Was für ein Riss! Entschieden muss man sein, um sich so weit vorzutrauen im Bootsbau. Provozieren wollen, neu denken, funktional und radikal. Das Alte hinterfragen, um das Neue definieren zu können. Denn nicht die sanften Umdeutungen haben den Bootsbau verändert, sondern immer nur die gewagten Visionen, die neu gedacht wurden – so wie bei der Sunbeam 32.1. Auf der Boot & Fun Berlin ist die Neuheit in Halle 27, Stand 120 zu sehen.
Bodensee, Anfang Oktober, die Sonne strahlt. Ich bin mit Technikchef Manfred Schöchl und dem Sunbeam-Händler Dirk Weißenborn von Bootspunkt auf dem Wasser und segele den neuen Wurf von Sunbeam Yachts, die Sunbeam 32.1. „Wow, cooles Design!“, rufen uns zwei Frauen von einem Daysailor herüber. Zwei Schweizer versuchen uns bei Leichtwind zu schlagen, nach einer Weile schaffen sie es. Aber ihr Boot wiegt höchstens ein Viertel der Sunbeam, die trotzdem mit der Leichtigkeit eines Daysailors anspringt.

Auf dem Bodensee, wie auf vielen anderen Seen, ist das wichtig, denn selten hat man hier den perfekten und steten Wind, sondern segelt oft bei Leichtwind. „Für den Bodensee ist die Sunbeam 32.1 perfekt“, sagt Dirk Weißenborn. Er kennt das Revier aus dem Effeff. Bei leichtem Druck im Segel von Doyle zeigt die Segelyacht ihre guten Segeleigenschaften. Das Tempo entspricht in etwa der Windgeschwindigkeit.
Rückblick, am selben Ort: Am Tag zuvor haben wir eine frische Brise mit 4 bis 5 Bft (15 bis 17 Knoten). Wir segeln mit Groß und Fock und sind am Wind über 7 Knoten schnell, dann müssen wir reffen. Das geht schnell dank der Automatikwinsch. Manfred Schöchl steht am Ruder und beobachtet aufmerksam den Bug bei diesen Windverhältnissen. „Der Rumpf darf sich bei Lage bei 30 Grad nicht mehr als 3 Grad in Richtung Bug vertrimmen.“ erklärt der erfahrene Regattasegler. Mit anderen Worten: Sobald das Boot die Nase reinsteckt, wandert der Lateralschwerpunkt nach vorne und das Boot schießt in den Wind.
Der Bug bleibt bis auf ein paar Spritzer trocken und Manfred Schöchl ist glücklich. Die vorberechneten Daten stimmen fast zu 100 Prozent mit der Praxis überein, sagt der Bootsbauer. Die längsten Diskussionen haben Werft und Yachtdesigner Jernej Jakopin von J&J Design um den Bug geführt – bis er so war, dass die Performance und das Design stimmten.
Das Konzept – eine Frage der Anwendung
Bisher hatte sich die Nutzung eines Segelboots ausschließlich dem Segeln unterzuordnen. Die Sunbeam 32.1 ist dagegen komplett neu gedacht. Kein Platz im Bug? Braucht der Segler nach traditionellem Verständnis nicht, er segelt ja – und das den ganzen Tag. Danach geht er unter Deck, kocht etwas und zieht sich nach dem Essen müde in seine Koje in der Vorschiffskajüte zurück. Gäste schlafen in den engen Achterkojen. Das war einmal, sagt Gerald Kiska, der Designer der Sunbeam 32.1.