Kaum zu glauben: Der Best of Boats Award, bekannt als größte internationale Auszeichnung für Motorboote in Europa, geht ins zehnte Jahr. Wieder waren mehr aktive Jurorinnen und Juroren als bei jedem anderen Award beteiligt, um in hunderten Probefahrten die besten und innovativsten Motorboote des Jahres zu finden.

Ihre Auswahl der 23 Finalisten nach geheimem Voting gab die 14-köpfige Jury aus ganz Europa jetzt bekannt. float ist exklusiv für Deutschland in der Jury. Wer schon mal schauen will und eine Reise nach Frankreich geplant hat: Viele der ausgewählten Boote in sechs Kategorien sind auf dem Cannes Yachting Festival zu sehen.
Das Besondere am Best of Boats Award: Der Zuschnitt der sechs Kategorien orientiert sich nicht an der Bootslänge, sondern an der geplanten Nutzung. Außerdem: Nur Boote, die von mehreren Juroren getestet wurden, werden für die Auswahl berücksichtigt. Und: Neuheiten, die noch in der Entwicklung sind, müssen warten. Nur was als Serienboot neu in Europa präsentiert wird, kann teilnehmen.
Zwei neue Kategorien
Die Auswahl spiegelt die gesamte Bandbreite des aktuellen Modelljahres wider. Neu eingeführte Marken wie Sterk gehören ebenso dazu wie Sialia mit einem elektrischen Konzept auf 17 Metern Bootslänge. Auch die im September 2023 neu vorgestellte Marke Navan des Branchenriesen Brunswick ist dabei. Bekannte Bootsbau-Nationen wie Frankreich, Finnland und Polen sind dieses Jahr deutlich stärker vertreten als im Vorjahr.
Was ist neu? Erstmals als eigenständige Kategorie ist Best for Electric für rein elektrisch und hybrid angetriebene Boote dabei. In der neuen Kategorie Best for Performance werden besonders sportliche, schnelle und luxuriöse Boote ausgezeichnet.
Mit dem Award in der Kategorie Best for Future zeichnet die Fachjury ein wegweisendes Konzept für Nachhaltigkeit in der Bootsbranche aus. Der Gewinner in dieser Kategorie wird am 30. November 2023 bekannt gegeben, am Abend der Award-Zeremonie für den zehnten Best of Boats Award während der Boot und Fun Berlin.
Die Finalisten für den Best of Boats Award 2023 sind …
Für den Einstieg: Best for Beginners
Bayliner M19 (USA/Portugal)
Beneteau Flyer 8 (Frankreich)
O’boats 550 (Polen)
Quicksilver 805 Open (USA/Portugal)
Der Quasi-Kat Bayliner M19 zeigt sich bei unserem Test so agil wie ein Beach-Buggy. Von vorn sieht das Boot so aus, als ob am eigentlichen Rumpf noch rechts und links zwei kleinere dranhängen, wie die Schläuche bei einem RIB. Und wie beim RIB bringen sie Komfort und Sicherheit.
Stilvoll und komfortabel zeigt sich der Daycruiser Beneteau Flyer 8 in der Sundeck-Version. Auf und unter Deck geht es komfortabel zu – mit einer kleinen Kabine und zwei Sonnenliegen, was für ein 8-Meter-Boot mit Außenborder eine kleine Meisterleistung ist. Wichtig beim Tagestörn: Neben dem leicht zugänglichen Kühlschrank gibt es auch eine separate Toilette an Bord.
Mit großen Worten wirbt der kleine polnische Hersteller O’boat für seinen Erstling. „Integrität und Minimalismus“ zeichnen die O’boat o’550 nach Werftaussage aus. Gemacht sei das schlanke offene Boot für „unabhängige Köpfe und rebellische Seelen“. Das mit einem Außenborder laufende Dayboot bietet Platz für vier Personen hinter der Steuerkonsole, zwei Bänke gibt es für Badegäste im Vorschiff.
Auch kompakte Boote können heimelig sein. Das zeigt unsere Probefahrt auf der neuen Quicksilver 805 Open – Lunchtime inklusive. Im Vergleich zum Pendant, der von uns getesteten geschlossenen Quicksilver 805 Pilothouse, wird der Evolutionsschritt deutlich. Die Werft hat bei der offenen Version kaum ein Laminat auf dem anderen gelassen.
Für Eltern, Kind und Kegel: Best for Family
Bavaria SR 33 (Deutschland)
De Antonio D50 Coupé (Spanien)
Parker 100 Sorrento (Polen)
Targa 32 (Finnland)
Die Bavaria SR 33 positioniert sich als Alternative zum Ferienhaus. Wir testeten das Familienschiff in bester Ostsee-Urlaubslage in der Neustädter Bucht. Mit zur schönen Aussicht – auch hinten hinaus – tragen die optisch schlanken hinteren C-Säulen bei, auf denen das mächtige Hardtop ruht. Sie sind aus Edelstahl und sind weniger raumfordernd als klassische GFK-Säulen.
