Trend Nummer 1 ist der Boom der Alu-Boote. Immer mehr Werften produzieren die robusten Leichtmetall-Boote. Entsprechend viele aus Aluminium gefertigte Motorboote aus Finnland sind als Premieren auf der Vene Bat zu sehen. Der zweite Trend sind komfortable Familienboote. Damit rollen Werften wie Targa den Markt auch international auf. Oder sie wollen dies, wie mit der Marke Grandezza, in Zukunft gegen die starke Konkurrenz gerne tun. Trend Nummer 3 ist eigentlich eine Delle in der Statistik. Ursache dafür sind die finnische Nobel-Segelyachtmarke Swan und der Inselstaat Malta, aber dazu später mehr. Die Jury des Best of Boats Awards war vor Ort, darunter die float-Crew.
Alle setzen auf Alu
Finnische Bootsmarken, die in Helsinki neue Boote für das Modelljahr 2018 präsentieren, sind Alutroll mit der 535 ULC, AMT, Axopar mit der 28 AC, Buster, Falcon, Faster mit der 460 TH und der 625 SC, Grandezza, Marino mit einer neuen Torqeedo-Version der Mustang, Nord Star, Silver, Suvi mit der 48 Kelo, die Suomi 480 und Targa.
Die meisten Aluboot-Neuheiten, die wir in Helsinki sehen, haben ein GFK-Deck, das sie optisch wie klassische Freizeitboote erscheinen lässt. Meist fünf bis acht Meter lang, werden die finnischen Alu-Motorboote vor allem in die nordischen Nachbarländer exportiert, wie Christopher Walgren von Silver Boats berichtet. Deutschland und die deutschsprachigen Länder seien ein Markt, so sagt Walgren, der sich noch entwickelt, aber viel Potenzial habe. Vor allem auf den Seen sind Silver Boote bei Sportfischern beliebt.

Neu sind die Silver Fox Avant und Silver Fox BR. Der Rumpf des neuen Fox-Bowriders ist eine Neuentwicklung dessen Maße den Innenraum wesentlich geräumiger machen gegenüber dem Vorgängermodell. Den neuen silbernen Fuchs BR haben wir schon auf der boot Düsseldorf kennengelernt, die Avant-Version sehen wir in Helsinki zum ersten Mal: Auch hier gibt es zum neu gestalteten Aluminium-Rumpf die sportbootgerechte GFK-Innenschale. Die breite Seitenkonsole bietet Fahrer und Mitfahrern guten Schutz, während es links davon auf das relativ große Vordeck geht.

Komfort in Leichtmetall
Buster ist schon länger aus der Klasse der Arbeits- und Angelboote herausgewachsen. Ein heißer Kandidat für die Finalisten-Runde des Best of Boats Awards 2018 ist die Buster Phantom Cabin, die während der Vene Bat von CEO Anders Kurtén der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde. Die aus Aluminium gefertigte Phantom Cabin basiert auf dem Rumpf der offenen Buster Phantom. Nun hat das geräumige, seetüchtige Boot eine Kajüte bekommen.

Das erschließt der Phantom ein komplett neues Anwendungskonzept, nämlich „Luxurious Commuting“ (Pendler-Boot). Es bietet angenehmen Aufenthaltsraum für acht Personen. Mit zwei Außenbordmotoren mit je 300 PS von Yamaha erreicht das Boot über 53 Knoten, da ist man schnell von A nach B gefahren. Komfortabler ist die Marschfahrt bei 25 bis 40 Knoten. float hat bereits die offene Version vorgestellt und wird das Boot beim Finnboat Floating Event 2018 testen.
XO Boats war in Helsinki vertreten mit der XO 360 Evo 2. Die eigentliche Premiere 2018, die neue XO Explorer, fehlte. Dafür zeigte die XO-Crew Mut zur Lücke: Da die Baunummer 1 bereits auf dem Weg zum Testcenter in Poole war, konnten sich die Besucher – auf einer leeren Fläche mit den Grundmaßen der Explorer – per 3D-Brille einen Eindruck vom Boot verschaffen.

Größer denken
Eine Neuheit blieb auf der Helsinki Boat Show unsichtbar: Es war die angekündigte Grandezza 37 von Finn-Marin. Zu sehen war auf der Messe statt dessen die Grandezza 34 – eine optisch elegante und leichtfüßig wirkende Flybridge-Motoryacht. Mit der größeren Variante will die Werft der Konkurrenz aus Kontinentaleuropa die Stirn bieten. Präsentiert wird die Grandezza 37 zur Inwater-Show im August.

Ebenfalls als Neuheit gezeigt wurde die Nord Star 42 Patrol. Das Zweikabinen-Schiff mit Pilothouse und Flybridge als Option ersetzt die beiden Modelle Nord Star 37 Patrol und Nord Star 40 Patrol.
Targa von Botnia Marin ist eine der bekanntesten finnischen Bootsmarken. Optisch eher konservativ, gelten die Commuter-Boote als extrem stabil. Rumpf und Deck der neuen Targa 27.2 wurden gegenüber dem 1991 eingeführten Vorgänger Targa 27 und der 27.1 komplett überarbeitet, so dass ein völlig neues Boot entstanden ist. Das Pilothouse wurde geräumiger in Breite und Länge und bietet mehr Platz mit vier komfortablen Kojen.

