Was auf See nicht passt, wird an Land passend gemacht: Die „Homeric“ war kaum zwei Jahre in Fahrt, das wurde sie im Jahr 1986 zur Meyer Werft in Papenburg zurückbeordert. Dort schnitten Schiffbauer das noch fast neue Kreuzfahrtschiff einmal mitten durch und fügten ein 39 Meter langes Segment ein. Renoviert, frisch angestrichen und nunmehr 243 Meter lang, ging der Luxusliner wieder in See – bis heute, als eines der ältesten im Dienst befindlichen Kreuzfahrtschiffe.
Die südfranzösische Werft Fountaine Pajot machte es sich einfacher: Sie hat Teile ihrer Motoryacht-Flotte über Nacht ein bisschen länger gemacht – allerdings nur auf dem Papier. Allen voran die brandneue Fountaine Pajot MY 4.S – die „4“ findet sich in den technischen Daten nicht wieder: Der Motor-Katamaran ist elf Meter lang, also 36 Fuß.

Eine virtuelle Massentaufe
Drei Schiffe haben die Franzosen dieser Prozedur unterzogen. Das führte zu einer virtuellen Massentaufe: Aus der MY 37 wurde die MY 4, aus der MY 40 die 5, aus der MY 44 die MY 6. Wie das, hat Fountaine Pajot einfach nur sehr großzügig aufgerundet? Tatsächlich steckt ein längerer Gedankengang hinter diesem Schachzug: „Die Motoryachten von Fountaine Pajot bieten viel mehr Platz als alle anderen Boote, mit denen sie verglichen werden“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Romain Motteau.
Um die Vergleichbarkeit wieder herzustellen, wurden also sämtliche Produkte virtuell verlängert. Das zeigt, dass Motor-Katamarane nach wie vor ein gewisses Imageproblem haben – auch wenn Fountaine Pajot beteuert, „sich einen legitimen Platz auf dem Motoryachtmarkt erobert“ zu haben. Mit der neuen Namensnennung sei man jetzt „noch selbstbewusster“.
In der Tat war die vor drei Jahren von uns getestete MY 44 ein Meilenstein – auch in der Wahrnehmung der Profis. Unser Testautor Arek Rejs schrieb nach seiner Probefahrt mit dem größeren Vorgänger, dies sei der erste Motor-Kat für Familien, der ihn überzeugt habe. Und viel Platz für Familien bietet die 2021er Premiere ebenfalls.
Die Werft rechnet vor, dass die neue MY 4.S mit ihren 36 Fuß so viel Platz an Bord bietet wie eine Monohull-Yacht mit 40 bis 45 Fuß Rumpflänge. Und auch wenn die Aufrundung etwas von einem Zaubertrick an sich hat, erscheint es doch nachvollziehbar: Wer jemals auf einem Katamaran mitgefahren ist, weiß dieses Mehr an Platz zu schätzen. Was heißt das konkret?