Drei Prinzipien verfolgt der dänische Yachtbauer Faurby: optimale Segeleigenschaften, größtmögliche Haltbarkeit und hochwertiges Finish. Und sie haben eine Philosophie … sie wollen Träume erfüllen. Das machte uns neugierig auf die Arbeit der Werft in Lunderskov nahe Kolding. Wir verabredeten uns zu einem Test ihres jüngsten Modells, der Faurby 370.
Wir sind mit dem Eigner-Ehepaar der Faurby 370 in Burgtiefe auf Fehmarn verabredet. Die hübsche Yacht fällt sofort ins Auge. Schlanke Linien, klassisch anmutend. Wir steigen über den Bug an Bord. Kein Bugspriet steht im Weg. Die meisten neuen, sehr viel breiteren Yachten müssen inzwischen nur noch mit ihren offenen, ausladenden Hecks an die Stege gelegt werden.
Bei der Faurby ist das schmale Heck mit seiner tief liegenden Badeplattform geschlossen. Wir ziehen uns am festen, weit vorn stehenden Bugkorb an Bord. Mit vorgebautem Rüssel müsste man beim Anlegen und An-Bord-Kommen wie auf einem Schwebebalken balancieren. Wer zumindest einen ausziehbaren Rüssel möchte, dem würde Faurby auch einen einbauen. Alles ist möglich.

Eine feste Nase wäre stilistisch bei dieser Yacht allerdings ein Unding. Noch ein Vorteil, wenn der Bug zum Steg zeigt: Der direkte Blick vom Steg aus ins Cockpit ist eingeschränkt, die Privatsphäre, vor allem auch hinter der aufgestellten Sprayhood, sehr viel mehr geschützt.
Guten Appetit
Zunächst gibt es Frühstück. Kissen werden ausgeteilt, der große, leicht wegstaubare Cockpittisch kann so geschickt im vergleichsweise schmalen, aber tiefen Cockpit hin- und hergeschwenkt werden, dass der Zugang zum Niedergang unverstellt gut möglich ist. Die Pinne ist hochgeklappt. Trotz des auf Sitzflächenhöhe eingebauten Travellers haben vier Personen genügend Platz. Eine Radsteuerung wäre auf Wunsch machbar. Nur würde die den Platz im Cockpit unnötig einschränken.

Der erste Eindruck beim Blick unter Deck: ein klassischer Ausbau mit viel Holz, behaglich anmutend, Wärme ausstrahlend. Hier ließe es sich auch bei Schietwetter entspannt aushalten. Der Innenausbau ist handgefertigt. Jedes Stück Holz wird per Hand zugeschnitten und nahtlos eingepasst. Keine zwei Innenausstattungen, so die Werft, sind identisch. Einige sind aus Mahagoni gefertigt, andere aus Teak oder Eiche. Die Dänen bieten Innenausstattungen, die so individuell sind „wie ein feiner Maßanzug“.
Die Faurby ist traditionell eingerichtet: Eignerkabine mit Doppelkoje im Vorschiff, achtern zumindest eine sehr lange und breite Einzelkoje, da die zweite durch den Motorkasten sehr kurz und so kaum als zweite Koje nutzbar ist. Auf Wunsch ließe sich aber auch eine zweite Achterkammer realisieren. Dann fiele allerdings die große Backskiste weg.

An Backbord liegt die große Pantry mit Doppelspüle, Seewasserhahn, genügend Arbeitsfläche und fein eingerichteten Schubladen und Schränken, gegenüber das Bad. Zwar nicht sonderlich groß, aber mit der Möglichkeit, links neben dem Waschbecken im Duschteil nasses Ölzeug aufzuhängen.
Sonderwünsche? Kein Problem!
Die Eigner hatten im Frühjahr 2019 ihre Faurby bestellt; noch unter der alten Bezeichnung: Faurby 363. Allerdings mit der Sonderoption, den Rumpf um acht Zentimeter zu erhöhen. So wurde der Rumpf auch um einige Zentimeter länger. Und da die Werft schon länger die Bezifferungen – Faurby 360, 400, 420, 460 – ihrer Yachten verändern wollte, wurde aus der Faurby 363 die neue 370.
Auf Wunsch wurden außerdem die Hauptschotten etwas verschoben, um hinten in der Kabine mehr Platz zu haben. Dadurch ist der Salon 20 Zentimeter nach vorne gerutscht. Die Einschränkung: Man kann vorne auf der Backbordseite nicht mehr zwischen Tisch und Sitzbank hin- und hergehen, da der durchgesteckte Mast den Durchgang versperrt. Wenn dagegen die Vorschiffskabine vergrößert und die Einrichtung nach hinten verschoben wird, steht der Mast neben dem Sitz und gibt den Durchgang zwischen Sitz und Tisch frei.

