Schon auf den ersten Blick sticht die Silhouette am Ponton ins Auge: ein mächtiger Rumpf in Zweifarb-Lackierung, die ansprechende Seitenlinie, das lichte Cockpit mit freiem Rundumblick. Sichtlich stolz empfängt uns Produktmanager Martin Meyer an Bord der weltneuen Jeanneau DB 43.
Der Serienname DB steht für Day Boat, also Tagesboot, und geht auf eine Jeanneau-Baureihe aus den 1980er-Jahren zurück. Die 13,10 Meter lange Motoryacht ist das erste Modell einer ganzen neuen DB-Generation.
Die Jeanneau DB 43 ist vorerst das mittlere Modell der Baureihe. Dass die Bezeichnung DB allerdings etwas fraglich ist, werden wir später noch sehen.

Das Layout des neuen Tagesboots stammt vom Jeanneau-Hausdesigner Camillo Garroni, der hier ein völlig neues Seitenprofil mit Sicken und Kanten für Jeanneau umgesetzt hat. Auch an Bord ist seine Handschrift in vielen tollen Details erkennbar.
Seitenwände werden zu Balkons
Die Firma Garroni Design hat sich seit ihrer Gründung 1971 mit Booten, Gebäuden und Autos im „italienischen Stil“ einen Namen gemacht. Auftraggeber waren neben den Beneteau-Töchtern Jeanneau und Prestige auch Zodiac, Benetti und Glastron.
Wir gehen über die große Badeplattform auf unser Testboot, das im alten Hafen von Cannes für uns bereitliegt. Die Heckplattform ist in der Standardausführung fest montiert. Sie kann gegen Aufpreis auch hydraulisch absenkbar mit bis zu 150 Kilogramm Traglast bestellt werden. Als besonderer Blickfang entpuppen sich die beiden elektrisch absenkbaren Seitenwände.

Werden diese – ähnlich wie bei der polnischen Galeon 400 Fly – wie Balkons ausgeklappt, entsteht neben dem Cockpit immens viel zusätzlicher Raum. Damit streckt sich das Boot auf einmal bis auf fünf Meter Breite. Auch deshalb wird dieser Bereich als Beach-Club bezeichnet. Seitlich können Badeleitern eingehängt werden.
Kommandobrücke für das Küchenpersonal
Im Heckbereich begegnet uns ebenfalls eine Sonnenliege für drei Personen, die mit umgeklappter Lehne auch als Sitzbank für den Esstisch dient. An dem haben bis zu acht Personen Platz. Die zweite Sitzbank des Tisches kann so Richtung Heck verschoben werden, dass aus der Außenpantry ein kompletter Küchenblock mit Gasherd, Grillplatte und Spüle entsteht.
Um diese Kochinsel kann man sehr lässig herumstehen und seinen Aperitif trinken. Sämtliche Türen an diesem Möbelstück, ob nun vom Kühlschrank oder vom Herd, sind in Richtung Steuerstand platziert – eine gute Idee!
Denn so kann das Küchenpersonal wie auf einer Kommandobrücke während der Arbeit mit den Passagieren bei Tisch kommunizieren und hat überall Zugriff.

Reißen wir uns los und stoßen weiter Richtung Bug vor, erreichen wir den Steuerstand. Den finden wir besonders gelungen: Wir haben ein sehr luftiges Plätzchen vor uns, mit einer großen Frontscheibe und wenig Verkleidung an den Seiten. Ideal für heiße Sommertage, weniger für das derzeitige Regenwetter in Cannes. Aber optisch allemal ein Leckerbissen, und das entschädigt für das wenig mediterrane Wetter.
Der Platz an Bord nimmt kein Ende
Zwei große Raymarine-Displays zeigen dem Steuerpersonal sämtliche relevanten Daten. Keine unnötigen Schalter stören. Alles haben die Konstrukteure exakt dort platziert, wo es hingehört. Die Hand findet blind zu Gashebel und Joystick in optimaler Griffweite. Die beiden bequemen Sitze geben hervorragenden Seitenhalt, und sie sind auch sehr ordentlich verarbeitet.
Ein weiterer Sitz in Fahrtrichtung auf der Backbordseite ist neben dem Niedergang platziert. Mit dem Steuerrad haben wir das eigentliche Highlight der Befehlszentrale vor uns. Hier lässt sich sogar der Lenkwiderstand regulieren – also leichtgängig für die Hafenmanöver, träge für Fahrten mit Höchstgeschwindigkeit. Die beträgt mit Z-Antrieb laut Werft 34 Knoten. Eine Variante mit bis zu drei Außenbordern zu je 350 PS ist ebenfalls möglich.

