Wenn Chefdesigner und Hopyacht-Mitgründer Paul Tomes über das Konzept von Hopyacht 30 redet, leuchten seine Augen. Sein vollelektrischer Katamaran sollte wie eine arabische Dhau mit einer überdimensionalen Rollgenua einfach zu segeln sein.
Es sollte mit 30 Fuß (9,35 Metern) Länge, 3,44 Metern Breite und 0,70 Metern Tiefe den gleichen Platz in der Marina wie ein Monohull belegen und außerdem auch gut auf Binnengewässern wie den französischen Kanälen, zu fahren sein.
Er sollte viel Komfort für Paare (oder Familien mit kleinen Kindern) bieten. Darunter versteht Paul ein Inseldoppelbett (1,92 x 1,53 Meter) und ein großes Badezimmer mit großzügiger separater Dusche. Dieses sollte barrierefrei auf einer Ebene liegen und viel Luft und Licht im Innenraum bieten. Dazu gehört auch eine großzügige Stehhöhe von mindestens 1,95 Meter im ganzen Schiff. Die Kombüse ist in das überdachte Cockpit integriert. Ähnlich wie größere Katamarane ein komfortables U-Sofa sollte es einen absenkbaren Tisch im Heck haben.
Grünes eSailing
Unmöglich? Obendrein soll das ganze Boot mit zwei abnehmbaren Rümpfen so designt werden, dass es in zwei 40-Fuß-Seecontainer passt. Spätestens dann hält man Paul für verrückt. Aber Paul und seine Frau Mary-Clare haben langjährige Erfahrungen als Manager/in und Unternehmer/in und geben so schnell nicht auf. Sie verpflichteten das südafrikanische Designteam von Du Toit Yacht Design, das auch für die bekannten Balance-Katamarane verantwortlich zeichnet.

Start-up-typisch verwirklichen sie mit den Designern ein radikales Konzept, das in jedem Hafen, den wir bei unserem sechstägigen Probetörn anliefen, viel Aufsehen erregte und viele Besucher beeindruckte. Hopyacht 30 kann natürlich auch nicht zaubern und ist als kleiner Katamaran nicht für das Segeln auf den Ozeanen gebaut, sondern für Küstenfahrten und Binnengewässer.
Durchdachte Elektroinstallation ermöglicht grünes eSailing. Der Strom für wirklich grünes eSailing wird durch 1.600-Watt-Solarzellen, die fast das ganze Dach bedecken, selbst erzeugt. Hopyacht 30 verfügt über eine perfekt ausgeklügelte Elektroinstallation. Jedes der vier Solarpaneele hat einen eigenen Victron Smart Solar MPPT Controller. Die Energie wird in zwei Lithium Ferro Phosphate Batterien mit je 14.4 kWh gespeichert, gekoppelt an neueste Batteriemanagementtechnik, Datenkommunikation und wenn gewünscht GSM-Überwachung und Fernsteuerung.
Zwei E-Propulsion Evo 6.0 – 6kW (9.9hp) Saildrives kommen zum Einsatz. Um auch Induktionskochen, elektrische Toilette und Warmwassererzeugung zu ermöglichen, ist ein Victron 5000 Watt Inverter/Charger installiert.
Weiter, als du denkst
Wie beim Elektroauto stellt sich die Frage der Reichweite. Im Gegensatz zu einem ePKW ist sie bei der Hopyacht 30 in der Praxis größer als in der Theorie. Unser Törn führte uns in sechs Tagen von Nafpaktos in Griechenland etwa 130 Seemeilen nach Patras. Wir hatten wenig Wind und sind jeden Tag mit Motorunterstützung gefahren.

Nach sechs Tagen lag der Batteriestand bei 100 Prozent, genauso wie zu Beginn. Wir lagen mit der Energie nie unter 70 Prozent. Dafür haben wir Segel und eMotoren optimal genutzt und haben „eSailing“ betrieben. Man kann im Juni in Griechenland zwischen 10 und 15 Uhr beide Maschinen mit circa 500 Watt laufen lassen und erzeugt trotz Kühlschrank, Kaffeemaschine und Navigationsinstrumenten immer noch etwas Strom.
Alleine unter Motor fuhren wir meist mit 600 bis 800 Watt auf jeder Maschine und erreichten je nach Bedingungen damit 3,5 bis 4 Knoten. Mittags produzierten die Solarpaneele so viel Strom, dass wir oft nur 300 bis 500 Watt verbrauchten, also etwa 2 Prozent der Batteriekapazität pro Stunde.
Wie man auch rechnet, es passt
Wenn man schneller fahren will oder gegen starken Wind unter Motor fahren muss, steigt der Energieverbrauch schnell an. Sehr hohen Verbrauch hatten Paul und ich nur, als wir durch den Golf von Korinth einen ganzen Tag gegen den Wind motoren mussten. Mit 1,3 kW auf jeder Maschine, also 2,6 kWh, verbraucht der Motor in einer Stunde weniger als 10 Prozent der Kapazität. Mehr als fünf bis sechs Stunden möchte man das eh nicht machen.

Die übrigen 50 Prozent Batteriekapazität sind für die Lithium Ferro Phosphate Batterien ausreichend. Am Abend fanden wir eine Ladestelle und am Morgen war das Energielevel wieder bei 100 Prozent. Ist keine Ladestelle verfügbar, kann man, bis die Energie wieder geladen ist, auch Landausflüge machen. Hopyacht 30 lädt im Mittelmeer im Sommer circa 25 bis 30 Prozent der Batterie pro Tag auf.