Wenn am 11. Oktober, gegen 16 Uhr die Crew im Hafen von Elsfleth die Segel des fast 100 Jahre alten Zweimasters Avontuur setzt, sind wir dabei. Timbercoast hat float eingeladen, die neunmonatige Frachtfahrt auf der ersten Etappe zu begleiten. Zu der 15-köpfigen Crew des Frachtseglers aus professionellen Seglern und Mitseglern aus mehreren Ländern gehört auch unsere junge Autorin Lia, die mit an Bord der Avontuur ist und für float berichten wird.
Startklar für die Atlantikfahrt
Die Avontuur ist wieder startklar für die Fahrt über den Atlantik. Seit Tagen wird, gepackt, geladen und verstaut. Bereits zum vierten Mal segelt der Gaffelschoner in die Karibik: Über die Weser geht es in die Nordsee, dann durch den Ärmelkanal nach Frankreich, um Ende Oktober den Hafen von Cherbourg in der Normandie anzulaufen.
Nach weiteren Stopps in französischen und portugiesischen Häfen steuert der Frachtsegler voraussichtlich Anfang Dezember Teneriffa an und segelt kurz nach Weihnachten über den Atlantik auf der Barfußroute in Richtung Karibik. Hier werden Kaffee, Kakao, Rum, Gin und Gewürze geladen. Mit den Passatwinden geht es für die Avontuur dann über den Nordatlantik zurück zu den Azoren und weiter Richtung England. Im Juli 2019 wird die Avontuur zurück im Heimathafen Elsfleth erwartet.
Ein Ex-Containerkapitän steht hinter Timbercoast
Hinter dem Projekt „Mission Zero“ steht das Unternehmen Timbercoast, gegründet von einem visionärer Mann. Cornelius Bockermann, Kapitän zur See und ehemaliger Containerschiff-Kapitän, konnte sich jahrelang ein Bild davon machen, wie Mensch und Natur durch die Containerschifffahrt beeinflusst werden. Seine Mission mit der Avontuur ist es deshalb, praktische Möglichkeiten für den alternativen Seetransport aufzuzeigen.
Das von ihm geführte 44 m lange und knapp sechs Meter breite Frachtsegelschiff Avontuur, auf deutsch Abenteuer, wurde 1920 in den Niederlanden gebaut. Bockermann baute das Küstenmotorschiff mit Hilfe von 160 Freiwilligen über zwei Jahre wieder zu einem fahrtüchtigen Frachtsegler zurück.
Containerriesen, die rund 90% der globalen Fracht befördern, treiben durch ihre massiven Stickstoff-Emissionen durch Schweröl den Klimawandel maßgeblich voran. Die CO²-Emissionen des weltweiten Seefrachtverkehrs sollen sich laut Prognosen bis 2050 sogar mehr als verdreifachen. Umweltschutzbestimmungen, etwa zur Vermeidung der Nutzung von Schweröl im Frachtverkehr, greifen zwar bereits an Land, auf See fehlen diese Richtlinien bisher aber.
Die Avontuur transportiert 70 Tonnen per Windkraft
Mit knapp 70 Tonnen Ladekapazität kann die Avontuur selbstverständlich nicht die Mengen eines Containerschiffs befördern. Aber es werden beim Warentransport mit der ausschließlich von Wind angetriebenen Avontuur keine schädlichen Stoffe freigesetzt. Der saubere Transportweg kommt deshalb sowohl der Natur als auch den Menschen zugute.
Die gesegelten Produkte sind außerdem ganzheitlich nachhaltig. Sie stammen überwiegend aus kontrolliert biologischem Anbau und sind fair gehandelt. Timbercoast setzt damit ein Zeichen für ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Das Beispiel Avontuur zeigt, dass es eine umweltfreundliche Transportmöglichkeit gibt. Inzwischen bietet Timbercoast auch eigene, fair transportierte Waren im eigenen Shop an.