2015 führte das Segelschulschiff die Windjammerparade der Kieler Woche ein letztes Mal an. Dann startete die Sanierung. Die Elsflether Schiffswerft bekam den Zuschlag für die längst notwendige Werftüberholung. Diese sollte sechs Monate dauern und war zunächst mit zehn Millionen Euro veranschlagt worden.

Aus sechs Monaten wurden sechs Jahre, aus zehn Millionen durch ständige Nachforderungen der Werft mehr als 130 Millionen Euro. Wegen zunächst fehlender Kontrolle durch den Bund war dieser nicht ganz schuldlos.
Im Lauf der ersten Instandsetzung, insbesondere am Schiffsrumpf und der Takelage, wurden weitere Schäden festgestellt. Auch dieser Bereich verlangte nach umfänglicher Erneuerung. Die Wartung vorhandener Anlagen wie der Motoren, der Wellen- und Ruderanlage kam dazu.
Kriminelle Machenschaften
Es kam noch schlimmer: Zunächst ging die Werft in die Insolvenz, von der ein Teil durch die Lürssen-Werft übenommen wurde. Nach 102 Jahren gingen bei der Elsflether Werft im letzten Jahr dann die Lichter endgültig aus. Wie zu erfahren war, soll das Werftgelände verkauft werden, um den Schuldenberg der insolventen Elsflether Werft AG zu verringern.
Und dann das noch: Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts von Korruption, Betrug und Untreue sowie dubioser Millionengeschäfte. Es laufen Ermittlungen gegen zwei ehemalige Vorstände der Elsflether Werft und sogar zivile Mitarbeiter der Bundeswehr. Zwischenzeitlich hatten die Manager damit gedroht, das Segelschulschiff als Pfand zu nehmen für nicht gezahlte Sanierungsraten.

Die erste Ausbildungsfahrt
Nach der jetzt geplanten Fertigstellung in Lemwerder, die nur bis Mai 2021 dauern soll, ist geplant, dass die Gorch Fock wieder heimkehrt. Anfang Juni soll das Schiff wieder in Kiel liegen. Die augenblickliche Planung sieht sogar die Teilnahme an der Kieler Woche vor.
Auf unsere Frage, wohin die erste Ausbildungsfahrt gehen wird, hieß es wörtlich: „Die erste Ausbildungsreise soll von Kiel aus starten. Sie ist für Juli 2021 geplant und wird durch nordeuropäische Gewässer gehen. Dabei werden Offizieranwärter der Marine an Bord sein, die erst im Oktober 2020 an der Marineschule Mürwik ihren Dienst begonnen haben.“
Bleibt zu hoffen, dass das traurige Kapitel dann doch noch ein gutes, wenn auch sehr teures Ende nimmt. Und das Corona nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht. Liegt doch der Inzidenz-Wert laut Robert-Koch-Institut im Landkreis Wesermarsch noch hoch.