Hier die gute Nachricht für alle Kapitäne, die unter Seekrankheit leiden: Im nächsten technischen Evolutionsschritt befindet sich die Brücke an Land, während das Schiff unbemannt und ferngesteuert übers Wasser schippert. 2023 wird die erste autonom fahrende Fähre namens milliAmpere 2 in Stockholm ihren Dienst aufnehmen. Auch Candela plant ab 2023 eine e-Fähre auf Foils für Stockholm.
Die kommerzielle Nutzung von autonomem Fährverkehr hat eine längere Vorgeschichte. An der Norwegian University of Science and Technology NTNU in Trondheim wird seit Jahren über autonom fahrende Schiffe geforscht.
Mit der Fähre milliAmpere 2 hat die Uni im Sommer 2022 bei einem Testlauf bewiesen, dass sie autonom zwölf Passagiere über den Trondheimer Kanal transportieren kann.
Ohne Überwachung von einem Kontrollzentrum auf dem Lande geht es aber (noch) nicht. Bei Gefahr muss der Kapitän per Fernsteuerung einspringen können. Um solche Gefahrenmomente zu vermeiden, ist die Fähre mit diverser Hochtechnologie ausgerüstet: Infrarot-Kameras, Laser, LiDAR-System und Kinematic-Ortung in Echtzeit (präziseres GPS) erkennen und umkurven Hindernisse. Das hätte Oscar von Sea.AI nicht schöner machen können
Wettrennen mit Amsterdam
Zeitlich, technisch und organisatorisch deckt sich das Trondheimer Projekt mit dem Amsterdamer Roboat-Experiment, das vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Amsterdam Institute for Advanced Metropolitan Solutions (AMS Institute) betreut wird.
Die NTNU ist aber fixer bei der kommerziellen Umsetzung. Der Uni-Ableger Zeabuz kümmert sich um die Vermarktung der Fähre, die norwegische Fährgesellschaft Torghatten betreibt sie – und Stockholm hat angebissen.
Mitte 2023 soll die erste autonom fahrende Passagierfähre zwischen den Inseln Södermalm und Kungsholmen pendeln.