Leichtigkeit trifft Stabilität
Dino beschleunigt, der steile Steven schneidet die Welle, und der Rumpf hebt sich schnell und sanft aus dem Wasser. Ich sehe zu, wie die Zahlen auf der digitalen Anzeige im Cockpit nach oben schnellen: 20 Knoten, 30 Knoten, 40 Knoten… wir bringen es auf stramme 47 Knoten gegen die Welle. Es ist ein rauer Ritt, aber das Boot meistert die herkulischen Gewalten spielend. Im Heck setzen dies zwei Volvo Penta D6-440 Dieselmotoren mit Z-Antrieb um, oder alternativ zwei Mercruiser-Benzinmotoren mit je 430 PS um. Der 850-Liter-Treibstofftank könnte uns mit einer Reichweite von bis zu 300 Meilen gleich 10 Mal über die Länge des Gardasees bringen.

Die Ghost fährt sich mit einer Leichtigkeit und Stabilität, die ich bei einer 12-Meter-Yacht noch nicht erlebt habe. Das Boot liegt auch bei hohen Geschwindigkeiten absolut stabil im Wasser und bleibt – dank des gut berechneten Rumpfs – trotz der hohen Wellen und der flachen Windschutzscheibe trocken. Wir bekommen nicht einen Spritzer Wasser ab.
„Dass der Rumpf so gut funktioniert, ist wie immer auch etwas Glück. Aber Glück entsteht auch aus der Erfahrung und Können,“ weiß Michael Frauscher. Nichts klappert oder schlägt in der Welle. Die Frauscher-Boote sind auch mit wenig Applikationen schön, denn das Design muss puristisch sein für Frauscher.

Ein forscher Geist
Ebenso wichtig wie das Design sind für Michael Frauscher die Fahreigenschaften ihrer Boote. Vielleicht hat sich die österreichische Werft ganz besonders gegen das Vorurteil durchsetzen müssen, dass sie Boote für den See bauen. Umso mehr haben sie bewiesen, dass ihre Rümpfe absolut rauwassertauglich sind, wie hier auf dem Gardassee und mit der 1414 Demon Air letztes Jahr auf Mallorca zu erleben war.

Nachdem Dino gezeigt hat, was in diesem forschen Geist steckt, übernimmt Stefan Frauscher das Steuer. Auch für ihn ist es die erste Fahrt mit der Ghost. Etwa drei Jahre lang arbeitet die Werft – von der Entwicklung bis zur Fertigstellung – an einem neuen Modell. Und erst wenn man sie fährt, weiß man wirklich, ob sie gut geworden ist. „Ich bin völlig überwältigt!“, schwärmt Stefan Frauscher. „Ich glaube, da ist uns ein Meisterstück gelungen!“

Ein minimalistischer Gentleman Racer
Am Tag darauf sehen Michael und ich zu, wie Stefan das Boot elegant durch die Kurve zieht. Die Schönheit der Ghost findet sich in ihrer Zurückgenommenheit und im Detail – ein radikaler Ansatz. Ein so konsequentes 12-Meter-Sportboot gibt es kein zweites Mal, meint Michael Frauscher. Jedes andere Boot in dieser Größe muss heute viel mehr im Innenraum bieten, nicht so dieses. Mit der flachsten Windschutzscheibe und dem größten Teakdeck auf dem Vorschiff unter den Frauscher-Booten ist es ein minimalistischer Gentlemans-Racer – klassisch und doch modern.