Denn die Beneteau Oceanis 46.1 ist für die große Freiheit gemacht: Als Zielgruppe definiert Beneteau Familien und Fahrtensegler, die auch gern auf Langfahrt gehen. Doch „die Ostsee ist dafür fast schon zu klein“, sagt Lars Reisberg von Enjoy Yachting, die uns die Segelyacht zur Verfügung stellt.

Nach dem Auslaufen – unter Motor mit der größeren 80-PS-Maschine, die knapp sieben Knoten bei 2.000 U/min erreicht – gehen wir erst mal ins Reff. Schließlich sind es bis zu 25 Knoten Wind, in Böen auch über 30. Keine Kaffeefahrt also. Schnell stellt sich heraus, dass die herrschenden Bedingungen für unsere Beneteau ein Klacks sind.
Rollmast hilft beim Reffen
Selbst mit einem einfach geschnittenen Dacron-Segel geht es kraftvoll zur Sache, zeigt sich das Potenzial des Schiffs. Mit dem optionalen Rollmast haben wir die Segelfläche schnell den herrschenden Bedingungen angepasst – und zwar auf die Fläche eines zweiten Reffs, wäre wir mit Bindereff unterwegs.


Im Standard wird die Beneteau mit einer Selbstwendefock geliefert. Unsere Testyacht ist mit einer überlappenden Roll-Genua bestückt. Eine bis zu 116 Prozent überlappende Genua ist möglich, da die Unterwanten am Kajütaufbau sitzen. Als Extra braucht man dann noch seitlich montierte Schotschienen. Damit wird der Durchgang zum Bug frei, was gut ist für die Sicherheit.
Um zusätzliche Segel wie Gennaker oder Code Zero zu fahren, kann auch als Extra ein Bugspriet montiert werden. Die Werft bietet dazu zusätzliches Tuning: Im Angebot sind unter anderem der rund einen Meter längere Carbonmast mit hydraulisch verstellbarem Achterstag und hochwertige Laminatsegel mit 28 Prozent mehr Segelfläche und überlappender Genu. Höherwertige Deckausrüstung und ein tiefer Kiel mit Bleibombe sind ebenfalls im Angebot.

Das Cockpit ist riesig
Fallen und Schoten sind vom Doppel-Steuerstanden aus leicht erreichbar. So ist die Yacht auch mit kleiner Crew gut zu beherrschen sein. Direkt vor den Steuerrädern sind die Stautaschen – mit festem Deckel nehmen sie die Leinen auf. Aufklappbare Podeste bieten dem Rudergänger sicheren Stand bei Lage – und eine gute Möglichkeit zum Abstützen, wenn man zum Steuern auf dem Seitendeck sitzt.
Das Cockpit ist riesig: Es bietet bis zu acht Personen bequem Platz. Zusätzlich gibt es im Hafen oder vor Anker viel Platz zum Sonnenbaden – auf dem Kajütdach zu beiden Seiten des Niedergangs und auf den Duchten. Bei Lage unterwegs können sich die Mitsegler gut am großen Cockpittisch abstützen.

Rumpf mit hoher Stabilität
Die markanten, bis zum Bug durchgezogenen Kimmkanten verleihen dem Rumpf eine hohe Formstabilität. Sie gleicht nicht nur den unter 30 Prozent liegenden Ballastanteil aus, sondern kann erheblich leichter ausgelegt werden. Durch diese Gewichtsersparnis steuert sie sich so agil, dass wir kaum einen Unterschied zur viel kleineren Oceanis 30.1 festgestellt haben.


Dank des Doppelruders ist die Oceanis 46.1 auch bei größerer Krängung gut steuerbar. Die Gefahr, an der Kreuz dabei aus dem Ruder zu laufen, gibt es nicht. Denn immer zeigt mindestens eines der beiden Ruder volle Wirkung. Weil die beiden Ruderblätter jeweils klein sind, ist die Rückmeldung für den Rudergänger allerdings weniger gut spürbar als bei einem einzelnen großen Blatt.
Bis zu neun Knoten Fahrt
Stoisch schiebt unser Schiff auch bei mehr Lage und bis zu ein Meter hohen Wellen durch die Ostsee. Die Rumpfgeschwindigkeit von knapp neun Knoten erreichen wir wegen der stark gerefften Segelfläche zwar nicht. Zumindest auf tieferen Kursen sind wir aber immer noch bis zu sieben Knoten schnell unterwegs. Es ist faszinierend, was an den neuen Rümpfen durch die Form an Performance rausgeholt werden kann.

Mit der Oceanis 46.1 hat Beneteau eine Familienyacht konstruiert, die mit entsprechender Einrichtung auch sehr gut als Charterboot geeignet ist. Eine ausgewogene Mischung aus großem Volumen, gewisser Eleganz und – bei entsprechendem Upgrade – sehr guter Segelleistung spricht sie ein breites Publikum an. Die bisherigen Verkaufszahlen haben es schon bewiesen.
Was kostet der Spaß? In der gut ausgestatteten Basisversion ist die Familie ab 268.000 Euro dabei. Das ist ein erfreulich gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Unser Testschiff kommt, so wie ausgerüstet, auf 422.000 Euro. Der Transport, das Aufriggen und eine Antifouling-Behandlung sind mit dabei.
Technische Daten Beneteau Oceanis 46.1
Länge über alles: 14,60 m
Rumpflänge: 13,65 m
Breite: 4,50 m
Tiefgang: 1,75 m / 2,35 m / 2,65 m
Gewicht: 10.597 kg
Segelfläche: 112 qm
Motorisierung: 57 oder 80 PS

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2 Kommentare
Hm, ich wünsche mir eigentlich tiefergehende Infos so in der Richtung Langlebigkeit, wie dick ist der Rumpf, wo wird ausgesteift. Als Interessent interessiert mich nur, wie lang das Schiff halten wird und wo die Problemzonen liegen. Erst wenn das Schiff stabil ist beschäftige ich mich mit so Dingen wie Stehhöhe oder Holzarten.
Lieber Leser!
Vorweg: Welche verlässliche Aussage kann man in puncto „Langlebigkeit“ sagen bei einem nagelneuen Schiff, dass erst seit 1 Jahr auf dem Markt ist, wo in 10, 15 Jahren Problemzonen sein werden/können?
Nur so viel:
1. Die Yachten sind CE-zertifiziert, hier Kat A, sind also nachweislich für die „unbegrenzte Ozeanfahrt“ in allen Wetterlagen zugelassen.
2. Die OCEANIS ist nach Werft- und Händlerangaben die meilen- und zahlenmäßig erfolgreichste Fahrtenyacht der Welt, aktuell in der 7ten Auflage.
Materialstärken etc. sind oft gut geschützte „Geheimnisse“ der Werften. Manche Werften laden zu Tagen der offenen Tür oder Werftbesuchen für Interessenten/Kunden ein, sodass man das dort sehen kann.