Langsamkeit kann zu beeindruckenden Erkenntnissen führen. Spätestens nach Sten Nadolnys Roman über den britischen Polarforscher John Franklin ist die „Entdeckung der Langsamkeit“ sprichwörtlich geworden. Der Romanheld war so langsam, dass er viele Dinge wahrnahm, die anderen entgingen. Und so begehrenswert krasses Tempo auch erscheinen mag: Sehnen wir uns nicht alle am Ende nach Entschleunigung? Genau das bietet der Grand Trawler 62 von Beneteau. Es ist ein Reiseschiff für alle, die schon angekommen sind.
Robert Chaffer, Projektleiter bei Beneteau für die Trawler-Motoryachten, hat uns das neue, mit 62 Fuß Rumpflänge größte Modell der Serie vorgestellt. Und den Typ Bootsfahrer skizziert, für den das Schiff gemacht ist: erfahrene Reisenende zu Wasser (gerne auch ehemalige Segler), die ihre Zeit nicht mit rastlosem Suchen vertun wollen. Sondern sich treiben lassen und entdecken – mit dem Boot zum Entdecken. Nicht nur in fernen Weiten, sondern gern direkt vor der Tür.
Beneteaus großer Wurf
Der Grand Trawler 62 ist die derzeit größte Motoryacht, die der Weltmarktführer im Programm hat. Nach dem Erfolg der Serie Swift Trawler, von der Beneteau bisher gut 1.300 Einheiten verkauft hat, ist das 18,90 Meter lange, seetüchtige Reiseboot in doppelter Hinsicht ein großer Wurf.

Mit ihren zwei MAN-Dieselmaschinen von zusammen 1.460 PS erreicht die 28 Tonnen schwere Grand Trawler maximal 22 Knoten. Im Maximaltempo zu fahren wäre auf Dauer unwirtschaftlich und natürlich zu laut, Die empfohlene Marschfahrt sind acht bis zwölf Knoten, also um die 20 km/h. Reicht das? Und was bekommt man dafür?
Der Rumpf ist auf Verdrängerfahrt optimiert. So verbraucht der Grand Trawler mehr als ein Drittel weniger Kraftstoff bei diesem Tempo als ein Gleiter. Seine Reichweite liegt dann bei rund 1.670 Kilometern – das entspricht in etwa der Distanz zwischen Gibraltar und Sizilien.
Mit 20 km/h kann man zwar nicht gerade die Gänseblümchen auf dem Deich zählen, aber das Reisen wird doch sehr gemütlich. So stellt man sich das bei Beneteau auch vor: Die niedrige Geschwindigkeit wird sogar ausdrücklich vermarktet, ein bemerkenswerter Schachzug. Eine Reise von Südfrankreich nach Korsika, etwa hundert Seemeilen, dauert mit dem Grand Trawler über elf Stunden. Mit der Fähre schafft man es in sieben.
Schildkröten beobachten
Diese Strecke fuhr der Eigner eines Swift Trawlers – der überigens mehrfach mit dem Best of Boats Award als bestes Reiseboot ausgezeichnet wurde, mit eben dieser neu entdeckten Langsamkeit. Bei glatter See und klarem Himmel geriet der Skipper beinahe ins Meditieren – bis er auf seinem Kurs drei große Meeresschildkröten entdeckte.
Der Mann drosselte das Tempo, um ihnen beim Schwimmen zuzuschauen. Eine ungemein befriedigende Beobachtung, bei der die Zeit keine Rolle mehr spielte. Wäre er schneller gefahren, hätte er sein Ziel natürlich früher erreicht. Doch ihm wäre verborgen geblieben, wie anmutig so eine große Schildkröte durch den freien Ozean paddelt.