Mit dem Börteboot werden vor Helgoland die Passagiere der Seebäderschiffe zu den Landungsbrücken auf der Insel übergesetzt. Die Boote aus massivem Eichenholz sind rund zehn Meter lang, drei Meter breit – und seit heute Teil des so genannten deutschen Kulturerbes. Mit einem Tiefgang von rund einem Meter und acht Tonnen Gewicht ist das Börteboot, das es so nur auf Helgoland gibt, eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt.
Zuvor war einiges an Überzeugungsarbeit notwendig. Zuletzt waren im September zehn Börteboote von Helgoland aus Richtung Berlin gestartet, um dem Anliegen in der Politik Nachdruck zu verleihen. Über die Nordsee und die Elbe ging es, 100 Kilometer weit täglich, bis nach Berlin – über Uelzen, Wolfsburg und Magdeburg. Heute hat die zuständige Kultusministerkonferenz die Aufnahme der Boote ins immaterielle Kulturerbe Deutschlands bekanntgegeben. Das ist nur der erste Schritt: Die UNESCO-Anerkennung als Weltkulturerbe steht noch aus.
Weniger als ein Dutzend Boote sind heute noch im Einsatz. Beim so genannten Ausbooten finden 40 bis 50 Passagiere während der kurzen Fahrt im Börteboot vom Seebäderschiff zur Insel Platz. Viele Schiffe legen heute allerdings direkt am Helgoländer Hafen an. Eine maritime Tradition droht überflüssig zu werden. Wirklich?

Helgoländer verteidigen Börte-Pflicht
Die Bauweise der Börteboote ist eine Besonderheit: Während die oberen Plankengänge in Klinkerbauweise gebaut sind, ist das darunter befindliche Unterwasserschiff in Kraweelbeplankung gearbeitet. Mit dem innenliegenden Dieselmotor sind sie relativ stark motorisiert.
Während der Sommersaison dürfen auf Helgoland die Seebäderschiffe, mit Ausnahme der auf der Cuxhaven-Route verkehrenden „Helgoland“, nicht im Hafen der Hochseeinsel anlegen. In der Wintersaison legt das Fährschiff aus Cuxhaven, das dann die einzige regelmäßige Schiffsverbindung zum Festland darstellt, im Südhafen an. Bestrebungen, die Börte-Pflicht für Seebäderschiffe abzuschaffen, konnten bisher durch die Helgoländer abgewiesen werden, da diese in der Börte eine wichtige Einnahmequelle sehen.
Ab 1952, dem Jahr der Wiederbesiedlung Helgolands nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde auch das Börteboot wieder gebaut. Die heute eingesetzten Boote sind vor allem aus den 1960er und 1970er Jahren. Viele der Boote wurden von der Hatecke-Werft an der Unterelbe gebaut, die auch das Winterlager und die Reparaturarbeiten übernimmt.

Woher kommt der Name Börteboot?
Ein Mann von Helgoland kann helfen, wenn es darum geht zu klären, woher der Begriff Börteboot kommt. Erich-Nummel Krüss, Kapitän a. D. und bis 1994 Betriebsleiter der Helgoländer Dampferbörte, weiß die Antwort. Auf der Website des rührigen Vereins zum Erhalt Helgoländer Börteboote e. V. gibt er es zu Protokoll.
Im 18. Jahrhundert hingen die Einkünfte der Helgoländer Seeleute zum größten Teil vom Lotsendienst auf Elbe, Weser und Eider oder von der Berge- und Hilfeleistung in Seenot geratener oder gestrandeter Schiffe ab. Als Helgoland 1714 zu Dänemark kam, wurden der Insel hohe Steuern aufgebürdet. An die königliche Kasse musste ein Zehntel der Lotsgelder abgeführt werden. Nun wurden die Lotsenfahrten in Reihenfolge ausgelost. Und diese Regelung wurde „Börte“ genannt.
direkt zum VideoDas Wort wurde mit aller Wahrscheinlichkeit aus der Flussschifffahrt übernommen. Denn Reihenschifffahrt nannte man – beispielsweise auf dem Rhein – auch Beurt-Schifffahrt, oder eben Börte-Schifffahrt. Es bedeutete also schlicht „an der Reihe sein“. Auf gut Helgoländisch: „Ik ben uun’e beert.“ Also: „Ich bin (jetzt) dran.“