Elektro-Antriebe und Foil-Technologie läuten einen Paradigmenwechsel im Motorbootsektor ein. Lange wurde im Bootsbau nicht so mutig experimentiert wie heute. Umweltbewusstsein ist der Treiber, die Bootsnutzer sind die Gewinner. Das Angebot wird immer vielfältiger und spektakulärer.
Axopar 25 Electric
Axopar Boats zeigt gemeinsam mit dem norwegischen Elektromotoren-Hersteller Evoy den Prototyp der Axopar 25 Electric. Damit verbinden die Skandinavier den vielseitigen Flitzer Axopar 25, der sich ebenso sicher wie sportlich fährt, mit der Umweltfreundlichkeit eines elektrischen Außenbordantriebs.

Der Evoy-Motor ist der weltweit erste 300-PS-Elektroaußenbordmotor. Das durch zwei 63-kWh-Kreisel-Batterien gespeiste 800-Volt-System erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Knoten und bietet ein beeindruckendes Drehmoment. Die Axopar 25 ist eines der wenigen Elektroboote, das auch außerhalb geschützter Gewässer eine Reichweite von etwa 25 Seemeilen pro Akkuladung erreicht – bei einer Reisegeschwindigkeit von 22 bis 30 Knoten.
Zum Komfort an Bord tragen die Kojen, Toilette, Dusche und Kühlschrank, aber auch die Sonnenliegen und Sonnenschutz durch das T-Top-Dach bei. Gedacht ist das Konzept besonders für Regionen, wo der Einsatz von Verbrennungsmotoren eingeschränkt ist, wobei Axopar hier Amsterdam, die Schweiz und Frankreich nennt. Mit der Marktreife der Axopar 25 Electric rechnet die Werft in weniger als einem Jahr.
Candela C-8
Candela-Gründer Gustav Hasselskog hatte es für dieses Frühjahr angekündigt – und er hielt Wort. Nicht mit einem lauten Knall, sondern mit fast geräuschlosem Floaten begann das nächste Kapitel für die motorisierte Schifffahrt. Das foilende Powerboat Candela C-8 hob sich, mit Gustav Hasselskog am Steuer, souverän aus dem Wasser und glitt auf Kufen mit 20 Knoten über die Ostsee vor Stockholm.

Jetzt ist der weltweit erste elektrische Kabinen-Daycruiser auf Foils serienreif. Auf der boot Düsseldorf feiert der Foiler seine europäische Messepremiere. Mit größerer Reichweite, besserem Seeverhalten und Over-the-Air-Updates ist er bereits jetzt, so der Hersteller, das meistverkaufte elektrische Premiumboot in Europa.
Hinter dem zeitgemäßen Design des schwedischen Innovationsführers arbeitet wie beim ersten Modell C-7 ein elektrischer Foil-Antrieb, der das Boot im Nu ins Fliegen bringt. Der C-POD, wie Candela ihn nennt, arbeitet in Abstimmung mit einer ausgeklügelten Sensorik, die das Boot auch während der Fahrt über den Wellen stabilisiert. Bei der Candela C-8 sind das bis zu 30 Knoten, nahezu geräuschlos. Mit rund 1,1 kWh Verbrauch pro Seemeile – entsprechend rund 0,13 Litern Benzin – verbraucht die Candela C-8 im Schnitt weniger Energie als ein moderner Kleinwagen.
Delphia 10 und 11
Beneteau macht Delphia Yachts zum Erkennungszeichen für Nachhaltigkeit. Die neuen Wander- und Reiseboote für Binnenreviere sind mit Elektromotor ausgestattet – ab 2024 sollen es 100 Prozent sein. Delphia ist das Zugpferd für „Mindful Cruising“ – also für achtsames Reisen.
Achtsam meint vor allem geräusch- und emissionslose Fahrt dank des vollelektrischen Antriebs von Torqeedo. Vorerst gibt es optional noch Ausführungen mit Verbrennungsmotor.