Ein weiterer Wunsch war, auf beiden Seiten im Salon eine Kojenlänge von 1,90 Meter zu haben. Nun hat man zwei gleichwertige zusätzliche Einzelkojen. Dazu braucht man lediglich die Rückenlehnen hochzuklappen. Sehr praktisch! Außerdem hat man sich ganz bewusst dazu entschieden, am Ende des Sitzplatzes am Navitisch mit Blick nach achtern Richtung Cockpit zu sitzen. Würde ein separater Sitzplatz eingebaut, hätte man keine 1,90 Meter Liegefläche mehr. Ein Extra-Drehsitz seitlich am Navi war den Eignern nicht sicher genug.
Es hat sich in der Praxis dann tatsächlich herausgestellt, dass so die Kommunikation zwischen Navi und Steuermann besser funktioniert, als wenn der Navigator mit Blickrichtung nach vorn sitzt und dem Cockpit den Rücken zudreht. Der spezielle Bezug der Polster hält es aus, wenn man mal mit nassem Ölzeug am Navi sitzt.
Pures Segelvergnügen
Ölzeug ist am Testtag nicht nötig, navigiert muss auch nicht werden. Die Hochhäuser von Burgtiefe bleiben in Sicht, die Fehmarnsundbrücke gen Westen ebenfalls. „Wenn Sie noch nie auf einer Faurby gesegelt sind, wird es ein wahres Vergnügen für Sie sein“, sind sich die Verantwortlichen der Werft sicher. Sie hatten damals recht, als ich vor Jahren bei ähnlichen Windbedingungen die kleinere Faurby 325 kennenlernte. Die 370 setzt dem noch die Krone auf.

Die Eigner, u.a. erfahrene Jollensegler, haben ausdrücklich nach einer Yacht in dieser Größe mit Pinnensteuerung gesucht. Die Faurby hat sie am meisten überzeugen können. Verständlich, wie sich unter den herrschenden Bedingungen bei allen Kursen schnell zeigt. Draußen erwarten uns dauerhaft 15 bis 17, in Spitzen bis zu 22 Knoten Wind. Beim Test wird zunächst der große Code Zero gesetzt, das Groß noch ohne Reff. Aufmerksames Steuern wird verlangt. Rechtzeitiges leichtes Abfallen, wenn sich Böen ansagen, und wir segeln konstant im Bereich der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit und darüber. Gelegentlich steht sogar eine Neun vor dem Komma.
Das asymmetrische Vorsegel kann ab ca. 60 Grad scheinbarer Wind eingesetzt werden, da es relativ tief geschnitten ist. Bei viel Druck wie am Testtag kann man es schon fast auf Spi-Kursen und scheinbarem Wind von 120 bis 150 Grad fahren. Er dreht sich dann etwas nach Luv, weil er sehr breit geschnitten ist. Es ist „cabelless“, lässt sich wie ein Gennaker leicht aufrollen. Vorher geht die Fock raus, sodass der Druck weg ist und es problemlos geborgen werden kann. Alle Leinen, Barberholer, Rollerleine, laufen schön versteckt nach achtern. Bewusst, um den aufgeräumten Charakter im Cockpit nicht zu zerstören.
Spaß unter Reff
Zurück geht es mit einem Reff im Groß. Vor allem auch die Segeleigenschaften am Wind sind einfach großes Kino! Der Ballastanteil von 39 Prozent – T-Kiel mit Blei-Ballastbombe – zeigte beim Test deutlich Wirkung. Der Stahlschaft ist in GFK eingekapselt. Ein galvanisierter Stahlrahmen, der die Bodengruppe verstärkt, fängt die auftretenden Kräfte der Kielkonstruktion und des Riggs ab.