Sie sind zur Vermeidung von Spiegelungen komplett vertikal angeordnet. Im Achterbereich schließt der Salon mit einer großen durchgehenden Schiebetür ab. Das Layout wirkt sachlich und modern.