Mit ihrem Einsatzradius steht Küstentouren und Meeresquerungen nichts im Wege – egal ob in der Dänischen Südsee, um die Baleareninseln oder in der Adria. Für ausgiebige Törns ohne Hafenstopps wäre ein noch größerer Treibstofftank sinnvoll.
Außenbordmotoren haben sich auch bei größeren Kabinenbooten durchgesetzt, weil sie pflegeleichter sind. Sie brauchen weniger Wartung, sind easy zu handhaben und der Motor ist leichter zu reparieren. Bei der De Antonio D50 sind die Motoren in einer Art Garage versteckt – unter der Sonnenliege, was die Geräuschentwicklung im Heck deutlich geringer als bei konventioneller Anbringung macht.
Das Layout der 50-Fuß-Yacht ist minimalistisch und kantig. Der Zweistufenrumpf fällt gerade ab und hat ein hohes Freibord. Besonders und noch nie so gesehen ist die Achterkabine. Sie ist als großer Salon gestaltet. Auf dem offenen Meer hebt sich der Stufenrumpf in nur sechs Sekunden aus dem Wasser.
Eleganz, das ist schon lange die Domäne der polnischen Bootsbauer. Eine Perle darunter ist der Bootsbauer Parker. Größentechnisch schließt die Parker Sorrento 100 die Lücke zwischen der Parker 920 Explorer Max und der Parker Monaco 110. Der Sportkreuzer erfreut Familien vor allem durch den ungewöhnlich gestalteten Abgang zur Achterkabine durch die Cockpitsitzbank. Unser float-Test folgt in Kürze.
Die Commuter von Targa aus Finnland sind immer geeignet auch für die raue See. Die Targa 32 liegt in etwa in der Mitte der aktuellen Modell-Range, was die Bootslänge betrifft. Obwohl sich Äußeres und Aufteilung von anderen Booten der Targa-Reihe nicht unterscheidet, gibt es einiges an Neuheiten: eine größere Vorderkabine und einen geräumigen Waschraum achtern. Ohne Flybridge ist das 10,78 Meter lange Boot optional auch mit einer Tür zum Achterdeck lieferbar.
Für den Tag auf dem Wasser: Best for Fun
AMT 240 DC (Finnland)
Navan C30 (USA/Polen)
Quarken 27 (Finnland)
Saxdor 270 (Finnland)
Sea Ray SLX 260 (USA)
Ein Boot wie ein Rocksong ist die AMT 240 DC. Wieso? Dieser Frage sind wir bei unserer Probefahrt des Daycruisers in Finnland nachgegangen. Bei 3.500 Touren im Cruisermodus dreht der V6-Motor ziemlich exakt im Rhythmus des weltberühmten Rocksongs TNT von AC/DC. Mit 27 Knoten pfeilen wir im südfinnischen Archipelago beim ersten Pressetest mit den Best-of-Boats-Juroren.
Die Maschine brummt das – leicht variierte – Thema, und die sechs Zylinder geben das Schlagzeug-Backing: „I‘m A-M-T, I’m dynamite!“ Die Basisausstattung ist üppig. Das Garmin-Multifunktionsdisplay ist serienmäßig, ebenso Kabinen-Beleuchtung, Deckstisch und das Bord-WC. Nicht zu vergessen der kleine 20-Liter-Kühlschrank auf Deck, die eingerichtete Kabine, Anker, Tampen, Fender, Bootshaken und Paddel.
Während der Cannes Boat Show stellt Brunswick als neue Bootsmarke Navan by Quicksilver vor. Den Start machen die beiden 30-Fuß-Modelle Navan C30 und S30. Beide haben einen Zweistufenrumpf, wie er bei schnellen Booten üblich ist, eine Bugkajüte mit Doppelkoje und großem Dachfenster, dazu ein Bad mit elektrischer Spülung und Warmwasserdusche.
Beide Modelle sind serienmäßig mit GPS und NSX-Kartenplotter von Simrad ausgestattet und lassen sich mit Mercury-Außenbordern motorisieren, darunter dem neuen V10-Motor. Wir sind die Navan C 30 bereits gefahren, unser Fahrbericht folgt.
Bei der neuesten Weekender-Generation ist Komfort unter Deck noch wichtiger als der Spaßfaktor, so auch bei der Quarken 27. Das 27-Fuß-Modell ist das erste Tagesboot der Finnen. Und zwar in drei Varianten: als offene Version Quarken 27 Open, die Quarken 27 T-Top mit GFK-Dach und das Allwetter-Modell Quarken 27 Cabin mit geschlossenem Steuerhaus.
