Würde Fürst Albert II von Monaco nicht selbst am Steuer stehen, könnte man das Boot im Royal Yacht Club seiner Stadt glatt übersehen. Nicht, weil es vergleichsweise klein ist. Sondern weil man das Motorboot nicht hört. Fast lautlos gleitet die neue Greenline Neo eDrive zwischen den – für den Stadtstadt typischen – großen Motoryachten mit ihren ebenfalls großen Dieselaggregaten hindurch. Grund dafür ist der elektrische Antrieb. Das kommt gut an.
Nicht nur beim Messepublikum der Monaco Yacht Show, wo regelmäßig auch teure Designperlen wie der Porsche fürs Meer gezeigt werden. Sondern auch beim grünen Fürsten, der schon vor sieben Jahren mit Hybridantrieb zum Altar fuhr, die Formel E ins Fürstentum holte und elektrobetriebene monegassische Fahrzeuge mit bis zu 30 Prozent staatlich subventioniert.

„Wir sind alle gefordert, unseren Beitrag zu leisten, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Zukunft ist grün.“ Der Fürst weiß, dass das auch fürs Wasser gilt. Im Frühsommer unternahm er an selber Stelle eine offenbar sehr heitere Testfahrt mit dem ebenfalls elektrischen Wassertaxi Sea Bubbles. Nun setzt der Fürst, eine Nummer größer, auf neue Akzente mit Greenline Yachts.
Option vollelektrisch
In den letzten zehn Jahren hat sich die slowenische Werft einen sehr guten Namen gemacht. Neben dem eleganten Design der ersten Greenline 33 Hybrid sorgte die Doppelstrategie bei den Antriebsarten für großes Interesse. Als erste Werft überhaupt bietet Greenline seit 2008 einen Hybridantrieb in Serienproduktion an.

Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Boote in der Diesel-Variante verkauft wurden, aber das Statement war gesetzt. „Damals waren wir der Zeit noch etwas voraus, aber jetzt ist der Markt für den nächsten Schritt bereit“, heißt es von der Werft. „Wir gehen voll elektrisch in die Zukunft.“ Ab 2019 will Werfteigner Vladimir Zinchenko für seine ganze Flotte, inklusive der 65-Fuß-Modelle, einen optionalen Elektroantrieb anbieten.
Vorreiter dafür ist die zur präsentierte Greenline Neo. Mit 9,99 Metern Rumpflänge – exakt der Länge der Ur-Greenline – ist es das Baby der Greenline-Flotte. Allerdings eines, das es in sich hat: Die Grrenline Neo eDrive ist mit zwei 80 PS starken Deep-Blue-Außenbordmotoren von Torqeedo und zwei 30,5 kWh Hochleistungs-Lithiumbatterien des Typs BMW i3 aus bayerischer Produktion ausgestattet. Das erlaubt nach Werftangaben bei durchschnittlich sechs Knoten Fahrt eine Reichweite von 40 Seemeilen, entsprechend 74 Kilometern.

„Greentech ist im Yachtbereich angekommen.“
Von solchen Werten träumte man vor kurzem noch bei rein elektrischen Booten. Jetzt werden diese Werte ständig nach oben korrigiert. Im letzten Jahr hatte eine elektrische Nimbus-Fahrtenyacht beim Langfahrttest auf dem Bodensee die Tourentauglichkeit für Mehrtagesreisen gezeigt. Eingebaut war auch hier die Kombination aus Torqeedo-Motoren und BMWi-Akkus, allerdings als Innenborder-Variante.
Rein elektrische Antriebe sind, von Flautenschiebern und ultraleichten schnellen E-Sportbooten wie denen der Kaiser Bootsmanufaktur kommend, nun bei den Motoryachten angekommen. „Ein Riesenmarkt – jeder, der das dauerhaft ignoriert, wird auf lange Sicht baden gehen“, sagt Luca Meffle, der bei Greenline den Vertrieb verantwortet. „Greentech ist im Yachtbereich angekommen.“
direkt zum Video https://www.youtube.com/watch?v=kvicYQbw91kTest des Prototypen der Greenline Neo E-Drive
Dabei sind die Solarpaneele, die Greenline auch auf den klassischen Motoryachten anbietet, längst Standard. Bei der Greenline Neo eDrive ermöglichen diese Paneele ein Auftanken der Akkus ohne Ladestation. Während man in sonnigen Gewässern vor Anker liegt, können Kühlschrank, Hifi-Anlage und alle 220-V-Steckdosen dauerhaft genutzt werden. Im Zweifel hilft der Generator, genug Strom in die Akkus zu pumpen.
Dieser Range Extender gibt dem Boot eine Reichweite von 180 Seemeilen, wenn man mit sieben Knoten schippert. Das ist Hybrid, andersherum gedacht: Nicht zwei unterschiedliche Antriebsarten wie bei Greenline Hybrid der ersten Generation, sondern ein rein elektrischer Motor, der bei Bedarf durch einen Generator zusätzliche Energie in die großen BMWi3-Akkus geliefert bekommt.
Auch 600 PS sind möglich
Wer klassische Verbrenner am Heck mag, kann die Greenline Neo auch mit zwei maximal 300 PS starken Außenbordern beziehen und dann mit 45 Knoten übers Wasser fegen. Das ist dann zwar nicht ganz so leise, aber Greenline möchte „kein Spielverderber“ sein.


Genauso wenig wie der monegassische Fürst, der trotz seines Klima-Engagements nach wie vor von einer Klientel lebt, die das Fürstentum mit riesigen Spritfressern ansteuern. „Das ist ein Teil von Monaco, genauso wie die Formel I, aber trotzdem gilt es Veränderungen voranzutreiben.“ wird Albert II in der Greenline-Presseerklärung zitiert. „Die Ozeane zu retten, bedeutet unsere Zukunft zu retten.“ Navigation ist eben, wenn man trotzdem ankommt. Auch bei der Rhetorik.
Elektrisch, Benziner, Hybrid? Sport, Coupe, Hardtop? Die 9,99 m lange Greenline Neo kann alles kombinieren. Zur Greenline Neo Open, die in Monaco ihre Premiere hatte, kommen bald die Varianten Coupe und Hard Top. Sie werden auf der boot Düsseldorf 2019 vorgestellt, ebenso ein neues 48-Fuß-Coupe. Im Frühjahr soll eine neue, 45 Fuß lange Flybridge-Yacht folgen – natürlich mit Hybridantrieb.
direkt zum Video https://www.youtube.com/watch?v=vssDildQ4kgProbefahrt der Greenline NEO mit Mercury-Außenbordern
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