Den Auftakt für die neue Strategie macht die Delphia 11. float hat den Erstling im vergangenen Frühjahr in den Niederlanden getestet. Das 10,77 Meter lange und 3,85 Meter breite Schiff kommt als Messepremiere nach Düsseldorf. Mit einem Tiefgang von nur 0,80 Meter kann sie auch Nebenflüsse und flache Gewässer befahren. Der Antrieb erlaubt das Erkunden von Revieren, die für Verbrenner verboten sind.
Elektrische Infrastruktur kommt
Mit 80 kWh Speicherkapazität ist bei rund 8 km/h eine Reichweite von 80 km möglich – mehr als genug für einen schönen Wandertag auf dem Wasser. An einer Schnellladesäule sollen die Energiespeicher in drei Stunden zu 80 Prozent wieder voll sein. Als Motorisierung sieht Delphia einen 80 PS starken Torqeedo Deep Blue vor.
Das Orakel von Delphia, so die Strategie der Werft, könnte Friesland in den nächsten Jahren eine elektrische Ladeinfrastruktur am Wasser bescheren. Das bestätigte Markenchef Martin Schemkes bei der Entgegennahme des Best of Boats Awards 2022 für dieses Konzept in Berlin. Auf der Boot & Fun wurde auch die Loungetop-Version der Delphia 10 erstmals präsentiert.
Die Lounge-Version hat als reines Tagesboot ein offenes Cockpit. Die Loungetop-Version kommt mit ausgedehntem Dach, das optional mit Photovoltaik bestückt werden kann. Nicht nur beim Binnenwasserwandern können die Boote reüssieren: Beide E-Yachten können gemäß CE-Kategorie auch außerhalb von Küstengewässern kreuzen.
Iguana Foiler
Wer den Tidenhub an der Atlantikküste kennt, hält ein Amphibienboot für eine zwingende Idee. Wenn das Wasser mit der Ebbe verschwindet, fährt der Iguana Foiler seinen Kettenantrieb aus. Das ungewöhnliche Boot hat schon Tradition.
Der Franzose Antoine Brugidou hat mit seiner Marke Iguana schon neun verschiedene Amphibien-Motorboote im Programm. Auf der Bootsmesse in Cannes werden seine Boote wie im Baggerland am Strand präsentiert.

Mit dem Iguana Foiler bringt er das Konzept auf den neusten Technikstand. An Land läuft das Boot – wie auf dem eigenen Trailer – auf Ketten, im Wasser schwebt es über den Wellen auf Foils. Der Iguana Foiler wird von einem Elektromotor auf 30 Knoten gebracht. Aber wichtiger als die Geschwindigkeit ist beim Iguana Foiler die Symbiose von universeller Einsetzbarkeit und Nachhaltigkeit. Und das mit dem gewissen Kniff in Sachen Wiedererkennbarkeit.
X-Shore 1
X-Shore aus Schweden baut seit 2016 Motorboote, wobei diese nicht nur nachhaltig, sondern smart sind. Damit Elektromotoren im Mainstream ankommen, haben sie den Preis für ihr neues Tender-Modell X-Shore 1 extrem niedrig angesetzt – deutlich unter dem Tarif für den von float getesteten Erstling X-Shore Eelex 8000.
Ab 99.000 Euro bekommen Eigner mit der X-Shore 1 ein 6,50 Meter langes offenes Elektroboot, das mit ordentlicher Reisegeschwindigkeit bis zu 50 Seemeilen pro Akkuladung schafft. Oder einen Top-Speed von 30 Knoten erreicht.

Verschiedene Optionen gibt es bei den Aufbauten. Klassisch schick sieht die X-Shore 1 dabei immer aus. Die Rumpfmaterialien GFK und Carbon werden so effizient eingesetzt, dass der Tender extrem leicht ist. So reicht eine einzige Batterie mit 63 kWh für sportliches Fahrvergnügen aus.