Alle drei 27-Fuß-Boote sind angepasst an den neuen V6-Außenborder von Yamaha mit 300 PS. Damit erreicht die Quarken 27 eine Geschwindigkeit von bis zu 45 Knoten. Bei Reisegeschwindigkeit, die etwa ein Drittel niedriger liegen dürfte, verbraucht man laut Werft rund 1,5 Liter pro Seemeile. Unser Fahrbericht folgt in Kürze.
Ebenfalls neu ist die Saxdor 270 GTO aus Finnland. Der schnittige V-förmige Rumpf mit leicht negativem Steven wird im Vakuuminfusionsverfahren hergestellt. Gemacht für einen Außenbordmotor mit 225 bis 300 PS soll das Boot einen überraschend niedrigen Kraftstoffverbrauch haben.
Die brandneue Sea Ray 260, die wir in Florida kennenlernen, fährt sich mit dem V-10 Verado als Einzelmotorisierung beinahe zu gut. Die 350-PS-Variante des neuen Verado V-10 ist das Maximum, das sinnvoll sind. Mit einem 300 PS starken Motor sind Eignerin oder Eigner ebenfalls bestens bedient.
Denn das Boot geht so geschmeidig zu Werk, dass sich am Steuerstand nur wenig durch Fahrfehler verderben lässt. Und es ist leise. Diese verbesserte Mittelsektion im Motor selbst – von Mercury selbst schlicht Advanced Mid Section genannt, dessen Kürzel AMS wir uns merken sollten – sorgt dafür, dass der Motor wie isoliert vom Boot sein Werk verrichtet.
Schnelle sichere Sonderklasse: Best for Performance
Jeanneau Cap Camarat 10.5 CC (Frankreich)
Frauscher 1212 Ghost Air (Österreich)
Sterk 31 RC (Deutschland)
XO DFNDR 8 (Finnland)
Vor genau einem Jahr hatte die Jeanneau Cap Camarat 10.5 CC ihre Premiere beim Yachting Festival Cannes. Als eines der geräumigsten Modelle mit Center-Console im 33-Fuß-Segment bietet das Boot vier vollwertige Schlafplätze und Nasszelle mit separater Dusche. Für Schatten an Bord des Daycruisers sorgt das standardmäßige T-Top. Alle Außenbereiche sind barrierefrei konzipiert.
Die Gespenster-Serie des österreichischen Bootsbauers Frauscher hat einen Neuzugang: die Frauscher 1212 Ghost Air. Während sich die geschlossene Variante (ohne Air im Namen) als ein minimalistischer Gentleman Racer präsentierte, ist die vorn offene Bowrider-Version noch etwas mehr: ein Tanzsaal auf dem Wasser, und eine Lounge dazu.
Das klassisch und ultramodern gestaltete Boot sind wir bereits gefahren. Der float-Fahrbericht erscheint am Mittwoch, den 13. September, am Tag der offiziellen Weltpremiere der 1212 Air auf dem Cannes Yachting Festival 2023.
Die Sterk 31 RC überzeugt als Performance-Racer und komfortables Familienboot. Überraschend bei unserem Praxistest war nicht nur das Tempo. Ohne das T-Top-Dach – diese Version wird später präsentiert – wirkt der Daycruiser mit 0,73 Meter hohem Freibord, umlaufendem Gangbord und mehr als 8 Quadratmetern Lauf- und Liegeflächen wie ein Mix aus geräumigem Badeboot und einem schnellen Boliden.
Sterk steht auch für Tempo. In Geradeausfahrt beschleunigen wir auf 51 Knoten, und noch immer fühlt sich das Boot extrem sicher und kursstabil an. Die 56 Knoten Maximum am Testtag überlassen wir dem Konstrukteur Carlos Vidal. Entspannt und komfortabel fährt es sich noch bei 43 Knoten.
„Mit Haltung ausgestattet“ ist die wuchtige XO DFNDR 8 aus Finnland nach Aussage der Werft. Das 25-Fuß-Boot ist für den „harten und aktiven Einsatz gedacht“ – was immer das bei einem Freizeitboot heißen mag. Dass der Rumpf eine „military grade“-Qualität besitzt, passt zum Modellnamen in Großbuchstaben.
Wesentlich und praktisch ist, dass die Vorzüge von offenen Booten und Kajütbooten hier zusammentreffen. So kann man das Boot bei gutem Wetter offen oder bei schlechtem Wetter geschlossen und beheizt fahren. Für hervorragende Fahreigenschaften sorgt die tiefe V-Form des Aluminiumrumpfs – ganz unabhängig davon, wie laut und irritierend die PR der Werft ist.
