Der Testtag beginnt ungemütlich: Dauerregen, kaum Wind, dichter Nebel – dann gehen wir eben unter Deck! Zum Glück gibt es auch hier viel zu entdecken. Die Beneteau Oceanis 46.1 gehört – wie die gesamte Oceanis-Flotte – zu den erfolgreichsten Segelyachten der Gegenwart. 150 mal wurde das 14,60 Meter langen Boote alleine in der letzten Saison verkauft. Dass dies nicht nur an der Marktdominanz der französischen Werft liegt, zeigt unser Besuch an Bord.

Aufgrund der bis Mittag herrschenden Wetterlage verkriechen wir uns zunächst unter Deck. Eine variantenreiche Raumaufteilung ist unter Deck möglich: Die Oceanis 46.1 kann mit drei, vier oder auch fünf Kabinen bestellt werden. Und sogar die Vier-Kabinen-Version hat für jedes Zimmer ein dazugehöriges Bad.
Innen hell und hochwertig
Anders als die etwas größere Oceanis 51.1, die von Berret/Racoupeau gezeichnet wurde, ist unser Testschiff nach Plänen von Finot-Conq gebaut. Trotzdem sehen sich beide Segelyachten mit flachem Aufbau und modernen Rumpflinien sehr ähnlich.
Alles wirkt – auch auf den zweiten Blick – hochwertig und behaglich. Das Boot, für dessen Gestaltung unter Deck Nauta Design verantwortlich zeichnet, wirkt wie von Licht durchflutet: Zahlreiche Fenster im Rumpf sind Standard. Diese vielen Öffnungen und der Kajütaufbau sorgen für ein lichtdurchflutetes Ambiente. Plissees und verdeckte Schieberollos verhindern im Hafen ungewünschte Einblicke von außen.
Die Wände sind mit hellen Kunststoff-Paneelen verkleidet. Das bildet einen schönen Kontrast zum Mobiliar in matt lackiertem Mahagoni-Farbton. Wer es unter Deck noch strahlender haben will, kann die Einrichtung in hellem Eichenfurnier bestellen.


Feines Detail: die Bordbibliothek
Schön ist das große Bücherbord für eine kleine Bordbibliothek. Bücher für lange Abende im Hafen stehen so griffbereit längs dem Hauptschott, direkt neben dem Zugang zur Eignerkabine. Für die große Fahrt gibt es reichlich Stauraum in Schränken und Schapps.
Beneteau bietet insgesamt vier Kajütlayouts. Im Standard mit drei Kabinen befinden sich eine L-förmige Pantry links neben dem Niedergang und gegenüber ein recht großes Bad mit abgetrennter Dusche. Es folgt dahinter eine stattliche Salon-Sitzgruppe. Um den Salontisch haben bis zu sechs Personen Platz.

Direkt gegenüber, vor der Pantry, ist sogar Raum für eine kleine Chaiselongue, eine gepolsterte Liege mit Kopflehne als so genannte „Owners Corner“. Außerdem gibt es einen Navigatorensitz mit Blick in Fahrtrichtung. Der liegt allerdings am Hauptschott und damit schon recht weit in Richtung Vorschiff.
Versenkbarer TV-Bildschirm
Bei unserem Testschiff treffen wir auf die zweite Einrichtungsvariante: Hier dominiert an der Backbordseite die Längspantry. Der Vorteil hierbei: Zwei Seefahrer haben an großen Flächen nebeneinander Platz zum Arbeiten und Kochen. Die L-Pantry ist zwar seegerechter, doch bei Lage bietet das mittig platzierte Möbelstück – mit automatisch versenkbarem TV-Bildschirm – im Rücken eine gute Möglichkeit zum Abstützen.

