Der Designer Stephan Everwin ist ein gefühlvoller Denker, sagt Michael Frauscher. Man sieht es an seiner Formensprache, die maskulin und feminin zugleich, weich und gleichzeitig kraftvoll wirkt. Harmonisch und ästhetisch. Alles funktioniert an Bord leicht und ist zugleich stark. Hebt man die Kühlschrankklappe an, spürt man am Gewicht die Qualität, doch sie schließt mit einem Gefühl der Leichtigkeit. Details, die im täglichen Gebrauch wie hier beim Kühlschrank wichtig sind. Und eben schön. Der elektrische Ankerkasten hebt sich sanft, der Anker entwickelt sich und gleitet leise ins Wasser. Ein Beispiel guter Elektrotechnik. Das Decksholz ist Teak. Es stammt aus kontrollierter Herkunft und ist wunderbar verarbeitet.


Auf der 1212 Ghost Air ist der Steuerstand etwas nach hinten versetzt. Mit dem großen Raum im Bug braucht es im Cockpit weniger Platz. Und wie schon auf der geschlossenen Ghost liegt der Steuerstand bei der Ghost Air exakt auf der Mittschiffslinie. Das macht das Fahrgefühl ungewöhnlich ruhig, denn am Steuer spürt man die Seitwärtsschwankungen des Boots nicht mehr.

Der Steuerstand verjüngt sich zum Deck hin und bietet viel Platz an den Seiten, um zum Bug zu gehen. Die rahmenlos geschwungene Windschutzscheibe erweitert sich nach oben in einer sanften Krümmung und gibt genug Schutz vor Fahrtwind. Die klassischen Instrumente sind Teil der Frauscher-Formensprache und in allen Lichtsituationen gut ablesbar. Selbstverständlich gibt es auch einen Plotter von Garmin. Der Joystick von Volvo Penta erleichtert das Anlegen im Hafen.
Ein Dach über dem Kopf ist nichts dagegen
Das aus zwei Teilen gefertigte T-Top der 1212 Ghost ist aus Carbon. Gefertigt wird es in Österreich nach einem speziellen Verfahren, das auch in der Formel 1 für hochverdichtete Leichtbaumaterialien verwendet wird, die extreme Belastungen aushalten. Wie bei einer Frauscher, die mit über 40 Knoten durch die Welle fährt. Das Dach hält das aus.

Die Kraft, die sich dabei auf das Dach überträgt, wird durch ein Stahlprofil im Rumpf stabilisiert. Die Form des T-Tops hat sich bei der 1212 Ghost Air etwas geändert. Das Carbon liegt nun unter einer Lackschicht und die Fuge in der Mitte ist sichtbar. Frauscher findet das konsequent.
Extrem gute Performance
Überhaupt ist das Fahrgefühl eine große Freude. Zwei Volvo Penta D6 mit je 440 PS bringen das 8 Tonnen schwere Boot mühelos in Gleitfahrt. Alternativ steht der Mercruiser V8 als Benziner mit jeweils 430 PS zur Verfügung. Auf dem Meer ist bei Welle das Drehmoment des Diesels besser, auf dem Gardasee springt der Mercruiser besser an und hat einen schöneren Sound.

Die Geschwindigkeit ist prächtig. In kürzester Zeit beschleunigen wir auf 44 Knoten bei Kreuzwelle vor St. Tropez. In allen Manövern verhält sich die 1212 Ghost Air sicher wie schon ihre etwas verschlossernere Schwester, die 1212 Ghost. Der Zweistufenrumpf mit dem steilen Steven bewegt das große Boot mühelos durchs Wasser und reagiert auch bei heftigen Manövern souverän und sicher.
Die Lenkhydraulik läuft samtweich, es gibt einen automatischen Trimm. Aber wer manuell trimmt, hat noch mehr Spaß und kann das Boot dann auf glatter See wirklich ausfahren. In der unruhigen Welle vor St. Tropez fuhr sie ohne zu trimmen schon perfekt. Im Cruising-Modus fühlt sich die Ghost Air bei rund 25 Knoten am wohlsten und verbraucht durchschnittlich 70 l/h.
Technische Daten
Länge: 11,9 m
Breite: 3,50 m
Motor: 2 x Mercruiser V8 mit 430 PS oder Volvo Penta D6
Z-Antrieb: Bravo IIIx
Gewicht: 8 t
Tank: 850 l
Personen: 12
Aus der High-End JL-Audio-Soundanlage klingt auf dem Rückweg zum Hafen „Le Temps est bon“. Ja, mit offenem Geist und blauem Himmel ist das Leben wirklich schön, finden wir. In Cannes fahren wir sie wieder!