Der Bundestag hat die Finanzierung des neuen Forschungseisbrechers Polarstern II bewilligt. Nun kann die Ausschreibung für das wichtigste Schiffbauprojekt der deutschen Forschungsflotte erfolgen. Die Polarstern II wird das Forschungsschiff Polarstern ersetzen, das seit 40 Jahren in die Arktis und Antarktis fährt. Es dient Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt als schwimmendes Forschungslabor in den extremsten Regionen des Planeten.
Die Polarstern hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Bundesrepublik Deutschland rasch nach dem Beitritt zum Antarktisvertrag eine führende Rolle in der Polar- und Meeresforschung erreichte. Damit das auch in Zukunft möglich ist, koordiniert jetzt das Alfred-Wegener-Institut (AWI) den Bau eines modernen, leistungsfähigen und nachhaltigen Nachfolgeschiffs.
Das AWI arbeitet dabei im Auftrag des Bundesforschungsministeriums. Mit dem Beschluss des Bundeshaushalts 2022 – das war am 3. Juni – kann nun das Vergabeverfahren starten. Das AWI plant, die europaweite Ausschreibung für den Neubau umgehend zu veröffentlichen. So kann der Teilnahmewettbewerb als erster Schritt des Vergabeverfahrens zeitnah starten.
Die tatsächliche Inbetriebnahme des neuen Schiffs liegt noch einige Jahre in der Zukunft. Für einen möglichst lückenlosen Übergang soll die notwendige Klassifikation, der sogenannte Schiffs-TÜV, der „alten“ Polarstern bis Ende 2027 verlängert werden.
Zentrale Säule der deutschen Polarforschung
Als Forschungs- und Versorgungsschiff der Neumayer-Station III in der Antarktis ist die Polarstern eine zentrale Säule der deutschen Polarforschung. Seit seiner Indienststellung am 09. Dezember 1982 hat das Forschungsflaggschiff der Bundesrepublik Deutschland mehr als 1,8 Millionen Seemeilen zurückgelegt – und damit rechnerisch mehr als 82 Mal die Erde am Äquator umrundet.
Seit 1981 gehört die Bundesrepublik Deutschland dem Antarktisvertrag als Konsultativstaat an. Dass Deutschlands Engagement für den polaren Umwelt- und Klimaschutz Gewicht hat, hat seinen Grund im hohen Ansehen der deutschen Polarforschung. Nach einer Generalüberholung von 1999 bis 2001 zählt die Polarstern auch nach 40-jähriger Dienstzeit zu den leistungsfähigsten Forschungsschiffen der Welt. Zuletzt hat sie die einjährige Drift-Expedition MOSAiC am Nordpol absolviert – Eisbären als Nachbarn inklusive.

Damit das AWI seine Polar- und Meeresforschung in den kommenden, für die Zukunft des Planeten entscheidenden Jahrzehnten be- und vorantreiben kann, wird das Vergabeverfahren für den Bau der Polarstern II von AWI selbst durchgeführt. Auch die Bauaufsicht und die Inbetriebnahme wird das Institut selbst koordinieren. Danach soll der neue Forschungseisbrecher die Polarstern vollständig ersetzen.
„Frühwarnsystem für die Folgen des Klimawandels“
Für Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger ist das ein wichtiger Schritt: „Ich freue mich sehr, dass der Weg für den Bau der neuen Polarstern II nun frei ist. Damit kann die deutsche Meeres- und Polarforschung nahtlos an die Erfolge der Polarstern anknüpfen, wie die MOSAiC-Expedition in die Arktis.“ Denn: „Die Polarregionen sind ein Frühwarnsystem für die Folgen des Klimawandels.“ Was heißt das?