Beinahe lautlos gleitet die Frauscher TimeSquare 20 aus dem Hafen am frühen Morgen des zweiten Testtags auf dem Traunsee im Salzkammergut. Nach der Hitze am Vortag strahlt der Himmel blau und die Luft ist kühler. Als das Boot auf den See hinausfährt, macht die junge Frau Musik an und tanzt ein bisschen. Eine schwimmende Tanzfläche ist der neue Elektrokatamaran von Frauscher auch.
Dieses Mal wollte die Werft vom Traunsee das Elektroboot neu erfinden. Radikal haben sie sich bei ihrer Neuschöpfung vom Gleitrumpf verabschiedet. Sie haben das Deck konsequent auf zwei Rümpfe gestellt, schmal wie Kufen, damit sie so gut wie kein Wasser mehr verdrängen. Wer elektrisch fahren will, muss Gewicht sparen, damit man so weit und energiesparend wie möglich kommt.
Auf den Freiraum kommt es an
„Zeit mal Raum“ könnte man den Namen TimeSquare frei übersetzen. Auch der New Yorker Times Square – der wimmeligste Platz in Manhattan, benannt nach der New York Times, die dort einst residierte – klingt im Namen mit. Die Zahl 20 steht für die Quadratmeter an Bord: Auf 8,30 m x 2,50 m bietet der Elektro-Katamaran Platz. 20 qm für viel Zeit zum Zusammensein, Entspannen, Spaß haben. Ein großer, schön gestalteter Lebensraum auf dem Wasser für sieben Personen.
Vier Jahre lang hat sich Frauscher Zeit genommen, den Elektrokatamaran zu entwickeln. „Grundelsee“ nannten sie den Holz-Prototypen, den Entwicklungsleiter Thomas Gerzer zum Experimentieren gebaut hatte. Mit ihm machten die Entwickler Probefahrten auf dem Traunsee, so lange, bis das Konzept stand. 2018 hatten sie den Freunden von Frauscher den ersten Entwurf als „Specter“ vorgestellt. Letztlich wurde daraus die TimeSquare. Gut Ding will Weile haben.
Da ein Kat eher „schiach“ ist, also hässlich, wie man in Österreich sagt, war die herausfordernde Aufgabe für den Designer Gerald Kiska, der genau wie die Frauschers eher „schräg“ denkt, etwas Schönes daraus zu machen. Man weiß, dass Kiska das kann. Er hat die neue Frauscher-Linie mitentwickelt und kennt die Philosophie der Werft bestens.
Auch für den Designer des Unterwasserschiffs, Harry Miesbauer, war die Entwicklung der Doppel-Rümpfe Neuland. Niemand wusste vorher, wie sie performen würden. Denn es gab keine Referenzen, auf die sie aufbauen konnten. Man weiß es immer erst wirklich, wenn das Boot schwimmt.
Alles wirkt leicht und ist stabil
„Wir wissen, dass es anspruchsvoller ist, ein Elektroboot zu bauen, das eine gute Performance hat, als ein Motorboot“, weiß Stefan Frauscher. Während wir zusammen mit 20 km/h über den See fahren, können wir an Bord ungestört von Motorenlärm über die Entwicklung der Werft reden.
Währenddessen arbeiten am Heck zwei Torqeedo-Cruise-10-Motoren, gespeist von vier je fünf kWh bietenden Lithium-Batterien. Bei geringer Geschwindigkeit von 10 km/h schaffen sie eine Strecke von 110 km. Bei voller Geschwindigkeit von 26 km/h reduziert sich die Reichweite auf 24 km.
Etwa 200 kg vom Gesamtgewicht von etwas mehr als einer Tonne kann die Werft beim Laminat und beim Teakholz noch einsparen, weil sie dort ein bisschen zu dick aufgetragen haben. Dann können sie auf 28 km/h kommen. Aber Geschwindigkeit ist bei diesem Boot nicht das Thema. Es geht viel mehr um die Reichweite.
Ich durchmesse mit großen Schritten das Deck und probiere die verschiedenen Sitz- und Liegemöglichkeiten aus: Den vorderen Bereich mit den beiden Sonnenliegen, wo man während der Fahrt das gesamte Panorama im Blick hat. Und die Plätze um den aus Carbon gebauten Fahrerstand, wo man voll in das Geschehen an Bord eingebunden ist.