Erdmann und Gebhard segelten Hansa-Jolle
Auch die prominenten Weltumsegler Wilfried Erdmann oder Rollo Gebhard sind beide Hansa-Jolle gesegelt. Während Erdmann 2003 mit seinem damals knapp 50 Jahre alten Exemplar die Eindrücke auf einer über 1.200 Seemeilen langen Reise entlang der deutschen Ostseeküste und durch die Mecklenburger Seenplatte zu Papier brachte und in einem Buch veröffentlichte, soll Gebhard schon 1959 sogar durchs Mittelmeer bis nach Tunesien und durch das Rote Meer bis in den Golf von Aden gesegelt sein.

Wer noch dem ursprünglichen Naturerlebnis im Schlafsack und auf der Luftmatratze oder Isomatte ähnlich wie im Jollenkreuzer oder auf der Wanderjolle etwas abgewinnen kann, dem bietet die gut 2,30 Meter lange und ca. 70 Zentimeter hohe Kajüte zwei trockene Schlafplätze unter Deck. Hier ließen sich unterwegs auch die See- und Schlafutensilien trocken aufbewahren.
Weiterer Stauraum findet sich in der Achterpiek. Mit Hilfe einer Kuchenbude (Persenning) über dem Cockpit ließe sich der „Wohnraum“ an Bord noch erheblich erweitern, wobei zwei kleine Schränke und Klappsitze sogar einen gewissen Wohnkomfort suggerieren. Ein mobiler Campingkocher sollte reichen, um sich wenigstens einen Kaffee oder eine Suppe kochen zu können.
Nationale Regatta-Karriere ab 1960
Zuerst als Werftklasse wurde das Schiff 1960 als Nationale Klasse des DSV anerkannt und bis 1969 in Vollholz beplankt weitergebaut. A&R hat insgesamt 216 Hansa-Jollen gebaut, alle geplankt. Damit endete (fast) die Vollholz-Ära. Ab 1977 baute die Bootswerft Mader über 20 Boote in GFK, stieg aber nach vielen Querelen mit der Klasse wieder aus.

1981 entstanden noch einige Einheiten mit einem etwas verlängerten Aufbau in formverleimter Bauweise durch die nicht mehr existente Werft Sailux. Zwischen 1988 und 2002 entstanden vier formverleimte Hansa-Jollen durch den Bootsbauer Godehard Lax. in Ab 2002 konnte der inzwischen ebenfalls aufgelöste Betrieb Zosel Yachtbau in vier Jahren einige wenige Einheiten, wieder in Vollholz, abliefern.
Auch heute als Neubau erhältlich
Und wer will, kann auch heute noch ohne Aufwand eine Hansa-Jolle kaufen: Seit Mitte der 1990er Jahre bietet die ansässige Werft Fricke & Dannhus aus Hüde am Dümmer See den Kielschwerter mit GFK-Rumpf und Sperrholzdeck oder auch mit einem formverleimten Rumpf und Holzausbau an.

Der Markt bietet aber auch immer wieder gebrauchte, teils bestens gepflegte Hansa-Jollen an. Für gut erhaltene Klassiker von A&R müssen Interessenten schon mal gern 15.000 bis 20.000 Euro bereithalten. Kunststoffeinheiten mit Holzausbau oder formverleimte Exemplare sind noch deutlich teurer. Gut erhaltene GFK-Bauten zum Lossegeln sind bereits für um die 10.000 Euro (ohne Trailer) erhältlich.
Auf der Website der Klassenvereinigung sind regelmäßig Gebrauchtboote annonciert. Die KV hilft auch bei Sachfragen, vermittelt Experten und organisiert Termine.
Unterschiedlich gebaut, vergütet gewertet
Gegenwärtig werden fünf unterschiedlich gebaute Typen der Hansa-Jollen gesegelt, die sich auch zu bundesweit von der Klassenvereinigung organisierten Regatten treffen. Diese segeln dann je nach Baujahr und -art ohne Stress, wie von offizieller Stelle bestätigt wird, vergütet gegeneinander.
Bei der Geschwindigkeit gibt es nämlich Unterschiede. Zum Teil sind die materialbedingt, was sich auf Gewicht und Trägheitsmoment auswirkt. Die Kunststoffboote haben daher einlaminierte Zusatzgewichte. Die Yardstickzahlen reichen von 120 bei A&R-Booten mit Holzmast bis zu 114 bei den reinen GFK-Einheiten von Mader.
„Aber auch bei den original ausgestatteten A&R-Schiffen wird aktuell sichtbar, dass passend geschnittene Segel sie deutlich schneller machen und sie ganz vorne in der Spitzengruppe mitmischen können“, erklärt Dietmar Schwarzpaul, Flottenobmann der Reviere Sorpesee/Biggesee/Möhnesee, auf Nachfrage von float.
Technische Daten Hansa-Jolle
Länge: 5,85 m
Breite: 1,65 m
Tiefgang: 0,55 bis 1,00 m
Gewicht: 510 kg
davon Ballast: 160 kg (ca. 31 Prozent)
Besegelung: Groß (10,5 qm), Fock (4,0 qm), Genua (7,5 qm)
Kajüthöhe: maximal 0,76 m
Außenborder: bis 5 PS
CE-Kategorie: C (küstennahe Gewässer)
Jubiläums-Regatta kommt Ende Juli
Die kleine und mit 15-qm-Fahrtenbesegelung auch von einer leichten Crew beherrschbare Kielschwertyacht ist als Klassiker auf vielen Revieren in Deutschland beliebt. Nicht nur als Regattaboot genießt die Hansa-Jolle große Anerkennung. Mit ihr können auch bemerkenswerte Reisen unternommen werden.
Die Hansa-Jolle ist leicht zu trailern. Durch ihr aufholbares Schwert erschließen sich Reviere, die von größeren Yachten nicht angesteuert werden können.
Beim Norddeutschen Regatta-Verein begann 1947 die Erfolgsgeschichte der Hansa-Jolle. Hier soll somit anlässlich des 75. Jubiläums des Bootes und als Höhepunkt des Jahres am 30. und 31. Juli auf der Alster der Deutschlandpokal ausgesegelt werden.
Ein Kommentar
[…] Ein schöner, ausführlicher und sehr informativer Artikel ist dazu nun im Onlinemagazine Float auf deren Seiten veröffentlicht worden. Michael Krieg beschreibt den Werdegang und die […]