Eine DDR-Jolle mit Kimm-Schwertern: Die Ixylon gilt als Exot. Aber sie wird bis heute gebaut, mit leichten Modifikationen seit 1970 über 5.800-mal. Als Freizeitjolle ist sie in vielen Ländern Europas beliebt – Regatten gibt es aber nur im Osten.
Die Ixylon wurde im Westen nach der Wende immer eher skeptisch betrachtet. In den alten Bundesländern konnte sie sich als Regattaklasse nicht durchsetzen. Als Kimm-Schwerter im Jollenbereich ist sie nie ganz ernst genommen und oft belächelt worden.
Sehr zu unrecht, wie wir nach unserem Testtörn wissen. Helmar Becker, Chef der BTM Marine Wassersport GmbH in Bitterfeld, dem Hersteller der Ixylon, stellt uns auf dem Großen Goitschesee eine Ixylon Fun zur Verfügung. Das Modell gab es, so erklärt Becker, ursprünglich gar nicht. Die Fun sei tatsächlich von ihm 1997 erfunden worden. Das Ur-Modell hätte keine Untergruppen gehabt, als sie 1970 auf den Markt gebracht wurde.
Kinderleichter Aufbau
Die Fun ist ausgerüstet mit Großsegel, Genua und Trapez. Noch an Land wird problemlos der Proctor-Selden-Mast gestellt, der um die Hälfte leichter als der herkömmliche Mast ist. Mast tragen, stellen und legen klappt mit nur einer Person, selbst wenn die nicht besonders kräftig oder sportlich ist. Das Boot auftakeln ebenfalls und alles ohne Werkzeug und Hilfe.

160 Kilogramm Rumpfgewicht – da ist es auch kein Problem, die Jolle ohne Hilfe per Slipwagen über eine Rampe oder festeren Untergrund ins Wasser zu bringen. Der Salingwinkel lässt sich im Gegensatz zu früher weiter einstellen. Der Unterliekstrecker wird im Großbaum geführt, sodass die Segelwölbung nun von der Crew vorne und nicht hinten am Baumende bedient werden kann.
Ideale Bedingungen
Bei idealen Bedingungen mit reichlich Sonne und drei bis vier Windstärken legen wir ab. Zunächst noch ohne Vorsegel lässt sich die Jolle schon so problemlos steuern. Dann ein kurzer Zug an der Vorschot und die Genua ist ausgerollt.
Die Jolle springt unverzüglich an, man sitzt entspannt auf dem Seitendeck. Bei Böen und trotzdem nur leichter Krängung reicht es, dass sich die Crew, in meinem Fall ein junger Mitsegler, etwas aktiver ausreitet und sich dabei mit den Füßen unter dem Ausreitgurt festklemmt.

Der Einsatz des schon in Serie angebauten Trapezes – ich wäre vorbereitet gewesen, mein leichterer Mitsegler hätte gesteuert – ist nicht nötig. Das Boot erweist sich als sehr stabil. Und es zeigt in etwas länger andauernden Böen sein Potential, als wir mit einem Schrick in den Schoten immer wieder kurz ins Gleiten kommen.
Trimm-Ideen
Bei wenig Wind rutscht mein Vorschoter nach unten und sorgt so für den passenden Gewichtsausgleich. Als zweite Möglichkeit bei wenig Wind – wie eigentlich grundsätzlich bei allen Jollen – kann einer in Luv sitzen, einer in Lee.
Gerne sitzt auch der Steuermann vor allem beim Regattasegeln vor oder hinter der Travellerschiene unten, erklärt Becker mir später. Der Vorschoter übernimmt dann den kompletten Gewichtsausgleich. Von dort unten könne man nämlich schön in die Bändsel gucken und auch die anderen Boote mit beobachten. Eine gute Möglichkeit, wenn man nicht so viel Gewicht auf der Kante braucht.
Ideal großes Cockpit
Hier kommt einem zugute, dass der Konstrukteur Ulrich Czerwonka seinerzeit geplant hatte, die Ixylon als Wanderjolle zu zeichnen, sozusagen als Alternative zu kleineren Jollenkreuzern, so dass zwei Leute auf längeren Wanderfahrten an Bord übernachten können. Das geht bestens, weil die beiden Schwerter bei dem Kimm-Schwerter außen sitzen.

Das schafft Platz im Cockpit wie in keiner anderen Jolle dieser Größe und erlaubt einen ungehinderten Seitenwechsel bei Wenden und Aufenthalt ohne Mittelschwertkasten im Boot. Eine Großbaumstütze gab es auch damals schon dazu und eine Zeltpersenning. Jede Zeltpersenning hatte früher Fenster mit hochrollbaren Verdunkelungsrollos.
Die nutzen tatsächlich auch heute noch Ixylon-Freunde, die damit auf Reisen gehen. Hinzu kommt ein wasserdichter abschließbarer Stauraum im Achterschiff und ein spritzwassergeschützter Stauraum unter dem Vordeck. Damals hieß sie Ixylon Tourist, heute Family.
3 Kommentare
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Der Konstrukteurr der ixylon hieß Ulrich Cerwonka. Der Trabant war kein Kriterium, es gab auch noch andere Autos in der DDR. Ich besitze eine ixylon mit der Baunummer 1041 seit 1976. Diese habe ich auf Regattaniveau aufgerüstet, und die Jugendlichen unseres Segelvereins segeln gern damit,
Über den Konstrukteur Ulrich Czerwonka liest Du hier ausführlicher: https://floatmagazin.de/boote/ixylon-jolle-jubilaeum-neues-vom-boot-fuer-frau-x-und-herrn-y/