Von GFK zum Aluminium
Der in Deutschland sehr bekannte Hersteller Bella Veneet Oy setzte bis vor kurzem bei Rümpfen ausschließlich auf Glasfaser. Mit der neuen, als eigener Marke vorgestellten Falcon-Serie kommt erstmals eine Motorboot-Reihe mit Aluminiumrumpf und GFK-Aufbau des Herstellers aus Kuopio auf den Markt. Vier Modelle stellt die Werft vor. Zu sehen waren in Helsinki das kleinste und das größte Modell: der große Bowrider Falcon BR 8 und die kompakte Falcon BR 5. Die beiden offenen – und vermutlich sehr seetauglichen – Boote zeigen sich optisch und bei der Ausrüstung im bekannt behaglichen Standard der Werft. Händler für Deutschland sind auf der Werft-Website noch nicht verzeichnet.
Die AMT 175 BR gibt es nun in zwei Rumpfvarianten: als GFK-Boot und mit einer Rumpfschale aus Aluminium. Der kompakte Bowrider wird im Paket mit Honda-Außenbordern mit 50 bis 80 PS angeboten.
Finnland als Testmarkt für die Welt
Bella-Exportchef Tapio Ekola begleitet gerade die Markteinführung der neuen Falcon-Serie. „Finnische Boote müssen sich erst einmal in Finnland durchsetzen, bevor sie in den Export gehen.“ sagt er. „Schließlich sind unsere finnischen Kunden allesamt absolute Experten, wenn es um Boote geht – oder ums Fischen.“
Beobachtet man diese Experten während der Vene Bat an den Messeständen, sieht man: Die guten Rümpfe werden seltener betrachtet als ergänzende Anbauteile, Ausstattung und Ausrüstung. Im Mittelpunkt stehen häufig die Angelboote mit fünf bis sieben Metern Rumpflänge, nur selten länger. Ein schönes Bild: Um Rutenhalter und Ruder rotieren die finnischen Besucher – nach links, rechts, oben und unten. Ständig miteinander kommunizierend. Die Hälse verdreht, die Rücken gedehnt, die Knie gebeugt.

Auch die Juroren des Best of Boats Awards waren nach Helsinki gekommen, darunter die float-Crew. So lag die Aufmerksamkeit auch bei den BOB-Finalisten 2017, die sich hier präsentierten. Zu sehen waren die Award-Gewinner Delphia 1200 BluEscape (Best for Travel 2017), die Finnmaster Husky R5 (Best for Beginners 2017) und die Jeanneau Leader 33 (Best for Family 2017). Insgesamt kamen sechs BOB-Finalisten aus Finnland – eine Rekordzahl. Neben den Gewinnern waren dies die AMT 175 BR und die Faster 625 SC (Best for Beginners), die Bella 620 C (Best for Family) sowie die Alucat W8 und Silver Shark BRX (Best for Fishing).
Zwei Tage auf der Vene Bat, aus der Perspektive der Juroren des Best of Boats Awards:
Die meisten Neuheiten in Helsinki sind Motorboote aus Finnland. Und doch war ein Schwan der Star der Vene18Båt. Die neue Club Swan 50 ist mit fast 1,5 Millionen Euro Kaufpreis eines der größten und auch das teuerste Exponat der Vene Bat. Das führt direkt zu Trend Nummer 3, der eigentlich eine Delle in der Statistik ist.
Denn das Haupt-Exportland für finnische Boote, was den Umsatz betrifft, war 2017 Malta. Das Lands ist eine typische Destination für hochpreisige Segelyachten wie die von Baltic und Nautor Swan. Wie stark nur acht Boote die Statistik beeinflussten, konnte Jarkko Pajulaso, Geschäftsführer des Branchenverbands Finnboat, erklären.

Die Branche wächst
Jarkko Pajusalo, der Geschäftsführer des Branchenverbands Finnboat, erklärt, dass die Messe entsprechend den Wachstumsraten der finnischen Bootsindustrie mitwächst. Das sind für die ersten elf Monate von 2017, über alles betrachtet, satte 8,2 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr. Ein paar Zahlen von der Pressekonferenz am ersten Messetag: 3.578 Boote wurden letztes Jahr in Finnland neu registriert. 9.184 gingen in den Export, davon fast 8.000 nach Schweden und Norwegen. Nach Deutschland wurden 263 Boote eingeführt.
Das Hoch über Helsinki hat vor allem zwei Gründe. Die Popularität von Booten aus Aluminium nimmt stetig zu. Diese werden in Finnland seit 1955 gebaut. Der Werkstoff selbst kommt bis heute aus dem Ausland. Zum anderen verkaufen sich sehr große, qualitativ hochwertige Segelyachten wie die von Nautor Swan wie geschnitten Brot auf dem Exportmarkt. Wird eines dieser Luxusschiffe verkauft, macht sich das statistisch bemerkbar.
Acht Exportboote fanden den Weg nach Malta, für 71.800.000 Euro. Das sind rund zwei Drittel der Summe, die 8.000 Bootsexporte in die Nachbarländer Schweden und Norwegen eingebracht haben. Das erklärt, warum der Inselstaat Malta 2017 unerwartet Exportland Nummer 1 für die finnische Bootsindustrie wurde.