Corona hat auch die Elektra erwischt: Beim ersten emissionsfreien Schubboot der Welt, das derzeit auf der Schiffswerft Hermann Barthel bei Magdeburg entsteht, sind einige Verzögerungen aufgetreten. „Sie bekommen Leistungselektronik teilweise mit mehreren Monaten Verspätung geliefert“, sagt Professor Gerd Holbach von der Technischen Universität Berlin. Einige Lieferanten aus Spanien und Italien sind noch immer stillgelegt.
Das Schubschiff soll mit reinem Akkubetrieb mindestens 65 Kilometer zurücklegen können und dabei etwa bei Marschfahrt 8,5 km/h, in der Spitze rund zehn Stundenkilometer schnell sein. Der Leiter des Fachgebiets Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme an der TU Berlin hofft, dass die Elektra planmäßig den Test-Betrieb im kommenden Jahr aufnehmen kann.
Bis zu 400 km Reichweite
Wird zusätzlich der mitgeführte Wasserstoff in den Brennstoffzellen zu elektrischer Energie umgewandelt, soll die Reichweite etwa 400 Kilometer betragen. Und Abgase erzeugt nicht einmal mehr die Tabakspfeife des Schiffers. denn an Bord ist Rauchen wegen der Nutzung von Wasserstoff als Energieträger verboten.
Das künftige Einsatzgebiet der Elektra sind die Havel, Spree und Elbe zwischen Berlin und Hamburg. Hier wird die neue Technologie erprobt und verbessert.

Das wird weitgehend geräuschlos vor sich gehen: Wenn das Schubschiff seine Ladung über die Binnenwasserstraßen schippert, wird kein wuchtig orgelnder Diesel sein Herannahen ankündigen. Diese typische Akustik-Kulisse schwerer Binnenschiffe ist Vergangenheit, weil Brennstoffzellen an Bord den Verbrennungsmotor ersetzen.
Nicht einmal Ventilatoren zur Kühlung der Brennstoffzellen werden zu hören sein: „Ich will ein leises Schiff haben“, sagt Holbach. So war es nur konsequent, statt Luft- eine Wasserkühlung einzubauen. Das sei ein Teil des aufwändigen Entwicklungsprozesses.
Heizung aus der Abwärme der Akkus
Aber nur logisch, da ja ausreichend Kühlmittel – um das Schiff herum – zur Verfügung steht. Nebeneffekt: „Wir können im Winter das Schiff mit der Abwärme der Brennstoffzellenkühlung beheizen, auch wenn das unter anderem den Einsatz einer Wärmepumpe verlangt!“
Das Beispiel zeigt, dass ganzheitliches Denken notwendig ist, um die neue Technologie optimal einzusetzen. Und ganzheitlich ging man schon beim Zusammenstellen des Projektteams vor.