Wellcraft ist vor allem in den USA eine Kapazität. Dort kennt und schätzt man die Beneteau-Tochter als Herstellerin solider Angelboote, mit denen ein Törn in küstennahen Gewässern zum sicheren Fischzug wird. Neuerdings angelt Wellcraft, die seit gut 60 Jahren Boote bauen, auch aktiv in europäischen Gewässern.
Mit dem neuesten, gerade erst vorgestellten Modell machen die Amerikaner nun einen kräftigen Schritt nach vorn. Die Wellcraft 355 ist nämlich nicht nur das aktuell größte Modell, sondern auch das erste mit geschlossenem Deckshaus. Damit bekennt sich die Werft offen zu dem Anspruch, Menschen ein Boot zu bieten, die wirklich bei jedem Wind und Wetter unterwegs sein wollen. „Own the Offshore ist das neue Motto“, sagt Martin Meyer, bei Beneteau verantwortlich für die Marke Wellcraft, gegenüber float.
Der neue Aufbau ist schon vom ersten Eindruck her ein starkes Statement. Die kantige Form mit negativ gekippter Frontscheibe übernimmt das Design von Lotsen- und Fischerbooten. Abgesehen vom robusten Anblick, den die knapp elf Meter lange Wellcraft 355 damit erhält, hat dies auch ganz praktischen Nutzen. Die Neigung der Scheibe reduziert lästige Spiegelungen und entlastet die Fläche bei überkommender See. „Sie leitet die Energie nach unten ab, eine konventionelle Scheibe könnte bei starken Brechern bersten“, erklärt es Martin Meyer.
Bis zur Neige
Mit diesem Gestaltungselement geht der Bootsbauer neue Wege. Bisher waren Frontscheiben der Fisherman-Angelboote Wellcraft 202 bis 352 – also bei Rumpflängen zwischen etwa 6,15 und 10,72 Metern – in klassischer Bauweise konstruiert. Auch der Innenraum profitiert von der umgekehrten Neigung der Scheibe: Die Fläche mit Stehhöhe wird größer, das erlaubt eine bessere Raumausnutzung.

Alles in allem entsteht der Eindruck eines robusten Gebrauchsboots, ohne dabei trutzig wie eine XO zu wirken. „Ein bisschen wie ein Jeep auf dem Wasser“, sagt Meyer. Charakteristisch sind auch die seitlichen Rumpffenster, die sich farblich bis zum Bug durchziehen. So verjüngt sich das Boot optisch und gibt so – ähnlich einem Rallye-Streifen – dem Boot zusätzlich einen Ausdruck von Dynamik.
Schlafplätze für vier Personen
Das Deckshaus der neuen Wellcraft 355, die nach Auskunft gegenüber float den Auftakt für eine ganze Modellreihe bildet, ist gleichzeitg Steuer- und Wohnraum. Hier finden Skipper und zwei weitere Personen hinter der Frontscheibe Platz. Dahinter gibt es auf der Steuerbordseite eine Sitzecke mit quadratischem Tisch. Gegenüber ist eine Mini-Pantry mit Kühlschrank, Waschbecken und Herd.

Zwischen den Vordersitzen führt der Niedergang in den Unterdecksbereich. Dort steht das Doppelbett, flankiert durch den Sanitärbereich mit separater Dusche. Bis zu vier Personen können an Bord übernachten, heißt es von Wellcraft. Vom Steuerstand führt eine seitliche Schiebetür „außenbords“. Ein Schiebedach bringt Himmel, Luft und Licht in den Salon.
Offen nach achtern
Die Glasfront achtern lässt sich vollständig öffnen. Das erweitert den Decksbereich um das gesamte Heck. Die Bordwand ist sicher, sprich hüfthoch. Zwei Türen in der Bordwand erleichtern den Ein- und Ausstieg. Am Bug laden drei Sonnenliegen zum Sonnenbaden ein – für alle an Bord, die nicht angeln.

Schließt man die Türen zum Heck, schließt das Deckshaus auch akustisch komplett ab. „Dann ist es angenehm leise, auch bei schneller Fahrt“, so Martin Meyer. Auch der Rumpf sei merkbar solide, „da knarrt nichts“.
Außenborder mit maximal 1.050 PS
Mit fast senkrechtem Steven und einem entsprechend optimierten Unterwasserschiff ist der Rumpf passend für viel Leistung ausgelegt: „Vor allem Geschwindigkeit und Seetüchtigkeit“ stehen im Fokus des „Performance-Boots“, wie Wellcraft ihren neuen Erstling beschreibt.