Heck an Heck liegen die beiden Motoryachten im neuen Hafen von Malaga, direkt an der neuen Uferpromenade. Zwei De Antonio D50, eine Open und eine Coupe. Freundliche 24 Grad und Sonne stellt der andalusische Frühling den Best-of-Boats-Award-Juroren für den Test bereit und De Antonio die soeben gebaute Version der D50 als Coupe. Beim Cannes Yachting Festival sind De Antonio sowohl mit der D50 als auch der D36 dabei.

Während die sieben Bootstester auf der Badeplattform stehen, führt Marc de Antonio die Technik vor. Er drückt einen Knopf und: Sesam öffnet sich! Zwei Verado-V12-Außenbordmotoren von Mercury Marine mit je 600 PS warten unter der Haube auf ihren Einsatz. Im Hafen können sie vollständig hochgefahren werden, die Motorengarage bietet ausreichend Platz dafür.
Die Vorteile der verdeckten Motoren
Außenbordmotoren haben sich auch bei größeren Kabinenbooten wie der von uns 2022 gefahrenen Axopar 45 durchgesetzt, weil sie pflegeleichter sind. Sie brauchen weniger Wartung, sind easy zu handhaben und der Motor ist leichter zu reparieren, da man überall gut drankommt. Der technologische Fortschritt ermöglicht heute bis zu 600 PS Leistung.
Die bei unserem Testboot installierten Verado-V12-Motoren sind das Maximum. Dadurch, dass sie unter der Sonnenliege in einer Art Wanne liegen, ist die Geräuschentwicklung im Heck deutlich geringer als bei konventioneller Anbringung.


Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit. Man kann sich beim Schwimmen an der Schraube nicht verletzen. Außerdem ist die Badeplattform nicht durch die außenliegenden Motoren verbaut. Für den Designer Marc de Antonio spielt auch die Ästhetik eine wesentliche Rolle. Die Optik des Boots wird nicht durch die angehängten Motoren beeinflusst.
„Wir bieten mit den versteckten Motoren die gleichen Vorteile wie ein Inborder“, sagt der 38-jährige Entwickler, „aber mit den Vorteilen eines Außenborders. Das ist unsere Identität.“ Während man eine Motoryacht mit Inborder über längere Strecken in Marschfahrt mit gleichen Motor-Umdrehungen fährt, soll ein Dayboat wie die D50 schnell und beweglich sein. Man fährt es nicht so viele Stunden am Tag wie eine Fahrtenyacht und auch keine lange Strecken. Aber man fährt mal schnell, mal langsam. Dafür sind Außenbordmotoren perfekt.

„Wir hinterfragen das, was man schon immer gemacht hat“, erklärt uns Marc de Antonio, „und suchen neue Lösungen. Wir wollten ein Heck mit einer richtigen Badeplattform. Also haben wir den Motor unter der Sonnenliege versteckt. Das ist ästhetischer, sicherer, leiser.“
Pures Design und neue Lösungen
De Antonio und sein Partner Stanislaw Chmielewski, die sich schon aus dem Industriedesign-Studium kennen, wollten Boote mit reduziertem, puristischem Design bauen. Nur das Nötigste, damit Eigner und Gäste das Boot und den Platz an Bord maximal genießen und nutzen können. So entstand das Konzept des versteckten Außenborders, das beide Gründer zusammen entwickelt haben. Es zeichnet die Marke De Antonio bis heute aus. „Nach all den Jahren kann ich sagen, es war ein Volltreffer“, ist Marc de Antonio überzeugt.
Als sie 2012 ihr erstes gemeinsames Boot bauten – in einer Dorf-Garage in den Bergen nördlich von Barcelona –, gab es noch keinen Business-Plan. Fast ein bisschen naiv, findet de Antonio heute. „Wir wollten ein Boot im Wasser zeigen, das unsere Handschrift trägt.“ Erst waren sie zu viert, dann zu zweit. Stanislaw Chmielewski und Marc de Antonio leiten seitdem gemeinsam die Werft.
Alles Große beginnt in einer Garage
Beide starteten sehr jung. Marc war 27 und Stanislaw erst 22 Jahre. Marc betrieb bereits ein Designstudio in Barcelona und konnte die Entwicklung damit querfinanzieren. Sie legten ihre Ersparnisse zusammen und bauten das erste Boot, die De Antonio 23 in besagter Garage. „Wir haben das Boot im September ins Wasser gebracht und es gleich auf dem Salon Nautico in Barcelona vorgestellt.“ Das neue Konzept erzeugte viel Interesse und Sympathie: zwei mutige, junge Männer, die in Zeiten der Krise etwas Neues wagten.