Für die Langstrecke: Best for Travel
Northman 1050 Trawler (Polen)
Prestige M 48 (Frankreich)
Sargo 45 Explorer (Finnland)
Der Northman 1050 Trawler ist die Weiterentwicklung der für ihre Segelboote bekannten polnischen Werft – vom typischen Wanderboot zum Trawler auf rund zehn Metern Länge. Cockpit und Salon befinden sich auf der Hauptebene, wo große Fenster natürliches Licht an Bord bringen. Das Cockpit geht über in den offenen Loungebereich. Auch zeitgemäße Seitenterrassen auf dem Achterdeck gibt es, eine Option mit Flybridge und eigenem Steuerstand ist auch zu haben.
Seit 2022 baut Prestige auch Motorkatamarane. Und zwar „die attraktivsten auf dem Markt“, wie Projektmanagerin Rosalie Le Gall im Gespräch mit float sagt. Nicht mehr und nicht weniger. Den Anfang macht die Prestige M48, die sich optisch nicht sehr von anderen Prestige-Modellen unterscheidet. „Von der Seite kann man nicht erkennen, dass es ein Doppelrumpf ist“, so La Gall.
Der wesentliche Unterschied: Der Motorkatamaran biete erheblich mehr Platz bei deutlich geringerem Kraftstoffverbrauch. Das Angebot an Sitzflächen ist großgruppentauglich: Im Cockpit dominiert an Backbord eine u-förmige Sitzgruppe mit großem Tisch für mindestens acht Personen. Auf der Flybridge ist noch einmal ebenso viel Platz, das Heck bietet zwei separate Vierertische.
Nach 55 Jahren bringt Sarins Båtar aus Finnland ein neues Modell über 40 Fuß Rumpflänge auf den Markt. Die Sargo 45 folgt mit 14,60 Metern Länge und einer Breite von 4,25 Meter dem bewährten Konzept robuster Ganzjahresboote. Im Steuerhaus gibt es – ungewöhnlich für Sargo – Platz für vier Personen auf der Vordersitzbank und einen großen Essbereich für acht Personen. Im Unterdeck bieten zwei oder drei Kabinen privaten Lebensraum, dazu gibt es separate Bäder mit WC und Dusche. Der float-Test erscheint in Kürze.
Ohne Abgase unterwegs: Best Electric
Axopar 25 Electric (Finnland)
Sialia 57 (Polen)
X-Shore 1 (Schweden)
Mit der Axopar 25 Electric wird auch die finnische Werft endlich elektrisch – mit Evoy-Außenbordern. Wir fuhren das Boot vorm Serienstart in Nauvo. Der Evoy-Außenborder reagiert im Ansprechverhalten wie ein vergleichbarer V6-Motor. Der Schnellflug bei V/max ist nur von kurzer Dauer: „Die Höchstgeschwindigkeit wird nach spätestens zehn Minuten heruntergeregelt“, sagt Produktmanager Antti Lipsanen.
Es wird eine Pilot-Serie geben, so Antti Lipsanen gegenüber float. Sogar ein Preis ist schon im Gespräch: 200.000 Euro inklusive Akkus und Motor. Die konventionelle Axopar 25 ohne Motor kostet ab 41.100 Euro. Bis dahin wird sich indes noch viel ändern: Das Design des Rumpfs kommt ganz neu.
Gerade erst von den Juroren des Best of Boats Awards getestet und schon beim Cannes Yachting Festival zu sehen ist die Sialia 57. Rein elektrisch wird das 57 Fuß lange Boot angetrieben. Die Kompetenz dafür hat der Projektentwickler im Bereich Trucks erworben.
Bereits bekannt und von den float-Testfahrern als extrem flotter Untersatz geschätzt ist die X-Shore 1 aus Schweden. Ab 99.000 Euro bekommen Eigner mit der X-Shore 1 ein 6,50 Meter langes offenes Elektroboot. Damit ist es eine würdige Alternative zur ebenfalls von float getesteten X-Shore Eelex 8000. Das schafft mit ordentlicher Reisegeschwindigkeit bis zu 50 Seemeilen pro Akkuladung. Oder einen Top-Speed von 30 Knoten.
Echte Ergebnisse durch geheimes Voting
Und so geht es weiter: „And the Winner is …“ wird es am Abend des 30. November 2023 gleich sieben Mal heißen, wenn die Gewinner des Best of Boats Awards im Rahmen der Boot & Fun Berlin 2023 feierlich bekannt gegeben werden. Die Preisverleihung mit den Juroren, Vertretern internationaler Werften und der Bootsbranche findet am ersten Messetag ab 18.30 Uhr statt.
Davor wird geheim gewählt. Die unabhängige Auswahl – und Intensität und Umfang der Testfahrten – machen den Best of Boats Award zu einem Gütesiegel für besondere Qualität der ausgewählten Boote. National wie international zählt der Award mit großer Hall of Fame auf der Website zu den renommiertesten Auszeichnungen der Bootsbranche.