Ob Konferenz, Roadshow oder Hochzeit – Veranstaltungen am und auf dem Wasser sind beliebt. Ökologisch unbedenklich tagen oder feiern lässt es sich nun auf dem ersten CO2-neutralen Fahrgasthybrid der Seminarschiff Fluxservice GmbH. „Es gibt bisher kein vergleichbares Schiff, es ist das erste Solar-Hybrid-Fahrgastschiff für den bundesweiten Einsatz auf Binnenwasserstraßen. Wir wollten ein Schiff bauen, das ganzjährig und mit einer hohen Aufenthaltsqualität fährt“, erläutert Felix Eisenhardt, Gründer und Geschäftsführer der Seminarschiff Fluxservice GmbH und Ideengeber des Bootes. Für die jahreszeitenunabhängige wie ökologische Nutzung sorgen eine Fotovoltaikanlage auf dem absenkbaren Schiffsdach sowie ein Generator, der statt Diesel mit HVO – Hydrogenated Vegetable Oil, also gebrauchtem Pflanzenöl – betrieben und bei zu wenig Sonnenstrahlung eingesetzt wird. Die Abwärme des Generators speist in der kälteren Jahreszeit die Fußbodenheizung. Angetrieben durch einen Elektromotor, fährt das Schiff fast geräuschlos.
„Wir haben tatsächlich ein Werft-Casting durchgeführt“.
Weitere Aufmerksamkeit erhält die emissionsfreie „Orca ten Broke“ durch das zeitliche Zusammentreffen mit der Weltklimakonferenz in Bonn. Dies sei nicht geplant gewesen, jedoch ein schönes Signal, so Eisenhardt. Der Seminarschiff-betreiber organisierte zehn Jahre lang Events im EnergieForum am Ostbahnhof in Berlin, er bringt also fundierte Erfahrungen im Veranstaltungsmanagement mit. Gleichzeitig ist er leidenschaftlicher Segler und lebt mit seiner Familie auf einem Hausboot in Berlin. Schon für die Sanierung dieses ehemaligen Bauhüttenschiffs entwickelte er eine effiziente Wärmedämmung und ein energieautarkes Konzept. Dieses nutzte er auch für die „Orca“. „Es war schwierig, eine Werft für unser Konzept zu finden. Wir haben tatsächlich eine Art Werft-Casting durchgeführt. Einige sagten, das geht nicht oder sie haben das Konzept nicht verstanden. Andere, die wollten, hatten zeitlich keinen Bauplatz“, erzählt Eisenhardt. Gebaut hat das Seminarschiff schließlich die Werft Ostsseestaal in Stralsund, die bereits solarunterstützte Akkufähren für Berlin realisiert hat.
Die 35 Meter lange und acht Meter breite „Orca“ hat außerdem mehrfach verglaste Scheiben und eine gute Wärmeisolierung. Eine effiziente Klimaanlage sorgt bei Sommergraden für angenehme Temperaturen. Der 2,50 Meter hohe, veranstaltungstechnisch entsprechend ausgestattete Innenraum lässt sich flexibel trennen, so können bis zu 200 Personen tagen oder feiern. „Wir haben auch beim Innenausbau auf ökologische Aspekte geachtet, aber hier ist leider noch nicht so viel möglich wie im Hausbau, es gibt viel mehr technische Vorgaben“, bedauert Eisenhardt. Aber den Kraftstoff HVO möchte er auch für andere anbieten können und ist bereits mit Händlern im Gespräch.
Ihren Heimathafen wird die „Orca“ in Berlin haben – geplant ist ein eigener Liegeplatz in Moabit, befahren kann sie jedoch alle Binnengewässer Deutschlands und Europas. Mit zwei im Schiff integrierten, sechs Meter langen Ankerpfählen lässt sich die schwimmende Location nahezu überall an und auf dem Wasser festmachen – für Seminare, aber auch für die nächste Familienfeier oder Hochzeit.
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