Gibt’s kein Wasser unterm Kiel, fährt man eben die Ketten aus. Das dachte sich Iguana-Yachts-Gründer Antoine Brugidou. In seinem Revier am englischen Kanal kann der Unterschied zwischen Ebbe und Flut 15 Meter und mehr betragen. Antoine hat ein Haus am Meer. Wenn er jedoch mit seinem Boot losfährt, kommt er häufig nicht mehr heim, weil kein Wasser mehr da ist.
Antoine hat die Lösung gefunden, die er unter dem Namen Iguana verkauft: ein Amphi-Boot – sozusagen das Gegenteil eines Amphi-Cars. 2012 wurde die erste Iguana vorgestellt. Beim Cannes Yachting Festival 2017 sorgte ein elektrisch angetriebenes Modell, die E-Iguana 29, für Aufsehen.
Im Wasser Benziner, an Land e-Mobil
Die Iguana ist aber kein Work-Boat, wie man vermuten könnte, sondern ein Luxusgerät. Denn die Werft spricht in erster Linie Menschen an, die wie der Gründer am Wasser wohnen. Im Wasser liegend sieht das Amphi-Boot Iguana aus wie ein edles Spielgerät.

Der Clou steckt im Unterwasserschiff und ist in nur zwei Sekunden verfügbar: ein ausfahrbares Fahrwerk, mit dem man bis zu zehn Stunden auf Land herumfahren kann. Wie bei Panzern oder Baggern ist es durch die Laufketten egal, ob Geröll oder Matsch im Weg liegt.
Der Landantrieb ist elektrisch. Mit zwei 22-kW-Motoren hat er genug Kraft, auch steile Strände und unwegsames Gelände zu überbrücken. Mit den Ketten ist das Amphi-Boot Iguana bis zu 7 km/h schnell. Auf dem Wasser erreicht es mit einem 300 oder 400 PS starken Außenborder (Verbrenner) bis zu 35 Knoten Fahrt.
Das ist Hybrid einmal anders. Der Unterbau ist aus rostfreiem Edelstahl, der Bootsrumpf aus Carbon-Sandwich. So kommt die 9,25 m lange Iguana auf ein Gewicht von 2.900 kg. Bis zu acht Personen können an der Land- oder Wasserfahrt teilnehmen.

Raus aus der Luxus-Nische
Fünf Jahre später, am 4. August 2022, hat Iguana Yachts den Konkurrenten WettonCraft geschluckt. Aus zwei französischen Amphibien-Werften wird eine. Profitieren sollen vor allem Käufer, die gern deutlich unter der 450.000-Euro-Marke bleiben würden.
WettonCraft wird an die Produktionsstätte von Iguana Yachts in Mondeville in der Normandie verlegt. Die Belegschaft um Eric Divry soll Iguana Yachts mit ihrer Expertise zu Amphibien-RIBs neue Modellbereiche erschließen.
Das WettonCraft 56 Crossway ist mit seinem Ketten-Fahrwerk schon jetzt dicht dran an den Iguanas. Was genau aus den vereinten Kräften hervorgehen wird, bleibt bis zu den Bootsmessen diesen Herbst unter Verschluss. Nur soviel ist laut CEO Antoine Brugidou schon spruchreif: „Wir wollen der Nummer-eins-Anbieter im Wachstumsmarkt Amphibien-Boote werden!“