
Der Tiger ist los!
Mit dem Silver Tiger bringt die finnische Werft das kleinste Modell der Z-Serie heraus – mit dem neuen Rumpfdesign von Petestep.
Auch bei unserem Extremtest, bei dem wir die Kurstabilität unter Vollgas in der Kurve testen – wir nehmen kurz das Gas raus und beschleunigen dann wieder voll –, bleibt der Rumpf stabil und es fühlt sich am Steuer absolut sicher an. Mehr als 50% weniger G-Kräfte sollen laut Vergleichstest mit anderen Rümpfen hier einwirken.

Auch Kurven bei Vollgas nimmt die Tiger gelassen hin © Kerstin Zillmer
Der entspannte Ritt über die Ostsee macht extrem viel Spaß, und das 1.150 kg leichte Boot reagiert auf alle Manöver, die wir ihm zumuten, so sanft wie eine Wildkatze. Die Ergonomie an Bord ist klasse. Man fühlt sich sicher, hat ordentlich Halt, sitzt weich in den Polstern. Der Durchgang zum Bug ist auch bei Welle ohne anzuecken sicher zu meistern. Wir lassen uns viel Zeit, denn für die ausgewählten Tester sind gleich zwei Modelle da – der Daycruiser Silver Tiger DC mit kleiner Kajüte und die Bowrider-Version Silver Tiger BR.

Die Tiger gibt es als Bowrider und Daycruiser © Kerstin Zillmer
Petestep will Prototypen überflüssig machen
Wieder an Land erklärt mir Jonas Danielsson, der CEO des Stockholmer Start-Ups, die Software auf seinem Laptop. Der studierte Schiffbauingenieur hat seine Masterarbeit über das Simulieren und Optimieren von Gleitbooten und Stufenrümpfen geschrieben. Dieses Wissen setzt er jetzt bei der Entwicklung der Petestep-Rümpfe ein.
„Kannst Du mit deiner Software genau berechnen, wie sich der Rumpf im Wasser verhält?“ will ich wissen. „Ja, mit den entsprechenden Parametern, die Eker Design für uns berechnet hat, wissen wir exakt, welchen Winkel das Boot im Wasser hat. Hier haben wir 70 PS vorgegeben und jetzt kann ich den Verbrauch berechnen. Siehst du, es sind 0.9 l bei 4.000 Umdrehungen.“ Jonas spielt unterschiedliche Szenarien durch, indem er die Parameter Gewicht, Motorisierung, Rumpfform, Länge, Breite und Anzahl der Personen an Bord ändert.
Mit einer zweiten Software kann er das Fahrverhalten sehr genau berechnen. „Ich glaube, wir sind die einzigen Rumpfdesigner, die mit dieser Methode arbeiten, und zwar für alle Rümpfe“, sagt Jonas stolz. Das erlaube es den Werften, die sich wie Silver für Petestep entscheiden, in Zukunft eine viel kürzere Entwicklungszeit, weil sie auf die Prototypen verzichten können, glaubt Jonas.
Neuer Baustoff GFK
Wie kommt es nun dazu, dass die Finnen auf GFK umsteigen? Beim Aufwärm-Kaffee erzählt mir Verkaufsleiter Christoph Wallgren die Entstehungsgeschichte der Z-Serie. Vor mehreren Jahren kaufte Yamaha verschiedene finnische Werften, darunter auch Yamarin. Das größte Boot dieser Werft, die Yamarin 81, war dem Motorenhersteller zu teuer in der Produktion.
Ein nordisches Gemeinschaftsprojekt – mit norwegischem Design, schwedischer Hydrodynamik und finnischem Hersteller.
So kam es, dass Silver die Rechte angeboten wurden. Silver nahm Kontakt mit der norwegischen Firma Eker Design auf, die die Yamarin-Boote designt hatten und kaufte die Rechte am Boot. Darin inbegriffen war auch das Rumpfdesign von Petestep.
Die neue Z-Serie ist deshalb ein nordisches Gemeinschaftsprojekt, sagt Christoph Wallgren mit hörbarem Stolz: Norwegisches Design, schwedische Hydrodynamik und der finnischer Hersteller. Für die neue Serie wurde eigens eine neue Produktionshalle gebaut.
Drei Modelle sollen es insgesamt werden. Die große, acht Meter lange Raptor, ein Daycruiser mit Kajüte für vier Personen, dazu der kleine Tiger mit 6,06 m als Daycruiser und Bowrider. Als Mittelstück kommt nächstes Jahr die Viper mit sieben Metern Länge.
Etwas völlig Neues auf dem Markt
Mit der Tiger will Silver etwas völlig Neues auf den Markt bringen. Das Boot soll neue Standards setzen. Nicht nur im Design und der Verarbeitung, sondern vor allem auch bei den Laufeigenschaften. Silver Boats wollte das Rad, besser gesagt, den Rumpf neu erfinden.
Dabei geht es natürlich auch um neue Absatz-Möglichkeiten: In Mitteleuropa gibt es einen großen Markt für Daycruiser, und diesen Markt hat Silver im Visier. Und da der deutsche Markt nach Norwegen die zweitwichtigste Exportregion für Silver ist, gibt es jetzt diese Z-Reihe für die mitteleuropäische Kundschaft.

Dominik Entzminger von Boat Solutions vertritt Silver in Deutschland, Österreich, Schweiz © Kerstin Zillmer
Das ist ein weiterer Grund für das ungewohnte Rumpfmaterial: Die Erfahrung mit der Aluboot-Serie zeigt, dass Aluminium-Boote in Deutschland eher als Arbeitsboote wahrgenommen werden. In den nordischen Ländern ist das anders: In finnischen Gewässern mit ihrem felsigen Untergrund muss ein Rumpf extrem stabil sein – man setzt schon mal hart auf – und gut in der Welle performen. Denn hier ist die See rauer. Auch wegen der großen Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter ergibt Aluminium als Baumaterial dort mehr Sinn als GFK.
Auch ohne diese Erläuterungen ist der Tiger ein überzeugendes Produkt. Das neue Boot folgt einem ausgesprochen innovativen Konzept, das aufregend neu und anders als die Mitbewerber in dieser Größenordnung ist. Der Silver Tiger bringt mit seinem tollen Petestep etwas wirklich etwas Neues auf den Markt: Allerbeste Fahreigenschaften gepaart mit geringerem Verbrauch, einem schicken Layout und vielen durchdachten und exklusive Details an Deck. Gerade ist sie beim Best of Boats Award in Cannes auf dem Yachting Festival zur Finalistin in der Kategorie Beginners gewählt worden.

Allerbeste Fahreigenschaften bei geringerem Verbrauch © Kerstin Zillmer
Technische Daten Silver Tiger
Länge | 6,06 m | |
Breite | 2,36 m | |
Gewicht | 1.150 kg (ohne Motoren) | |
Motorisierung | 115 bis 150 PS | |
CE-Kategorie | C (küstennahe Gewässer) | |
Maximale Crew-Größe | 6 Personen |
Messwerte
2 Personen an Bord, kaum Wind, Wellengang: 80 cm
Drehzahl (U/min) | Tempo (Knoten) | Verbrauch (l/h) |
650 | 2,4 | 1,1 |
1.000 | 3,8 | 2,1 |
2.000 | 6,5 | 5,5 |
3.000 | 12,5 | 12,6 |
4.000 | 23,3 | 18,3 |
5.000 | 32,9 | 32,4 |
5.500 | 35,8 | 42,9 |
6.100 | 40,8 | 54 |