Also raus in die Kieler Bucht, Segel ausrollen und sehen, was von den Versprechen zu halten ist. Gerade die schwache Brise ist gut für unseren Test. Denn schnell segeln kann jeder. Unter diesen Bedingungen muss sich zeigen, was in der 42-Fuß-Segelyacht steckt.
Was ist also einfach? Das fängt mit der gesamten Leinenführung an. Sie läuft verdeckt in Richtung Steuerstand. Für Ordnung sorgen unterwegs zwei Leinenboxen am Ende der Cockpitbuchten. Ein bisschen diszipliniert muss man schon sein. Aber auf der anderen Seite, wenn man auf Langstrecken unterwegs ist, hat man sicher Zeit genug, alles nach jedem Schlag wegzuräumen.
Sensibel mit schmalem Ruderblatt
Unterwegs stehen Leistung und Spaß im Mittelpunkt: Garant dafür ist das schmale Ruderblatt von 2,10 Metern Länge, das eine ausgezeichnete Sensibilität auf die Zwillings-Steuerräder bringt. Das Manövrieren mit der Grand Soleil 42 LC ist ein Vergnügen. Und das sowohl was die reinen Leistungsdaten bei diesen Schwachwindbedingungen als auch das Handling am Steuerrad betrifft. Die Räder liegen relativ weit außen, sie gewähren dem Steuermenschen folglich den freien Blick nach vorn.
Zu gern wollen wir auch erfahren, wie sich die italienische Segelyacht bei mehr Wind verhält. Der zukünftige Eigner verrät es: Der L-Kiel mit Bleibombe mit seinem niedrigen Schwerpunkt und die Breite des Hecks tragen sehr dazu bei, dass sich das Schiff auch bei widrigeren Bedingungen entspannt führen lässt.

Nicht kleckern, sondern klotzen! Alle eingesetzten Komponenten sind ausreichend groß und bieten Reserven. Das, so erklärt mir Lukas Heyde vom Händler Diamond Yachts, habe Grand Soleil schon immer so gemacht. „Was man der Werft zugute halten darf: Sie haben richtig vernünftiges Tauwerk auf dem Boot verwendet. Das kommt aus der Regattahistorie der Werft. Aber hier ist es super-komfortabel: Wenn Du weit damit fahren willst, hat das Boot Energiereserven.“
Für die Fallen, auf denen richtig Druck ist, werden große XXA-Dreier-Klemmen von Spinlock eingesetzt. Auf den ersten Blick sind das Kleinigkeiten. Aber damit unterscheidet sich die Grand Soleil erheblich von vielen anderen Serienbooten. Bei einem Vorführschiff wie dem unseren wird natürlich immer etwas mehr gezeigt als die Basisausstattung. Inklusive größerer Winschen.
Fürs Meer aufrüsten
Sollte man doch einmal auf große Fahrt gehen wollen: Auf unserem Testschiff wurde mit der Vorrichtung für ein Stagsegel dafür vorgesorgt. Zunächst mit einem Padeye (dem Decksauge) auf dem Kollisionsschott. Dann oben mit einem 2:1-Fall und dem entsprechenden Mastfitting dafür. Bei dieser Langstrecken-Option kann man das Stagsegel als Selbstwendefock nutzen. Außerdem gibt es eine Option für Genua-Schienen, ebenfalls für Selbstwende-Eigenschaften.


Das wäre eine Konfiguration, die es auf der Ostsee eigentlich nicht braucht, weil die Distanzen einfach zu klein sind. „Bläst tatsächlich mal der Wind so stark, bleiben die meisten Ostseesegler sowieso zu Hause. Wir haben diese Option für Hochseeschiffer“, erklärt Lukas Heyde. „Abhängig von der Frage, was der Kunde vorhat, haben wir uns alle Optionen offen gehalten. Eine Nachrüstung ist aus bautechnischen Gründen gar nicht so einfach.“
Gerollt statt gefaltet
Unsere Konfiguration mit dem 52 Quadratmeter großen Rollgroßsegel – ein Vantage One Fullbatten von One-Sails – ist bei Grand Soleil eigentlich nicht üblich. Aber da die jetzige Generation von Rollgroßsegeln mit vertikalen Latten so vernünftig steht, dürften das wohl die meisten Kunden bevorzugen. Vor allem deshalb, weil das Tuch dank der Latten ohne Wulst zuverlässig ein- und ausgerollt werden kann.