Ein altes Holzschiff lebt. Und es muss achtsam behandelt werden. Wer diese dürren Worte mit Bildern füllen will, dem sei der achtminütige Dokufilm Eco Shipping am Ende des Beitrags empfohlen. Die engagierten Weltenbummler Rasmus und Mana haben ihren Besuch beim Frachtsegler Hawila im letzten Winter gefilmt. Und der hatte es in sich.
Der hölzerne Zweimaster Hawila wird mitten im Refit in Position gebracht, um an Land gezogen zu werden. Auf halber Strecke fällt der Motor aus – Luft im Ansaugsystem. Das Problem gab es auch schon während des float-Törns auf der Hawila im Herbst 2019.
Natürlich springt er rechtzeitig wieder an. Aber der Zwischenfall zeigt: Immer ist alles auf Kante genäht und gut Ding will viel mehr Weile haben als geplant. Das Refit sollte im Herbst 2021 abgeschlossen sein, die Hawila Richtung Karibik aufbrechen. Jetzt wird Sommer 2023 angepeilt.
Pioniere halten zusammen
Aber für Schiffseigner Samuel Faucherre sind Rückschläge nur Herausforderungen. Er hat im Januar 2022 die Hawila ApS – sie entspricht der deutschen GmbH – gegründet, in die man sich als Anteilseigner einbringen kann. Die Hälfte der nötigen Anteile sind bereits verkauft.
Um sichtbar zu bleiben, wird im Sommer 2022 auch ohne Hawila eine Hafentournee veranstaltet. Die Performancegruppe Acting For Climate begleitet das Hawila-Projekt schon seit 2019 mit ihrer öko-aktivistischen Zirkus-Akrobatik. Mit ihrer Performance Ripples ziehen sie ab Juli 2022 von Dänemark bis Estland und zurück.
Statt mit der Hawila segeln sie mit dem Zweimaster „Swallow“ von 1929. Aber die Welt der Traditionssegler baut nicht auf Konkurrenz, sondern auf Solidarität. Solange die Hawila ohne Planken und Takelage im Dock liegt, so Samuel Faucherre, springt eben die Swallow ein.

Im gleichen Geiste haben die Bootsbauer Ben und Elly, die eben noch beim Bau der Ceiba in Costa Rica angepackt haben, den Kontinent gewechselt, um der Hawila wieder Planken aufs Gerippe zu schrauben für ihr Jahrhundertprojekt: nachhaltiger Frachtverkehr unter Segeln.
Ceiba, Tally Ho, Hawila … ein gemeinsamer Spirit
An der Ceiba hat auch Zeal, ein Bootsbauer aus Nordamerika, mitgearbeitet, der mittlerweile Leo Sampson beim Refit der Tally Ho zur Hand geht. Und die Fairtransport-Organisatoren, die hinter dem Frachtsegler Tres Hombres stehen, besuchten die Hawila in Dänemark, um die Zusammenarbeit zu intensivieren.
Wer zu neuen Ufern will, muss die betonnte Fahrrinne verlassen und seinem eigenen Bugspriet folgen. Das ist mühsam, aber erfüllend. Und es schweißt zusammen. Aus den besten Gründen.
Das Investment in die Hawila startet bei 260 Euro (4.000 dänische Kronen). Nach der Ausgabe von 150 Anteilsscheinen ist Schluss. Die Hawila ApS spricht gezielt Einzelpersonen an und nicht Banken. Denn es geht nicht um die Dividende (ca. acht Prozent pro Jahr nach Inbetriebnahme), sondern um die Lebensqualität, „die Lebensmittel, die wir essen, die Luft, die wir atmen, die Natur, die wir sehen, die Menschen, die wir treffen“.