Der Tag ist heiß am blauen Wolfgangsee. Gleich links von uns liegt das Hotel Zum weißen Rößl, mit dem sich Peter Alexander damals berühmt gesungen hat. Später erholt sich Helmut Kohl hier viele Sommer lang vom Regieren. Wir sind gekommen, um die neue Marian M800, das neue Elektroboot von Marian Boats, zu testen.
Keine 50 Höhenmeter von unserem Hotelzimmer entfernt wartet sie frisch poliert im Wasser. Anthrazitfarbener Rumpf, schönes Teakdeck, weiße Polster, große Sonnenliege. Minimalistisch, modern und elegant. Weiche Kurven, neuer Style.
Aber fangen wir vorne oder, besser gesagt, unten am Rumpf an. Für die Schnellste aus dem Hause Marian hat die Werft mit dem slowenischen Designer Marco Pas einen neuen Bootsrumpf mit tieferem V, speziell für stärkere Elektromotoren, entwickelt. Der Rumpf ist exakt auf den Betrieb eines Motorboots mit E-Motor abgestimmt.
Für eine gute Stabilität bei der starken Motorisierung muss der Rumpf vergleichsweise breit sein und über entsprechend viel Auftrieb verfügen. Gleichzeitig wird die benetzte Fläche möglichst gering gehalten, was den Energie-Verbrauch niedrig hält und höhere Geschwindigkeiten erlaubt.
Zwei Rümpfe in einem
Die Designer der Marian M800 haben gewissermaßen zwei Rümpfe in einem gezeichnet. Sie bauten eine im Durchschnitt 15 Zentimeter breite und drei Zentimeter hohe Stufe entlang der gesamten Bootslänge beidseits des Rumpfes ein. Beschleunigt das Boot, kommt die Stufe frei und es verringert sich die benetzte Fläche. Das Fahrverhalten ist jetzt deutlich leichgängiger.
Als sich die Sonne senkt, steigen vier Juroren des Best of Boats Awards für die erste gemeinsame Probefahrt ins Boot: Bernd von Ocean 7 aus Österreich, Neale von Motorboat Owner aus Großbritannien, Peter von Val Navtika aus Slowenien und ich für float aus Deutschland.
Wir legen ab. Alex Marian gibt Gas – respektive Strom, denn Gas gibt es hier keins an Bord. Der Bug hebt sich beim Beschleunigen aus dem Wasser. Bei etwa 22 Knoten kommt das Boot ins Gleiten, und der Bug senkt sich sanft wieder ab. Die Marian M800 legt sich steil in die Kurve und bleibt bei jeder Geschwindigkeit absolut spurtreu. Ohne Probleme lässt sich das Lenkrad bei Vollgas bis zum Anschlag drehen, und das Boot hakt nicht ein.
Sechs Boxen voller Energie
Das Wasser plätschert am Rumpf. Viel mehr mehr ist nicht zu hören, bis Alex die bordeigene Musikanlage anschaltet und ein satter Klang aus den Boxen tönt. Mehr Geräusche gibt es nicht. Mit 150 kW Motorleistung und 125 kWh Batteriekapazität arbeitet im Heck der Marian M800 eines der stärksten Antriebssysteme des slowenischen Systemanbieters Piktronik.
Der Elektromotor des Typs PMSM 3 ist – mit maximal 3.100 U/min – ein 171 kg schwerer Schnellläufer. Das elektrische System läuft mit 432 Volt Spannung. Sechs Lithium-Mangan-Batterien mit Samsung-Zellen versorgen den Motor. Die Akkus sind in hohen, annähernd quadratischen Boxen im Heck seitlich mit Gurten festgezurrt.