Was waren das für bescheidene Zeiten, als Wilfried Erdmann mit seinem nur 7,62 Meter langen Boot „Kathena“ auf Weltumseglung gehen konnte! Dass dieses Format allerdings schon 1967 nicht das Nonplusultra darstellte, verdeutlicht sich aus dem Umstand, dass man dem damals 29-Jährigen seine Leistung in Deutschland anfangs nicht glauben wollte.
Über 50 Jahre später haben sich die Zeiten in manchem geändert, und die Boote sind größer geworden. Wer heute auf große Fahrt gehen möchte, sucht nach 40 Fuß – mindestens. Auch mit der Ursprünglichkeit des Segelns allein ist es vielen nicht getan. Es muss schon ein Entwurf mit optimalen Segel-, Licht-, Platz- und Sichtverhältnissen sein.

Etwas, das zum Beispiel die dänische Werft Nordship in Lunderskov nahe dem jütländischen Kolding baut: Das Unternehmen mit über 40 Jahren Erfahrung hat soeben zwei maßgeschneiderte Langfahrtyachten vorgestellt. Es handelt sich um elegante Kreuzer, die komplett individualisiert sind.
Decksalon sieht richtig gut aus
Nordship hat sich – ähnlich dem deutschen Hersteller Sirius – auf Yachten mit Decksalon und Mittelcockpit spezialisiert. Diese Bauart kommt bei Menschen, die viel Zeit an Bord verbringen, ob nun im Hafen oder unterwegs, besonders gut an. Wie man aus einem reinen Zweckbau Schönes machen kann, zeigt bereits die kleinere Nordship 430 DS. Hier wird aus dem gut belichteten Aufenthaltsraum eine Lounge, wenn nicht eine Aussichtsplattform.
Der erhöhte Salon ist sichtlich das Herzstück aller Nordships. In den neuen Modellen, die 50 und 57 Fuß großen DS-Yachten, ist dieses Atrium noch größer. Die für Deckssalonyachten typischen Rundum-Panoramafenster lassen es taghell werden. Egal, was draußen für ein Wetter herrscht – der freie Ausblick ist immer da.

Die Achterkabinen sind mehr als einfache Schlaf-Abteile: Hier bereitet der Aufenthalt auch zwischendurch Vergnügen, was sich längst nicht für alle Fahrtenyachten sagen lässt. Auch über Deckshaus und Mittelcockpit hinaus sind die Linien der neuen Kreuzer sehr gefällig. Unterstützt wird der Eindruck durch den relativ flachen Kajütaufbau mit seinem getönten, nicht unterbrochenen Fensterband, dem sich die kaum niedrigere Süllkante des Mittelcockpits anschließt.
Customfertigung von Grund auf
„Wir passen Sie nicht an unsere Yachten an. Vielmehr passen wir unsere Yachten an Sie an.“ Mit diesem Statement werben die Dänen für ihre Yachten aus der Custom-Reihe. Es sind maßgeschneiderte Einzelanfertigungen für anspruchsvolle Eigner. Die Werft sieht keine Notwendigkeit dafür, künftigen Eignern einen Katalog mit Gestaltungsoptionen vorzustellen. Einzig der Kunde bestimmt die Richtung.
„Die Nordship 500 DS ist bereits verkauft in die USA und wird voraussichtlich Anfang 2022 geliefert werden“, sagt Thomas Dan Hougaard. „Die Nordship 570 DS geht noch in diesem Sommer nach Deutschland. Beide Boote sind zu 100 Prozent Einzelbauten.“
Entsprechend dem Wunsch, ob ein Paar oder eine größere Crew das Boot segeln soll, wird die Segelyacht mit der passenden Anzahl von Kojen und Kabinen ausgebaut. Einzelkabinen oder Doppelkabinen mit nebeneinander liegenden Kojen, Etagenkojen, Doppelbetten, Queen- oder King-Size-Betten – alles geht. Und so ist es also ganz gleich, ob die neue Nordship 500 DS für acht Personen oder die Nordship 570 DS für bis zu zehn Personen ausgelegt ist.
Anhand der von der Werft gemachten Vorschläge kann sich der Kunde orientieren und dann nach seinem Gusto entscheiden. Allein für die Pantry werden drei verschiedene Platzierungen angeboten – vom Salon bis zur geräumigen Eignerkabine im Heck. Oder sie wird im erhöhten Decksalon integriert, damit sich auch der Schiffskoch inklusive Panoramablick enger der Crew zugehörig fühlt. Die dritte Möglichkeit: Die Pantry kann auch vorm Salon in Richtung Vorschiff verortet werden.
Gebaut für die halbe Ewigkeit
Damit sich die hohen Kräfte von Kiel und Rigg gleichmäßig über den gesamten Rumpf verteilen können, werden alle Yachten von Nordship mit einem massiven Rahmen aus galvanisiertem Stahl versehen. Dieser ist felsenfest mit dem Rumpf verbunden. Auch alle Schotten, Schrankelemente, Schapps und Kojen werden im Rumpf anlaminiert. Das verleiht der Struktur zusätzliche Steifigkeit. Wenn nicht für die Ewigkeit, so doch für sehr lange.
Es ist sicher nicht vermessen, von den Segeleigenschaften der bereits existierenden kleineren Nordships auf diejenigen der neuen Yachten zu schließen. Auch sie erhalten modernes Rigg ebenso wie moderne Rumpfformen. Alle Fallen und Schoten auf einer Nordship sind ins Cockpit bis zum Steuerstand umgelenkt. Der Skipper kann alle Leinen bequem vom Steuerstand aus bedienen und benötigt so keine Unterstützung von der restlichen Crew.