Mit der neuen, bisher größten Cap Camarat 12.5 WA schlägt Jeanneau einen neuen Weg beim Bootsdesign ein. Von den kleinen und mittelgroßen Sportbooten der langen CC-Geschichte mit gewissem französischem Flair setzt sich der erstmals auf der boot Düsseldorf 2020 gezeigte, aber nie getestete große Daycruiser klar ab.
Wie die kleinere, ebenfalls neue Cap Camarat 10.5 ähnelt das zwölf Meter lange und ziemlich breite Tagesboot, das vor uns am Steg im südfranzösischen St. Raphael liegt, mehr einem Funboot als einem Familienschiff. Doch Fun ist ja kein F-Wort, sondern etwas Feines, und relaxtes Fahren mit der Familie steht dazu nicht im Widerspruch.
Der Markt für 900 PS? Global!
Mit dem auf zwei starken – und stark aussehenden – Edelstahlpodesten ruhenden T-Top-Dach erinnert die Cap Camarat 12.5 WA an Vorbilder mit US-amerikanischen Wurzeln. Dazu passt auch die überaus starke Motorisierung mit drei 300 PS starken Außenbordern. Denn der riesige US-Bootsmarkt ist für Beneteau, die während des ersten Pandemiejahrs kräftig umstrukturiert haben, eins der wichtigsten Entwicklungsfelder. Und zur Groupe Beneteau gehören auch Jeanneau und Prestige.

Künftige Designklassiker – wie die Frauscher Demon 1414 Air und die Invictus TT 460 – haben mit ihrer ganz eigenen Interpretation eines offenen T-Top-Dachs Designelemente, die sich auch bei Jeanneaus neuem Daycruiser wiederfinden.
Im Übrigen setzt Jeanneau mit der Neuheit, die wir hier an der Côte d’Azur kennenlernen, auf den gesamten Erdball als Einsatzgebiet. Die Cap Camarat 12.5 WA sei kein Boot nur für den Süden, sagt Antoine Chancelier, der inzwischen auch den britischen Markt verantwortet. Erst vor kurzem habe ein Engländer eins der Boote gekauft – für die kühle Jahreszeit.
Kochen und kacheln
Direkt hinter dem T-Top ist die große Wetbar, sprich die kulinarische Versorgungseinheit, mit dem Vollprogramm: mit Grill, Induktionsherd und Spüle, darunter zwei großen Kühlschränken und einem Eisbereiter. Ja, bestimmte Boaties wollen das. Interessanterweise ist die breite Abdeckklappe der Bordküche verspiegelt. So haben die Grillmeister das Geschehen hinter ihrem Rücken stets im Blick.
Direkt vor der Open-Air-Bordküche ist der Steuerstand platziert, leicht nach rechts Richtung Steuerbordwand versetzt. Drei gleich- und hochwertige Einzelsitze mit Flip-up-Funktion hinter dem aufgeräumten Armaturenbrett stehen für die Racer-Qualitäten des Boots. Die Botschaft: Wird’s wirklich schnell, sitzt Du vorn, unterm T-Top.
Der Überblick am Fahrstand ist bestens, nur die Windschutzscheibe könnte etwas höher sein. Die beiden Displays von Garmin bringen alle wesentlichen Informationen direkt zur Vorlage, in unserem Fall links die Motordaten, rechts die Seekarte. Was die drei Motoren von Yamaha treiben, darüber gibt die kleine, separate Yamaha-Anzeige Auskunft. Von Yamaha ist auch das Joystick-System neben dem Doppelgashebel, der tut, was er soll – und das ist im Jahr 2021 immer Vollkomfort.
Auf dem Wasser
Nun geht es erst einmal hinaus aufs bewegte Meer. Mit 17 Grad ist es warm genug, um den kommenden Sommer zu spüren. Der Gewittersturm des Vortags hat uns noch Welle hinterlassen, zum Glück hat der Wind nachgelassen und alle Regenwolken weggepustet.