Ich bin zurück in Port Grimaud, dem Kleinvenedig an der Cote d’Azur. Letztes Mal fuhr ich hier zusammen mit Stefan Frauscher auf der 1212 Ghost. Jetzt wartet die erste 1212 Ghost Air, die offene Version, auf mich. Am Vorabend der Probefahrt präsentiert Frauscher beim Cocktail in seiner französischen Dependance an der Cote d’Azur seine Geisterserie. Wie Perlen liegen sie aufgefädelt am Steg: Mirage, Fantom, Ghost und Demon, als Runabouts oder als Air-Versionen. Jetzt funkelt in der Mitte in Messing-Metallic die neue 1212 Ghost Air. Ich lerne den „offenen Geist“ im warmen Abendlicht kennen.

Es ist immer wieder spannend, wie die österreichische Werft vom Traunsee den Raum auf jedem Boot perfekt zu definieren weiß. Eine Frauscher ist weit mehr als ein Rumpf, ein Steuerstand, Sitzflächen und ein Deck. Eine Frauscher ist Design, Platz, Atmosphäre und Performance.
Tanzfläche, Sonnenliege, Tisch
Der gesamte Bugbereich des 12 Meter langen und 3,50 Meter breiten Boots ist offen. Wenn man will, kann man hier tanzen. Nicht zu zweit, sondern zu siebt, so groß ist die Fläche. Wir haben es ausprobiert, haben sprichwörtlich auf dem Tisch getanzt, der sich am Rand sanft abgerundet nur wenig vom Boden abhebt. Um uns dann in die rundherum gepolsterten cremefarbenen Sitzflächen fallen zu lassen.

Nur ein Knopfdruck und die Fläche fährt auf Sitzhöhe und bildet mit zwei zusätzlichen Polstern eine Liegefläche, auf der sich sechs ausgewachsene BoB-Bootstester nach der Testfahrt beim Radler lümmeln. Vier Carbon-Stangen in die Halterung gesteckt und das Bimini eingehakt, schon ist auf ganzer Fläche Schatten. Wieder den Knopf gedrückt, fährt der Tisch eine Etage höher. Nun kann gesessen und gegessen werden.

Denn es gibt eine Etage tiefer auch ein Bett, groß und hoch genug, dass zwei Personen hier bequem schlafen und sich aufsetzen können. Besonders schön machen sich die Holzarbeiten, die Verkleidung aus Eiche wirkt sphärisch. Dänen würden sagen: Es ist hyggelig, und auch die verstehen viel von Design.
Frauscher hat 40-Fuß neu definiert
Ich spreche mit dem Chefentwickler Michael Frauscher über die 1212 Ghost Air. Er sagt: „Wir bei Frauscher sehen die Dinge immer recht extrem. Zuerst, und vor allem anderen, muss ein Boot schön sein. Dann folgt direkt die Performance. Und Qualität haben muss es sowieso.“ Das Entwicklungsteam rund um Thomas Gerzer und Stephan Everwin hat die Philosophie der Air-Reihe konsequent weiterentwickelt.
Schönheit sieht man auf diesem Boot, wie es heißt, an allen „Ecken und Kanten“. Und gerade weil sie nicht eckig oder kantig sind, sondern abgerundet, ist diese neue Kreation von Frauscher so besonders schön. Die Deckskante fällt nach außen ab und definiert damit den Rumpf. Die Bauteile an Deck, wie der Kühlschrank, senken sich leicht nach innen ab.
Die Designsprache im Automotive-Bereich ist oft martialisch und wird auch im Bootsbereich immer wieder gerne aufgenommen. Frauscher, die als eine der ersten das Design vom Sportwagen aufs Boot übertrugen, als sie mit Kiska Design ihren typischen Frauscher-Look mit den seitlich angedeuteten Lufteinlässen und der Z-Linie entwickelten, schlagen nun eine ausgewogenere Richtung ein.