Dass derart innovative, in der Bootsbauszene schnell bekannt gewordene Typen wie Friedrich mit den Herrschaften, die an einem „Internetcrowd“-Kleinkreuzer mit dem skurrilen Namen „Bente“ bastelten, bald mal „brainstormen“ sollten, lag also auf der Hand. Das Ergebnis dieses Hirnens und mehr als 2.000 anschließenden Arbeitsstunden glänzt nun formschön in der Mittagssonne über dem Bodensee: Die Green Bente. Schon optisch ein wahres Schätzchen, das wir nun probesegeln dürfen.

Der erste Eindruck
Ein Blick auf den Rumpf des fünfzig Meter entfernt, am Steg dümpelnden Kleinkreuzers lässt nur den einen Gedankengang zu: Wow, ein richtig heißer Karbonrenner ist das! Moment mal – wurde da gerade Karbon gedacht? Tatsächlich spielt einem auf Entfernung die Green Bente einen ersten, gutmütigen Streich. Durch eine Klarlackierung des Rumpfmaterials und sowieso aufgrund eher sportlich-schnittiger Bente-„Kurven“ entsteht zumindest aus der Ferne ein „Hauch von Carbon“. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss der Geschmack des Betrachters entscheiden – dem Autor gefällt’s jedenfalls, zumal ja das Cockpitdach über dem Niedergang in giftigem Grün gehalten ist.
Logisch, eine Reminiszenz an den Namen des gefälligen Schiffchens. In jedem Fall aber deutlich besser als dieses jung-anbiedernde Orange der Original-Bente. Schon ein paar Schritte näher ändert sich dieser erste Renner-Eindruck gewaltig. Beim Blick AUF die Green Bente schaut man schlicht und ergreifend auf ein Cruiser-typisches, auf manchen vielleicht ein wenig altbacken wirkendes, jedoch „schiffiges“ Stabdeck. Das freilich nicht aus edlen Hölzern naturgeschützter Dschungelbäume, sondern aus erwähntem Kork geschnitten wurde. Scharfe Kurven, starker Look und ein bisschen Nostalgie… macht Lust auf mehr, diese grüne Bente.

Der zweite Blick
Nun ist es so, dass ja schon reichlich Bente-Tests von vielen internationalen Fachredakteuren durchgeführt wurden. Bei denen schließlich immer wieder das gleiche, ins Neudeutsche übersetzte Zertifikat erteilt wurde: Supergeil!
Und im Prinzip geschieht heute am Bodensee nichts anderes als eine weiterer Bente-Probefahrt – nur dass diese Bente eben aus einem anderen Material gefertigt wurde. Speed- oder Höhenvergleiche sind mangels Sparringpartner respektive GFK-Bente letztendlich nicht machbar. Entsprechend konzentrieren wir uns zunächst auf die maßgeblichen Unterschiede beider Bootsausführungen, bevor wir „gefühlt und streng subjektiv“ nachspüren, ob das segeltechnisch wirklich alles so dolle ist mit diesen Bentes, wie immer behauptet wird.
Während wir unter Motor mit dem Torqeedo Cruise aus dem Interboot-Hafen schnurren und noch bevor irgendwelche Segel gesetzt werden, fällt der Autor auch schon durch affiges Verhalten auf. Der will nämlich wissen, wie hart das Deck aus Naturfaserverbundwerkstoffen im Vergleich zu seinem „uralt-aber-steinhart-Carbon-Mini-6.50“ ist. Deshalb hüpft er unter Friedrichs irritiert wirkenden Blicken mit seinen 80 Kilogramm Lebendgewicht wie ein erregter Schimpanse auf und ab, trampelt wie das Tier gleichen Namens über das gesamte Schiff und kehrt zufrieden wieder an die Pinne zurück: Da bewegte sich nichts, aber auch wirklich gar nicht unter den Füßen.
Noch Positiveres gibt es von der Bootsbeschau im Detail zu berichten. Nein, wir sind nicht mit Lupe übers Deck, aber es wurden „gewissenhaft“ Kork-Deck, Cockpit, Niedergangs und das Bootsinnere begutachtet. Dabei fiel vor allem die durchweg saubere Verarbeitung der Naturfaserverbundstoffe auf: Echte Bootsbaukunst und alles andere als Massenware!
3 Kommentare
Ich würde mir wünschen,dass bei Euren Berichten der Basis- und Testbootpreis genannt werden.
Erst dies erlaubt dem interessierten Leser oder künftigen Käufer eine objektive Beurteilung der z.B. beschriebenen Segelleistung.
Danke für den Hinweis. Üblicherweise nennen wir immer beide Zahlen, den Basispreis und den des gefahrenen Bootes. Den Preis der gesegelten Bente reichen wir nach.
Wir haben die Green Bente am Wochenende auf der Messe gesehen. Das Konzept ist lobenswert, die Optik herausragend aber der Preis schon heftig. Man sagte mir auf am Stand, es sei wie ein Bio Huhn im Supermarkt. Bestimmt findet es Käufer und das ausgestellte Boot ist ja schon verkauft.