Seit mehr als zehn Jahren füllt sich am ersten Februar-Wochenende die marmorne Halle des Hamburger Völkerkunde-Museums mit hunderten Enthusiasten der klassischen Yachtszene. Dann lädt der Freundeskreis Klassischer Yachten (FKY) zum alljährlichen Wintertreffen an der Rothenbaumchaussee ein. Und jeder darf kommen, egal ob Mitglied oder nicht.
Die Eigner und Mitsegler von klassischen Jollen, Schärenkreuzern, Jollenkreuzern oder den imposanten Meterklassen bemühen sich um Plätze im Auditorium, einem großen Hörsaal mit alten Holzbänken, um dort Vorträgen zu lauschen. Andere bleiben einfach in der Halle oder im Restaurant, um alte Freunde zu treffen und über ihre schwimmenden Schätze und die Abenteuer auf Reisen und Regatten des vergangenen Sommers zu schnacken.
Gäste kommen von überall
Wieder sind viele aus der ganzen Republik gekommen, einige sogar aus Österreich, der Schweiz und aus Skandinavien. Wilfried Horns, der Haupt-Initiator des FKY, sieht man die Freude an. Nach mittlerweile 30-jährigem Bestehen findet der Freundeskreis heute höchste Beachtung und Zuspruch in der internationalen Klassikerszene. Und das in ganz Europa, von St. Tropez bis Risör in Norwegen, und vor allem auch in Übersee und an der amerikanischen Ostküste.
Die Beiträge an diesem Abend sind abwechslungsreich. Der Schweizer Bootsbauer Stefan Züst erzählt äußerst poetisch und mit lakonischem Humor von seiner Reise entlang der schwedischen und finnischen Küste bis zu den Åland-Inseln. Ansässig in Altnau am Bodensee hat er einen Lake Constance Pilot Cutter (LCPC) entworfen und in seiner Werkstatt gebaut. Das neun Meter lange Boot mit Hubkiel ist sogar trailerbar.
Seinen Cutter hat Züst im letzten Sommer per Trailer nach Stockholm gebracht und ist damit 1.500 Seemeilen rund um den Bottnischen Meerbusen geschippert. Mal war er alleine, mal unterwegs mit einem Freund. Da er gerade zum zweiten Mal Vater geworden war, musste er seine Island-Reise erstmal verschieben. Diesen Abschnitt wollte er zusammen mit der Familie segeln.
„Sofie ist noch ein Baby, und was mögen Babies? Klar, Busen! Damit war die Entscheidung klar.“ erzählt er verschmitzt seinem Publikum. Stefan Züst berichtet hier nicht zum ersten Mal von seinen Abenteuern. Seine Reise einhand rund Irland oder von den 1.000 Seemeilen entlang der norwegischen Nordwestküste waren auch schon Thema beim FKY.
Eine Hansa-Jolle von 1958 im Vortrag
Auch die anderen Beiträge sind ausgesprochen interessant: Dirk Grah berichtet sehr launig von der dreijährigen Restauration seiner Hansa-Jolle 73 von Abeking und Rasmussen von 1958, die auf den Namen „Sans Soucis“ hört. Das Neusetzen von 1.800 Mahagoni-Proppen ist nur ein Beispiel für die vielen von ihm selbst ausgeführten Arbeiten an seiner A&R-Jolle.
Für das aufwändige Projekt hat Grah den Restaurierungspreis bei den Hamburg Summer Classics 2017 des Hamburger Segel-Clubs erhalten. Zwischenzeitlich habe er das Schiff schon in „Wir schaffen das“ umbenennen wollen, erzählt Grah. Dafür wollte er die Bundeskanzlerin als Taufpatin gewinnen. Das Kanzleramt habe eine nette Absage geschickt. Und „Sans Soucis“ – ohne Sorgen – sei schließlich auch ein schöner Name.
Ausnahmesegler Wilfried Erdmann von der Schlei wurde für seine 1.268 Seemeilen weite Fahrt mit der Hansa-Jolle 33 „Kathena Gunilla“ geehrt. Sie führte ihn 2003 in 144 Tagen einmal rund um die damals noch neuen Bundesländer. Erdmann war seinerzeit vor allem von der Einfachheit des kleinen Kielschwerters begeistert.
Neues aus der Restauratorenschule
Als dritter Referent berichtete der Hamburger Tim Müller von seiner zweijährigen Ausbildung auf der International Yacht Restauration School in Newport, Rhode Island. Die Restauratorenschule war im Jahr 1995 von der ehemaligen J-Class-Eignerin Elizabeth Meyer gegründet worden. Mitgebracht hat Müller aus der neuen Welt reichlich Know-how, viele Freundschaften und ein tolles kleines Bötchen vom Typ Beetle Cat. Dieses Boot segelt nun ein Freund von ihm auf der Hamburger Alster.