Ab sofort heißt es Börrrteboot mit drei „r“ – denn seit wenigen Tagen ist das erste dieser Holzboote, die seit über 65 Jahren vor Helgoland traditionell im Sommer die Inselbesucher von der Festlandfähre abholen, mit leise surrendem Elektroantrieb ausgerüstet worden.
Börteboot mit BMW-Batterie an Bord
Das etwa acht Tonnen schwere, zehn Meter lange Eichenboot „Pirat“ hat statt der alten Dieselmaschine jetzt einen Torqeedo-Innenborder mit 80 PS. Der Motor des Typs Deep Blue 50i 1800 ist ideal für die Anforderungen im Revier: Er ist kraftvoll und sicher, lässt sich per Touchscreen-Bildschirm vom Bootsführer bequem bedienen und wird von einer Lithium-Ionen-Batterie mit bewährter BMW-Großserientechnik angetrieben. Die versorgt auch das Elektroauto BMW i3 mit Energie.
Ein weiterer Vorteil des Deep-Blue-Antriebssystems von Torqeedo: Es ist modular aufgebaut. So lassen sich die Batteriekapazitäten bei Bedarf für längere Törns aufstocken, zum Beispiel für Insel-Umrundungen. Den wichtigsten Fortschritt genießen die Inselbesucher schon vor dem Einsteigen: Der penetrante Geruch der Dieselabgase, der gerade zarte Gemüter noch kurz vor dem Landgang seekrank werden lässt, ist ausgebaut. Kein Mief mehr, nirgends.
„Man hört nur das Schraubenwasser“
Das Ausbooten wird mit E-Antrieb noch schöner. Denn der „Pirat“ gleitet jetzt nahezu geräuschlos durch die Wellen. „Da hört man nur noch das Schraubenwasser und ein bisschen Summen – und denn war’s das“, sagt Rainer Hatecke. Er verantwortet die Umrüstung des Boots technisch. Früher habe sich die Besatzung des Börtebootes sich schreiend verständigen müssen, weil der Diesel so lärmte“, ergänzt der Bootsbauer aus Freiburg an der Elbe im Landkreis Stade. Dort wurden die Börteboote seit dem Beginn des Ausbootens in den 1960er-Jahren hergestellt. Und dort werden sie auch heute noch gewartet und repariert.
Hatecke hebt hervor, dass der alternative Antrieb auch technisch überlegen ist. Das zusätzliche Drehmoment des Elektromotors helfe dem Boot, auch bei hohem Seegang mühelos zu manövrieren. Auch die anderen zehn Börteboote wird die Werft Hatecke in Kürze umrüsten. Und noch mehr: In Zukunft könnte der gesamte Touristen-Transport rund um Helgoland von emissionsfreien Fahrzeugen übernommen werden.


Auf dem Weg zur Null-Emissions-Insel
Seit mehr als 200 Jahren bringen die schweren Holzboote bis zu 50 Personen an Land. Sie pendeln zwischen Hafen und Bäderschiffen hin und her und bringen zusammen täglich bis zu 1.000 Besucher an Land – und anschließend wieder zurück aufs Schiff. Für die Festlands-Gäste ein besonderes Erlebnis.
https://www.youtube.com/watch?v=Hxm96QQ5SQwn
direkt zum Video
„Das Um- und Aufrüsten der Flotte mit Elektroantrieben ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Traditionen durch Innovationen bewahren kann“, sagt Torqeedo-Geschäftsführer Christoph Ballin. Helgolands Bürgermeister Jörg Singer pflichtet ihm bei: „Unsere Börteboote sind seit Jahrhunderten Tradition auf Helgoland. Mit der Installation der Elektroantriebe führen wir diese Tradition in die Zukunft. Der neue ‚Pirat‘ wird das Fahrgasterlebnis spürbar verbessern und setzt ein Signal zur Schonung der Natur und für aktiven Klimaschutz in der Tourismuswirtschaft.“

Vor kurzen ist es dem Verein zum Erhalt der Helgoländer Börteboote sogar gelungen, diese originelle Art der Ausschiffung höchst offiziell unter Schutz stellen zu lassen: Ende 2018 wurden sie Teil des immateriellen deutschen Kulturerbes. Der Verein zum Erhalt der klassischen Holzboote möchte sogar, dass der Bootstyp bald UNESCO-Weltkulturerbe wird.
„Für die Insel ist das ja auch ein Vorteil. Sie setzen damit einen Trend, der zum Slogan von Helgoland passt: Die Insel, die atmet.“ Das elektrisch angetriebene Börteboot ist ein wichtiger Baustein in Richtung Null-Emissions-Insel, findet Hatecke.


Nur etwa eine Stunde wir ausgebootet
Bis auf die zwei Bäderschiffe „Funny Girl“ aus Büsum und die „Fair Lady“ aus Bremerhaven können bereits alle anderen Schiffe direkt an der Hafenmole anlegen. Deshalb droht die Tradition des Ausbootens langsam auszusterben. Und deshalb hat der Verein im letzten Jahr für den Erhalt der Klassiker gekämpft und es geschafft, sie zum Kulturerbe erkären zu lassen.

Seine Vorzüge ausspielen kann der elektrische Antrieb mit dem langsam drehenden und drehmomentstarken Motor dadurch, dass die Boote nur etwa eine Stunde aus- und einbooten und dann wieder an die Steckdose zum Laden gehen. Feste Fahrzeiten wie im gewerblichen Einsatz sind für Elektromotoren ideal, deshalb nimmt Torqeedo Kurs auf die gewerbliche Schifffahrt.

Wer Rainer Hatecke in seiner Werft in Aktion sehen möchte, kann ihm in einen schönen Beitrag des NDR hier über die Schulter schauen.
Ein Kommentar
[…] diesel engines that are so loud you have to scream on board to be heard, according to Germany’s Float website. One of the incongruities of the situation is that while these fossil fuel engines bring the […]