Vor wenigen Jahren waren 30-Fuß-Katamarane noch eine gebräuchliche Währung auf dem kleinen Markt der neuen Zweirumpf-Boote. Heute ist es anders, die meisten Werften wollen und können erst ab 40 Fuß liefern. Um so bemerkenswerter ist, dass der kleine französische Anbieter Windpearl etwas vergleichsweise Kurzes auf die beiden Kiele legt. Die Palma 30 misst 9,15 Meter Rumpflänge. Für einen Fahrtenkatamaran ist das ein auffällig zierliches Format.
Das kompakte Schiff von der Atlantikküste ist tatsächlich einer der kleinsten Fahrtenkatamarane auf dem Markt: Die Aventura 34 und auch die Excess 11 von Beneteau sind bereits etwas größer. Die Werft aus La Rochelle an der französischen Atlantikküste kennen Eingeweihte wegen ihrer 35 und 60 Fuß großen Einrümpfer mit den Namen Ponza. Warum kommt nun ein Kat, der eben mal halb so lang ist?
„Unser Ziel war es, einen schnellen, sicheren, sehr leichten und zugleich überragend komfortablen Zweirümpfer für diese Größenordnung anzubieten“, schreibt die Werft. Er solle damit den höchsten Anforderungen von Familien an einen Fahrtenkatamaran genügen. „Segelfertig“ soll die Palma 30 etwas über 120.000 Euro kosten und im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen.
„Das erste Boot liefern wir Ende Oktober an einen Kunden in der Bretagne“, sagt Werftchef Jean-Noel Lebrun zu float. „Es wird mit einem Carbon-Drehmast von AG Plus und hochwertigen Segeln ausgestattet sein.“ Bisher gibt es nur Renderings des Boots zu sehen, das im Direktvertrieb zur Kundschaft kommt. Oder viel mehr: Die Kundschaft kommt nach La Rochelle.
Schnell, sicher, leicht soll sie sein
Ursprünglich hatte Windpearl geplant, das Format des Doppelrümpfers auf 9,56 Meter Länge und 5,35 Meter Breite zu beschränken, wie float aus Frankreich erfuhr. Um bei geringer Zuladung genügend Stabilität zu gewährleisten, erhöhte man sowohl die Rumpflänge auf 10,20 (über alles) als auch die Breite auf 5,70 Meter.
Zumindest optisch stiftet das Vertrauen: Insgesamt sieht der Katamaran mit seinem gemäßigt negativen Sprung und dem vorn höheren Freibord sowie den Wavepearcer-Rümpfen wie ein richtiger kleiner Kraftprotz aus.

Seine Stärken liegen in der Variabilität: Der Kleinkat fühlt sich in vielen Revieren zuhause, denn sein maximaler Tiefgang von knapp einem Meter erlaubt das Befahren flacher Gewässer, Buchten und kleiner Häfen, die großen Yachten versperrt sind. Um darüberhinaus noch flachere Reviere zu erreichen oder außerhalb von Häfen an Land zu kommen, stehen überdies Davits auf der Optionsliste, um ein Beiboot mitzuführen.
Verantwortlich für dieses Design ist Nicolas Purnu, ein langjähriger Mitarbeiter des bekannten Schiffsarchitekten Marc Lombard. Unterstützt wird er von Jean-Noel Lebrun – zusammen verfügen sie über 40 Jahre Erfahrung im GFK-Bau, hebt die Werft auf der Website hervor.
Drehbarer Karbonmast gegen Aufpreis
Die Sicherheit geht zu einem Gutteil auf die Fertigung zurück. Die Windpearl-Yachten werden im Infusionsverfahren gebaut. Rumpf und Deck bestehen aus einem Sandwich-Boden. Seine Zutaten sind PVC-Schaum, Glas und Vinylester. Damit erhöht die Werft Festigkeit und Haltbarkeit. Zugleich bleibt das Gewicht niedrig.

