„Sie ist unglaublich seetüchtig“, beschrieb Günter O. Ahlers ihre Qualitäten. Vor einigen Jahren hatten wir Gelegenheit, den kleinen Klassiker in Schleswig-Holstein zu testen.

Nachdem er lange Hochsee gesegelt hatte, auf großen Yachten bis 80 Fuß, war er zuletzt auf die Hansa-Jolle umgestiegen. In jenem Sommer ging „bei der Kiel Classic so ein Gewitterding mit neun Windstärken durch, und da haben wir nur die Fock fallen lassen und die Sundance 2 fuhr wie ein D-Zug los. Dieses kleine Ding nahm die Nase hoch und ab ging sie, während ein Junior-Boot einfach absoff. Die fuhren sich unter Wasser.“
„Mach’ das mit einem anderen Boot“
Ahlers ist alten Hamburger Vereinsseglern ein Begriff. Er hatte zuvor eine A&R Niedersachsen-Jolle auf der Alster im HSC, mit der er 1981 erst die Känguruh-Mittwochsregatten, ein Jahr später die Holzboot-Regatta des HSC ins Leben gerufen hat. Mit dem Schiff ist er diverse Seetörns gefahren: „Im Sommer bin ich dann bei fünf bis sechs Beaufort in Laboe losgesegelt nach Marstal rüber.“ Das liegt in Dänemark.
„Und als ich dort ankam, wehte das mit sieben, Gott sei Dank ein bisschen mit raumschots, und dann kriegte ich die Kiste auf jeder zweiten, dritten Welle immer zum Surfen. Ich düste immer so 100 Meter auf der Welle längs. Mach das doch mal mit einem anderen Boot. Ich fühle mich mittlerweile in dem Boot so sicher, und ich habe auch keine Angst, mit dem Ding über See zu gehen.“

Diese Verlässlichkeit und Vielseitigkeit der Hansa-Jolle begeistert viele. Ihre Schlupfkajüte hat zwei Schlafplätze, ihr Mast kann mit wenigen Handgriffen für Brückendurchfahrten gelegt werden. Sie ist gebaut für das einfache Vagabunden-Leben auf dem Wasser, wie sich ihr geistiger Vater Henry Rasmussen die Freizeitschifffahrt vor 75 Jahren vorgestellt hat.
Die Hansa-Jolle ist klassisch dreiviertelgetakelt. So baut das Großsegel den meisten Druck auf. Als Daysailer ist die Mikro-Yacht in wenigen Minuten einsatzbereit. Auch ihr Rigg hat Rasmussen denkbar einfach gestaltet. Ohne Saling, ohne Jumpstag steht es einfach mit zwei Oberwanten abgestagt an Deck in einem Mastfuß.
Zum Manövrieren genügen zwei Paddel
Die außen laufenden Fallen lassen sich zum Beispiel am Mastfuß umlenken und auf Klemmen an der Vorderkante des Kajütdaches beidseitig des Schiebeluks belegen. Die Vorsegel werden an Stagreitern gesetzt. Alle wichtigen Trimmeinrichtungen sind zurüstbar: Unterliekstrecker, Achterstag und Baumniederholer.
Entspannt sitzt man bei wenig Wind als Rudergänger auf der hinteren wegnehmbaren Querducht, die Crew auf dem klappbaren Seitensitz. Ein Außenborder lässt sich anbringen. Muss aber nicht, da der kleine Rumpf mit zwei Stechpaddeln gut manövrierbar ist. Mehr Überblick, aber auch wenn Gewicht auf die Kante gebraucht wird, hat man auf den Deckgrätings.
Die Fockschot wird doppelt umgelenkt und durch eine Öffnung im Süll bedienfreundlich auf eine Klemme geführt. Die theoretische Rumpfgeschwindigkeit liegt bei 5,35 Knoten. Seine Stabilität erhält Rasmussens Schöpfung durch eine feste Flosse und darin befindlichen Ballastkiel von 150 Kilogramm Gewicht. Spätestens ab fünf Windstärken, oder wenn das Leedeck durchs Wasser zieht, wird gerefft.
Ein Kommentar
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