Jeder, der die Südstaaten der USA bereist, kennt ihn: den scharf gewürzten Jambalaya, das Nationalgericht der französisch-stämmigen Cajun-Siedler. Seit mehr als 250 Jahren prägt diese Volksgruppe das Profil des US-Staates Louisiana – ein spannendes Beispiel dafür, wie anpassungsfähig eine Kultur sein kann. Denn nicht nur der Jambalaya enthält europäische und amerikanische Ingredienzen. Ein neues franko-amerikanisches Gericht serviert jetzt Beneteau, der weltgrößte Hersteller von Freizeitbooten: den Cruiser Beneteau GT 36.
Mit dem Familienboot will sich der französische Bootsbauer einen gehörig wachsenden Anteil vom US-Bootsmarkt löffeln. Wie Cajun ist die Beneteau GT 36? Auf jeden Fall ist die elf Meter lange Gran Turismo (dafür steht das Kürzel GT) eine grenzüberschreitende Erscheinung: Sie wurde vom italienischen Designbüro Andreani entworfen und in Frankreich konstruiert. Bauen lässt Beneteau die GT 36 nicht nur in Polen, sondern auch in Cadillac im US-Staat Michigan unweit des Michigansees.
Party-Plattform oder Familien-Cruiser?
Hier in den USA haben die Franzosen seit mehr als einem halben Jahrzehnt eigene Fertigungskapazitäten. Gefahren sind wir sie in Port Ginesta, der vor drei Jahren eröffneten Test-Basis der Werftgruppe nahe Barcelona. „Eigentlich“ der GT-Serie mit Rumpflängen zwischen 32 und 50 Fuß zugehörig, setzt sich das neue Boot schon optisch deutlich vom Rest der bisherigen Baureihe ab.
Es folgt damit direkt auf die 2019 in Cannes vorgestellte Beneteau GT 32, die anschließend auf der Interboot Deutschlandpremiere hatte – in einer anderen Zeit, kurz bevor die Welt zum Stillstand kam.
Ein Produkt für den US-Markt muss natürlich den Erwartungen der amerikanischen Kunden entsprechen. Wer jetzt hoch motorisierte Party-Plattformen mit Bierkeller erwartet, sei beruhigt: Manchmal stellen sich die Erwartungen der Eigner in Übersee als fast deckungsgleich mit denen der Europäer heraus – so wie es die Beneteau GT 36 zeigt.

Appetit macht die franko-amerikanische Cruiseryacht schon beim Lesen der Speisekarte: Elf Meter lang, fast siebeneinhalb Tonnen schwer – daran hat nicht nur die Konkurrenz zu schlucken, sondern auch der Antrieb. Für ordentlich Pfeffer sorgt die vorgesehene Motorleistung: Zwei mal 300 PS empfiehlt Beneteau.
Wahlfreiheit zwischen den Motorenwelten
In dem Boot stecken sowohl europäische als auch amerikanische Ingredienzen. Eins eint beide „Stilrichtungen“ und ist gleichzeitig der größte Vorteil der Beneteau GT 36: die Wahlfreiheit zwischen Außen- und Innenbordmotoren. Weder die Form des Rumpfs noch die Nutzbarkeit werden davon wesentlich tangiert. Der Außenborder ist ein Zugeständnis besonders an den US-Markt, wo die Popularität von Außenbordmotoren noch stärker als in Europa zunimmt.
Wer sich dafür entscheidet, zwei 300-PS-Motoren ans Heck zu hängen, verliert zwar eine große Badeplattform. Doch das Boot wird leichter, gewinnt so an Dynamik. Und weil der Maschinenraum nun ungenutzt bleibt, kommt brutto ein Ladeabteil unter Deck hinzu.
Eine Parallele zum würzigen Cajun-Eintopf fällt sofort ins Auge: Die Beneteau GT 36 kombiniert sehr gelungen Tagesboot und Wochenend-Refugium auf dem Wasser. Auch im Detail hat Beneteau bei der GT 36 einiges bemerkenswert schmackhaft zusammengekocht. Das beginnt mit dem sehr geräumigen Innenraum und – dem zugrunde liegend – der gut durchdachten Raumkonzeption.
Direkt hinter dem Einstieg, an der großen Badeplattform im Heck, steht die bequeme Sonnenliege, natürlich mit Becherhaltern aus Edelstahl. Die Rückenlehne des Sofas ist beweglich; sie kann gekippt werden, um entweder die Sonnenliegefläche oder den Loungesitz zu vergrößern. Unter der Liegewiese ist ein großes Staufach. Noch tiefer, unter einer elektrisch öffnenden Luke, ist der Maschinenraum.
Direkt an Steuerbord, gleich neben dem Cockpit-Eingang, geht es zur Kombüse mit Spüle, Elektrogrill, Kühlschrank und Mülleimer. Weiter vorne geht es zum Steuerbord-Gangbord und weiter zum Vordeck. Der Durchgang zum Bug ist durch eine hohe Reling gut gesichert. Auch wenn auf der Steuerbordseite die Passage breiter ist: Auch auf der Backbordseite ist das Vordeck sicher erreichbar.
Sonnenschirm fürs Vordeck
Auf dem Vordeck gibt es anstelle der üblichen einfachen Matratze in einer leichten Einbuchtung konturierte Liegen mit verstellbaren Kopfstützen und einem Minitisch mit Getränkehaltern, der unter dem mittleren Teil der Matratze versteckt ist. An den Seiten sind überdies Lautsprecher eingebaut. Und damit die Party nicht zu heiß wird, lässt sich hier ein eigens entworfener, großer Sonnenschirm aufstellen.

Wird es zu windig, bietet der Salon Schutz: Hier steht auf der Backbordseite eine U-förmige Couch, die den Klapptisch fast umschließt. An Steuerbord gibt es ein zweites Sofa in L-Form. Hinter dem Rücken seines kürzeren Arms steht die sehr bequeme Steuermannsbank.