Die Presse, allen voran die Tageszeitung La Vanguardia aus Barcelona, unterstützte die jungen Bootsbauer. Marc de Antonio war als Regattasegler bereits bekannt. „Meine Frau und ich hatten ein Regatta-Team und sind viele Jahre Weltmeisterschaften gesegelt. Ich habe viermal die Copa del Rey gewonnen.“ Über die Artikel in der Presse fanden sie den einen oder anderen Bootskäufer.
Bootsrundgang mit Werftchef
Das Layout der 50-Fuß-Yacht ist minimalistisch und kantig. Der Zweistufenrumpf fällt gerade ab und hat ein hohes Freibord. Auf Höhe des Cockpits senkt es sich etwas ab, hier gibt es eine kurze Reling. Das auf schwarzen Stahlsäulen stehende Dach der halb geschlossenen Deckskajüte ist bis über die Sonnenliege gezogen. Das unterstützt das markante Design optisch.
Marc de Antonio führt die Juroren des Best of Boats Awards über das Boot. Über die Badeplattform gelangen wir achtern an Deck. Die ausreichend breiten Gangborde laufen beidseitig und stufenlos um das Deckshaus herum. In der Mitte steht überdacht ein u-förmiges Sofa mit zwei Tischen, die zu einem großen zusammengeklappt werden können. Die bequemen weißen Polster sind rautenförmig abgesteppt und nehmen die kantige Form wieder auf.
Unter der Sitzfläche sind herausnehmbare Sitzbänke untergebracht, mit denen sich die Tischrunde erweitern lässt. Die seitlichen Rückenstützen der Sofas bilden als Designelemente zwei weiße Metallgitter. Sie sind auch von außen sichtbar. Auch sie sind kantig, was bei mehr Seegang Stoßkanten werden könnten.
Beste Sicht und frische Luft
Ein breiter Durchgang trennt den Sofabereich vom Cockpit. Zwei Wetbars liegen im Rücken der vom Mittelgang geteilten vier Sessel. Seitlich der Wetbars mit Grill und Spüle tragen zwei schwarze Säulen das Dach. Es ist auf halber Breite mit einer Tuchbespannung zu öffnen und gibt den Blick in den Himmel frei.

Die Windschutzscheibe und die zwei seitlichen Glasflächen geben beste Sicht auf das umliegende Geschehen auf den Wasser. Auf eine Schiebetür wurde wegen der Offenheit des Decks bewusst verzichtet. Dafür bietet ein Schiebefenster im Seitenfenster frische Luft beim Fahren.
Den Bugbereich dominiert eine große Sonnenliege mit angestellten Kopfteilen, Becherhaltern und Haltegriffen. Der besondere Clou ist, dass an Stelle der Sonnenliege ein Jacuzzi eingebaut werden kann, das über ein Ventil mit Seewasser gefüllt wird. Ein Extra, selbstverständlich.
Raumwunder unter Deck
Der Niedergang liegt hinter einer dunklen Plexiglasschiebetür an Backbord. Drei etwas steile Stufen tiefer befinden wir uns im großzügig gestalteten Flurbereich unter Deck. Das quergemaserte naturfarbene Eichenholz unterstützt den opulenten Eindruck. Die Eignerkabine im Bug ist durch eine Schiebetür getrennt.
Sie lässt sich mittels einer Schiene ganz zur Seite bewegen und öffnet den gesamten Raum. Rechts davon ist das Bad, das auch über die Bugkabine zugänglich ist. Links neben der Treppe sind Schränke und eine Ablagefläche untergebracht.
Besonders und noch nie so gesehen ist die Achterkabine. Sie ist als großer Salon gestaltet. Eine große gepolsterte Insel in der Mitte ist verschiebbar. Sie lässt sich im Handumdrehen in ein vollwertiges Bett verwandeln. An drei Seiten stehen Sofas. Hier kann eine große Gruppe ganze Abende und Nächte verbringen und Spaß haben, wenn es an Deck zu kühl oder zu nass ist.
Mit Wumms aufs Meer
Die Juroren des Best of Boats Awards haben das Wetter auf ihrer Seite. Wir verlassen den Hafen für die Testfahrt mit der De Antonio D50 Coupe. Die Akustik an Deck ist dank der Motorenabdeckung merklich besser als bei 1.200 PS zu erwarten. Die beiden Verados sind in Marschfahrt deutlich leiser als bei einem offenen Boot, besonders wenn man hinten auf dem Sofa sitzt. Auch bei ordentlich Wumms kann man sich hier noch zivilisiert unterhalten.