Für diese Konstellation mussten allerdings die Chaiselongue und der Navigationsplatz weichen. Letzterer liegt dann mit Sitz rücklings zur Fahrtrichtung an der Salonsitzgruppe. Optional für die Pantry gibt es eine Fußpumpe für die Seewasser-Nutzung in der Spüle.
Wir sind an Bord der gehobenen Chartervariante: Sie ist auch geeignet für große Familien, denn es gibt drei Kabinen mit dazugehörigem eigenem Bad. Diese sind achtern sowohl von der jeweiligen Kabine als auch vom Salon aus zu erreichen. So können die Bäder unterwegs auch tagsüber von der gesamten Crew genutzt werden. Im gesamten Schiff gibt es ausreichend Stehhöhe.
Stehhöhe überall unter Deck
Die Achterkabinen sind mit Schrank, reichlich Ablagen und Tageslicht durch das Rumpffenster ein lebenswerter Ort. Sie können durch je ein Luk (zum Cockpit und nach achtern Richtung Steuerstand) erhellt werden und lassen sich daher gut querbelüften.

Die Eignerkoje im Vorschiff wirkt geradezu fürstlich: Es gibt ein 2,05 x 1,60 Meter großes Inselbett, voluminöse Schränke und zusätzliche Schapps. Schön ist hier der Blick ins Freie durch die Rumpffenster, und das geht sogar im Liegen. Die Nasszelle ist übrigens zweigeteilt: an Backbord mit Dusche, gegenüber mit WC. Und beide haben ein eigenes Waschbecken.
Platz unter Deck für bis zu zehn Personen
Beim ebenfalls möglichen Ausbau auf vier oder auch fünf Kabinen teilt ein Längsschott die Eignerkabine. Aus der Duschkabine wird dann ein weiteres vollständiges Bad, so dass jede Doppelkabine eine eigene Nasszelle mit Dusche und WC hat.
In der Fünf-Kabinen-Version muss sich die Crew der beiden Achterkajüten dann zugunsten eines weiteren Zimmers anstelle der Steuerbord-Nasszelle ein Bad gegenüber teilen.Alle Toiletten werden gegen Aufpreis auch als Elektro-WC angeboten.

Neun bis zehn Personen an Bord dürften aber selbst auf einem 46-Fuß-Schiff das Platzangebot an seine Grenzen bringen. Schon die Drei-Kabinen-Version ist für Charter reizvoll – so wie unsere Testyacht. Wenige Tage später soll sie für eine Charterfirma in Griechenland fahren. Das heißt: Vorsicht!
Die Ostsee ist fast zu klein
Kaum haben wir uns unter Deck ausgiebig umgesehen, ändert sich das Wetter schlagartig: Der Wind frischt mehr und mehr auf, vertreibt den Nebel und beschert der Testcrew ein in Böen sogar stürmisches Vergnügen. Dass es trotzdem ein Vergnügen bleibt, liegt klar am Potenzial der Oceanis 46.1.


2 Kommentare
Hm, ich wünsche mir eigentlich tiefergehende Infos so in der Richtung Langlebigkeit, wie dick ist der Rumpf, wo wird ausgesteift. Als Interessent interessiert mich nur, wie lang das Schiff halten wird und wo die Problemzonen liegen. Erst wenn das Schiff stabil ist beschäftige ich mich mit so Dingen wie Stehhöhe oder Holzarten.
Lieber Leser!
Vorweg: Welche verlässliche Aussage kann man in puncto „Langlebigkeit“ sagen bei einem nagelneuen Schiff, dass erst seit 1 Jahr auf dem Markt ist, wo in 10, 15 Jahren Problemzonen sein werden/können?
Nur so viel:
1. Die Yachten sind CE-zertifiziert, hier Kat A, sind also nachweislich für die „unbegrenzte Ozeanfahrt“ in allen Wetterlagen zugelassen.
2. Die OCEANIS ist nach Werft- und Händlerangaben die meilen- und zahlenmäßig erfolgreichste Fahrtenyacht der Welt, aktuell in der 7ten Auflage.
Materialstärken etc. sind oft gut geschützte „Geheimnisse“ der Werften. Manche Werften laden zu Tagen der offenen Tür oder Werftbesuchen für Interessenten/Kunden ein, sodass man das dort sehen kann.