Bis die Eigner samt Crew auf Törn gehen können, dauert es noch. Jetzt hebt erst einmal der Kran das 27 Tonnen schwere Boot an. Ein kritischer Moment: Es sei auch schon einmal ein Kran dabei umgekippt, sagt Berking dem NDR. Und dann sei ja auch nicht hundertprozentig sicher, ob sie schwimmt.


Von derlei Unbill bleibt die Jenetta bei ihrem zweiten Stapellauf – der übrigens fast auf den Tag genau 80 Jahre nach dem ersten am 17.05.1939 stattfindet – indes verschont. Sanft im Wasser abgesetzt, verhält sich der Rumpf bestimmungsgemäß. Dann wird er verholt in den Werfthafen, wo die Besucher das Boot besichtigen dürfen.
Der Mahagoni-Rumpf ist mit viel Liebe zum Detail rekonstruiert worden. Unter Deck hat die Jenetta allerdings noch wenig zu bieten: Die Inneneinrichtung fehlt bisher. Dito der Mast, der aber schon fertig in der Werfthalle liegt und in Kürze gestellt werden soll. Am Pfingstwochenende wollen die Eigner den ersten Trainingsschlag segeln, sagt Berking.
Ein einziger Decksbalken ist original
Der Unternehmer macht keinen Hehl daraus, dass man Bauteile Anno 1939 an der Jenetta lange suchen muss. „63 Prozent des Bootes sind original, wenn wir nach dem Gewicht gehen – nämlich die 17.000 Kilo Bleikiel, die unten dranhängen. 17 Tonnen Bleikiel, das ganze Boot wiegt 27 Tonnen. Wir haben einen Decksbalken original erhalten können. Das ist alles. Es ist im Grunde ein Neubau.“
Der offiziell das Erbe der historischen Jenetta antreten darf – dafür hat sich die Werft zuvor die Zustimmung anderer 12er-Eigner und des Klassenverbandes International Twelve Metre Class Association (ITMA) eingeholt.

Mit der Famile und dem Konstruktionsbüro Alfred Mylnes – es existiert seit 1896 und ist damit das älteste Unternehmen dieser Art – stand Berking während des Baus in Kontakt. Die Jenetta entstand nach Mylnes Originalplänen, und zu seinen Ehren trägt sie heute auch das Schottenkaro, den Tartan. Der ist allerdings nur aufgeklebt. Nach dem Ende dieser Saison wird die Folie entfernt und der Rumpf erhält einen weißen Anstrich.
Die Jenetta ist nicht die erste 12-mR-Yacht, die im Flensburger Industriehafen ihren zweiten Stapellauf erlebt: so hatte die Werft zuvor schon die legendäre Sphinx restauriert.

Ein weiterer Meilenstein ist die Siesta. Der norwegische Yachtdesigner Johan Anker, der unter anderem die Drachen-Klasse schuf, hatte ihren Riss gezeichnet. Doch sein Tod 1940 verhinderte die Vollendung des 12ers. 76 Jahre später setzte Robbe & Berking Classics das Projekt dann um.
Ein 12er ist noch heute schnell
„Mich fasziniert an diesen Schiffen die Eleganz, dass sie so lang und schlank sind, und diese Überhänge. Ich finde, sie sind zeitlos elegant. Wenn man vor 80 Jahren in einen Hafen einlief, hatten die Leute auf dem Steg Tränen in den Augen, und wenn man mit dem gleichen Boot heute in den Hafen kommt, ist das wieder so“, schwärmt Berking.

„Und mich fasziniert, dass sie nach wie vor schnell sind. Auf jedem Gewässer dieser Welt, wo gesegelt wird, findet einmal im Jahr die Regatta um das blaue Band statt: Wer ist das schnellste hier beheimatete Segelboot?