Über die beiden seitlichen Gangborde erreichen wir schließlich den Bug dieses Premium-Dayboats. Dort erwartet uns eine große Liegefläche für drei Personen. Die Rückenlehnen können hochgeklappt werden, um die Fahrt als Bowrider zu genießen. Der Ankerkasten ist als zusätzliche Sitzbank gestaltet. Der (Sitz-)Platz an Bord nimmt also kein Ende.
Die Kaffeemaschine ist fest eingebaut
Zumal unter Deck noch mehr kommt: Hier spiegelt sich der positive Eindruck aus Cockpit und Steuerstand wider. Im Niedergang backbordseitig finden wir einen „Breakfest Point“. Hinter diesem Anglizismus verbirgt sich eine Mini-Küche mit eingebauter, aber gut versteckter Nespresso-Kaffeemaschine. Morgens der schnelle Imbiss unter Deck, mittags oder abends die Koch-Orgie mit üppigem Mahl auf der Terrasse; so ist die Aufteilung.
Dieser Arbeitsbereich im Vorschiff ist so dimensioniert, dass sich ein Frühstück oder Snack zubereiten lässt, ohne den geschützten Bereich der Kajüte verlassen zu müssen. Und da bleibt man in der Tat gern: Auch der Wohnbereich ist geräumig und darüberhinaus geschmackvoll gestaltet. Es kann zwischen zwei Kabinen-Layouts gewählt werden, wobei hier die Entscheidung wirklich schwer fällt.

Die Werft bietet entweder eine großzügige Bugkabine für zwei Personen mit viel seitlichem Lichteinfall und einem mittig platzierten, erhöhtem Doppelbett oder eine Koje unter dem Steuerstand mit einem großen Doppelbett und einer Couch, dazu natürlich noch viel Stauraum. Die etwas geringere Stehhöhe nimmt man gerne in Kauf, da wirklich ein tolles Platzangebot vorhanden ist.
Optional sind auch zwei Waschräume möglich. Besonders begeistert haben uns die edlen Materialien, Leder, hochwertige Stoffbezüge und hochflorige Teppiche sowie die stimmungsvolle indirekte Beleuchtung. Das soll also ein Dayboat sein? Der Wohnbereich ist so vollendet, dass eine längere Abwesenheit uns keine Furcht einjagt – mindestens ein ganzes Wochenende Auszeit mit der DB 43 sollten drin sein.
Souverän durch die Wellen
Zurück an Deck starten wir die beiden Motoren des Typs Volvo Penta D6 mit jeweils 380 PS Leistung. Wir verlassen den schützenden Hafen in Richtung nautische Wirklichkeit – mit einem halben Meter Welle und saftigen Windböen.
Die Jeanneau DB 43 meistert diese Hürden der Natur aber mit Bravour, das Boot bahnt sich souverän den Weg durch die Wellen. Schnell gefahrene Kurven machen richtig Spaß, wobei das Boot im Steuerstand immer einen sicheren Eindruck hinterlässt.
Das Rumpf-Design von Michael Peters hinterlässt beim Steuern einen tollen Eindruck. Es verhilft der DB 43 zu sehr guten Fahrleistungen auch bei den herausfordernden Bedingungen am Testtag. Der Kurvenradius beträgt rund zweieinhalb Bootslängen. Aus dem Kreisel heraus schneidet die DB 43 sanft und kontrolliert durch die eigene Welle.

Rasche Richtungswechsel werden dank der elektrischen Lenkung akkurat umgesetzt, das hebt den Spaßfaktor merklich auch bei unruhiger See. Alternativ zum Volvo-Penta-Innenborder ist eine Outboard-Variante angekündigt, mit bis zu 3 mal 350 PS. Hier kommen in Europa standardmäßig Yamaha-Motoren zum Einsatz, in den USA setzt Jeanneau auf Mercury-Außenborder – so wie es beispielsweise auch bei der neuen Axopar 45 zu erleben ist.
Dunkle Wolke auf der Preisliste
Unser Fazit nach dem Ausflug in die raue maritime Wirklichkeit: Mit der DB43 präsentiert Jeanneau ein wirklich tolles Dayboat, das auch Weekender in den Schatten stellt. Eigentlich könnte die DB 43 auch das Kürzel WB tragen – W wie „Weekend“.

Auf der Dayboat-Website der Werft heißt es „More than you expect“, und das trifft voll und ganz zu. Den Ingenieuren und Gestaltern unter der Regie von Martin Mayer ist mit der Jeanneau DB 43 ein buchstäblich großer Wurf gelungen. Das wird auch von Händlerseite durch die bisherige Nachfrage bestätigt.
Technische Daten Jeanneau DB 43
Länge: 13,94 m
Breite: 3,82 m
Tiefgang: 0,94 m
Schlafplätze: 3+2 (2 Kajüten)
Motorisierung: 2 x Volvo Penta D6 mit je 380 PS (Innenborder) oder 3 x Mercury mit 350 PS (Außenborder)
CE-Kategorie: B (küstenferne Gewässer)
Maximale Passagierzahl: 12 Personen
Preis: ab 913.738 Euro
Ansprechendes Design, gepaart mit durchdachten Detaillösungen und hochwertiger Verarbeitung glänzen sicher bald in der Sonne vieler Marinas rund um den Globus. Wenn da nicht die dunkle Wolke auf der Preisliste wäre, die einige Interessierte schrecken dürfte. Die nächste DB-Variante, die höchstwahrscheinlich um einiges kleiner ausfallen wird, wird diese dunklen Wolken wieder vertreiben. Wie heißt es so schön? After rain comes sunshine.