Die Geschwindigkeit hat ihren Preis: Bei voller Fahrt klettert der Verbrauch auf dem übersichtlichen Plotter auf 200 Liter pro Stunde – pro Motor. Doch wer fährt schon ein Stunde Vollgas? Die beste Marschfahrt haben die BOB-Juroren bei rund 28 Knoten und etwa 4.200 U/min ermittelt. Der Geräuschpegel im Cockpit liegt dann bei bei 79 dB. Der Verbrauch sinkt dabei um mehr als die Hälfte auf etwa 85 bis 87 Liter pro Stunde.
Messwerte De Antonio D50 Coupe
Wendig und präzise
Das Boot lässt sich bei allen Geschwindigkeiten sicher und komfortabel steuern. Es geht stabil und ruhig durch die Welle, nichts wummert oder klappert. Es macht Spaß, die D50 zu fahren, die dank des hohen Freibords sicher für die ganze Familie ist. Gleichzeitig reagiert es dynamisch und schnell auf härtere Steuermanöver. Die Wendigkeit des Bootes ist auch den Verado-Motoren zu verdanken, die extrem schnell reagieren. Der präzise arbeitende Joystick macht jedes Hafenmanöver zum Kinderspiel.


Die D50 Coupe von De Antonio ist in erster Linie ein Daycruiser für schöne Tage auf dem Wasser, aber auch ein guter Weekender. Sechs Paare oder eine 12-köpfige Familie können den Tag auf dem Wasser mit diesem Boot genießen. Sieben kritische Juroren des Best of Boats Awards haben das Boot ausgiebig getestet und kamen insgesamt zu einem sehr guten Ergebnis. Die D50 Coupe bot der gesamten Crew viel Raum für Beweglichkeit auch während der Testfahrt.

Während einer nach dem anderen von der Jury seine Kreise am Steuer zog, saßen andere entspannt im Heck, bis die Märzsonne sich dem Horizont näherte. Dann musste die Crew in den Hafen von Malaga zurückkehren. Es hätte für diese Fahrt auf dem Sonnendeck gerne noch ein bisschen später im Jahr sein dürfen, fanden alle.
Technische Daten De Antonio D50 Coupe
Länge über alles: 14,50 m
Breite: 4,40 m
Tiefgang: 0,70 m
Gewicht: 11.000 kg
Maximale Crew-Größe: 12 Personen
Motorisierung wie gefahren: 2 x Mercury Verado V12 (2 x 600 PS)
Alternativen: 3 x Mercury L-6 Verado (3 x 400 PS), 4 x Mercury L-8 Verado (4 x 300 PS), 4 x Mercury L-6 Verado (4 x 350 PS), 4 x Mercury L-6 Verado (4 x 400 PS)
Preis: ab 814.650 Euro
Im Süden und Osten wird produziert
Hergestellt werden die Boote von De Antonio in Polen und Spanien. Die international agierende spanische Werft verfügt inzwischen über ein umfangreiches Händlernetz und ist auf allen Kontinenten vertreten. In Deutschland und Österreich vertreibt Baotic Yachting die acht aktuellen Modelle der Werft.
De Antonio Yachts exportiert 60 Prozent seiner Boote. Während 2021 noch 65 Boote international ausgeliefert wurden, sind es 2023 bereits 85 Einheiten, die ins Ausland gehen. 95 Prozent der Produktion für 2023 und 2024 ist bereits vorbestellt.
Nachhaltigkeit bei De Antonio
Vor kurzem hat De Antonio mit der Autohersteller Cupra eine hybride Version entwickelt. Dabei wird ein Verbrenner-Außenborder mit zwei Elektromotoren kombiniert. Cupra D28 Formentor e-Hybrid heißt das Sondermodell.
Auf einen reinen Elektro-Außenbordmotor hat sich die Werft noch nicht festgelegt. Marc de Antonio ist mit Evoy und Vision Marine im Gespräch, sagt er im Interview mit float. Auch Mercury, mit denen die Werft schon seit Jahren zusammenarbeitet, hat den ersten Schritt in Richtung Electric Boating mit dem Avator getan.
Zu den kurzfristigen Zielen bei De Antonio hin zu einer nachhaltigeren Bootspalette gehört die Verwendung von Recyclingmaterial. Die Einführung der ersten vollelektrischen Modelle bei De Antonio ist für 2024 geplant.
Dieser Text erschien am 25. April 2023 erstmals auf float. Aktualisiert am 14. September 2023.