Der Standard-Mast ist 13 Meter lang. Daran hängt Tuch mit 32 (Großsegel) und 18 (Fock) Quadratmeter Fläche. Damit allein sollte die Palma 30 flott unterwegs sein. Für Sehr-schnell-Segler gibt es zusätzlich ein Performance-Paket. Dazu gehört ein 14-Meter-Mast und eine entsprechend größere Segelfläche, ein Bugspriet, hochwertige Aramid- oder CZ-Laminatsegel sowie zusätzliche Winschen. Als weiteres Extra ist ein drehbarer Karbonmast erhältlich.
Es soll die Palma in mehreren Versionen geben. Die Bandbreite reicht von einer offenen Version, die einem Daysailer nahekommt, bis hin zur so genannten Grand Tourisme. Die große Plattform zwischen den Rümpfen bietet ein großes Cockpit für bis zu zwölf (!) Personen. Als wäre das noch nicht genug, strebt die Werft für dieses Passagierschiff auch noch die Kategorie C (küstennahe Gewässer) an.
Im offenen Cockpit dem Himmel so nah
Die offene Palma ist wirklich sehr offen. Im vorn freiliegenden, zentralen Cockpit fühlt man sich buchstäblich dem Himmel nah. Einen gewissen Komfort ermöglichen die optionale Decksdusche, eine Spüle und unter Deck ein Kühlschrank.
Wer in raueren Revieren Schutz gegen überkommende Seen benötigt, lässt eine Windschutzscheibe und Sprayhood von der umfangreichen Optionsliste installieren. So kann bei schlechtem Wetter der Decksalon komplett geschlossen werden. Im Standard-Layout ist auf dem Deck hinter der Windschutzscheibe eine große U-förmige Küche platziert. Das spart unter Deck im Backbordrumpf Platz für ein zweites optionales Bad.

Auch an die eher kühlere Witterungsbedingungen gewohnten Nordländer ist in Frankreich gedacht worden. So kann auf Wunsch ein solides Hardtop-Dach den Deckssalon und seine Crew schützen. Die Räume unter Deck lassen sich natürlich auch durch eine Heizung angenehm temperieren. Allerdings verändert sich das gefällige Äußere mit einem derartig hochgerüsteten Aufbau spürbar. Vorteil: Diese wesentlich besser ausgestattete Version wird dann in der Kategorie A für sechs Personen zugelassen.
Fast 1,90 Meter Stehhöhe im Rumpf
In jeder Konfiguration bietet die Palma 30 je eine Achterkabine im Steuerbord- und Backbordrumpf mit 1,40 Meter breiten Doppelkojen und einer beachtlichen Stehhöhe von fast 1,90 m. Wer weitere Gäste beherbergen will, kann zusätzlich zwei kleinere Kabinen in den Bugsektionen einrichten lassen. Auch sie sind direkt vom Niedergang aus zugänglich. Je nach Wunsch und Geldbeutel stehen ein Bad oder auch ein Bad pro Rumpf zur Verfügung.
Wer mit der Palma 30 für längere Zeit autonom unterwegs sein möchte, kann sie zusätzlich mit einem Wassermacher, einem 130 Liter fassenden Gefrierschrank, 880-W-Solarzellen und zwei Dieselmotoren sowie entsprechenden Tanks aufrüsten lassen.
Technische Daten Palma 30
Rumpflänge: 9,15 m
Breite: 5,70 m
Tiefgang: 0,99 m
Gewicht: ab 3.450 kg
Besegelung: 33 qm (Groß), 19 qm (Fock), 33 qm (Code Zero), 48 qm (Gennaker)
CE-Kategorie: A (Hochsee)
Motorisierung: Außenborder ab 10 PS
Preis: ab 142.000 Euro
Im Standard hat der Windpearl-Kat einen 15 PS starken Honda-Außenborder als Antrieb. Alternativen dazu sind Außenborder im Doppel, Innenborder unterschiedlicher Leistungsstufen oder zwei 6 kW starke Pod-Motoren von ePropulsion.
Haltung haben die Franzosen von Windpearl übrigens auch: Anfang März gaben sie über Social Media bekannt, dass sie ihre Boote bis auf weiteres nicht an russische Kunden verkaufen – auch nicht die großen Kats. Und man werde sich bei anderen französischen Yachtbauern dafür einsetzen, dass diese dasselbe tun.